MaxFun Sports Laufsport Magazin
Umgekehrtes Doping
Das Urteil des internationalen Sportgerichtshofs Cas ist – sogar laut deren VertreterInnen – zwar diskriminierend, dennoch notwendig. LäuferInnen, die zwischen 400m und der Meile starten, also auf der Mittelstrecke (so zumindest kann man es nachlesen, eigentlich gehören die 400m noch zur Sprintabteilung, aber vielleicht hat sich das nun auch geändert), dürfen nicht mehr als fünf Nanomol pro Liter körpereigenes Testosteron vorweisen. Ist der Wert höher, müssen Medikamente, die selbigen senken, eingenommen werden. Umgekehrtes Doping sozusagen.
Warum das Ganze?
Weil z. B. Caster Semenya, die Ausnahmeläuferin über 800m, einen Rechtsstreit ausgefochten hat gegen den Leichtathletikverband IAAF, diesen allerdings gerade eben verloren hat. Die Südafrikanerin war vor zehn Jahren wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte bei den 800-m-Weltmeisterschaften in Berlin gleich einmal Gold gewonnen. Bei der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich statt der 18-jährigen, frisch gebackenen Weltmeisterin, aber der Generalsekretär des Weltverbandes IAAF, Pierre Weiss, und bekundete (nicht nur seine) Zweifel daran, ob es sich bei Semenya um eine Frau handelte.
Natürlich handelte es sich um eine Frau, man hatte Semenya bereits vor dem Start dahingehend untersucht; nun sind zehn Jahre vergangen und kaum einer, dem die hyperandrogene Erscheinung (das bedeutet, dass eine Frau soviel männliches Testosteron produziert, dass sie sportliche Leistungen auf dem Niveau von Männern erbringen kann) nicht irgendwann einmal sauer aufgestoßen war. Unglaublich eigentlich in der heutigen, ach so liberalen Zeit, irgendwie verständlich allerdings auch, sieht man das Ganze durch die Augen der (doch meist) weiblicher anmutenden Konkurrentinnen.
Schwenk
Usain Bolt siegte quasi nach Belieben, Michael Phelps ebenfalls, beide sind aufgrund ihrer Anatomie eindeutig im Vorteil gewesen. Eliud Kipchoge rennt seit vielen Jahren die Konkurrenz in Grund und Boden, Marcel Hirscher fährt seine Konkurrenz ebenfalls seit acht Jahren in Grund und Boden; diese Superstarts sind und waren doch von ihrer Genetik her eindeutig im Vorteil gegenüber ihren Gegnern, warum schreit da niemand auf und sagt, man müsse für faire Bedingungen sorgen? Die Antwort ist einfach; weil alle Menschen – Gott sei Dank – unterschiedlich sind, man kommt auf die Welt, kann dies und das gut, dies und das schlecht, dies und das ausgezeichnet, dies und das gar nicht; man wird so und so groß, ist eher Sprinter oder Ausdauertyp, hat einen athletischen Körperbau oder eher eine leptosome Gestalt. Man ist hervorragender Sänger oder vergrault mit seinem Gemaunze sogar die letzten Ratten im Keller etc. „Faire Bedingungen“? Gibt es nicht, von Anfang an nicht. Der eine rennt 2h01Min39s, der andere benötigt fünfeinhalb Stunden, beide rennen Anschlag. Der wieder andere darf nicht einmal daran denken, einen Marathon absolvieren zu wollen.
Was soll also das ganze Theater?
Caster Semenya ist eine Frau, das ist nachgewiesen, basta. Zugegebenermaßen sieht die Südafrikanerin sehr männlich aus, doch das tun andere Frauen im Spitzensport auch. Wohin soll die „Fairness-Reise“ gehen? Dürfen ab jetzt nur noch 10000-m-Läufer mit einer maximalen VO2max von 75ml/kg/min an den Start gehen? Dürfen Gewichtheberinnen ab jetzt nur noch starten, wenn ihre Unterarm-Oberarm-Relationen einem Verhältnis von x:y-1 entsprechen? Dürfen Schwimmer in Zukunft nur noch an internationalen Wettkämpfen partizipieren, wenn sie maximal 1,93m groß sind? Dürfen Basketballspieler nur noch spielen, wenn sie die 2,00-m-Marke nicht (oder doch, damit alle „sehr groß“ sind…) überschreiten?
Sport wird nie fair sein, denn wir kommen alle so auf die Welt, wie wir eben auf die Welt kommen. Caster Semenya hatte es bislang ohnehin sicherlich nicht ganz leicht in DIESER Welt; das Urteil mag ihre Konkurrenz ein wenig beruhigen, konsequent zu Ende denken darf man die Sache allerdings nicht
Link: www.maxfunsports.com