MaxFun Sports Laufsport Magazin
Fairplay ist gefragt
Dieser Tage kann man wieder lesen und sehen, was man eigentlich nicht wahrhaben möchte – es geht um Doping, genauer gesagt um „Moto-Doping“, im Netz kursieren Videos von Radprofis, die stürzen und deren Hinterräder sich weiterdrehen als träten sie in die Pedale wie wahnsinnig. Gleich kommen dem kritischen Beobachter Gedanken an vergangene Dopingskandale, an Dopingsünder und daran, wie schlecht doch die (Sport-)Welt ist. Aber ist dem wirklich so, ist ein Generalverdacht stimmig und wo kann jeder einzelne von uns ansetzen?
Jeder, der schon mal bei einem Volkslauf teilgenommen hat, weiß, dass man, so man stets den kürzesten Weg nimmt, schneller im Ziel ist, als wenn man jede Kurve ganz außen läuft. Reine Mathematik, da brauchen wir nicht lange drum herumreden. Aber was versteht man unter dem „kürzesten Weg“? Beziehungsweise, ab wann wird aus dem „kürzesten Weg“ ein Regelverstoß? Ist es noch ok, wenn man – anstatt den offensichtlich gedachten Streckenverlauf auf der Straße – doch den etwas kürzeren über den Gehsteig nimmt? Ist es ok, wenn man beim Triathlon teilweise ein Stückchen geht, auch wenn der Veranstalter im Vorfeld klipp und klar gesagt hat, dass Watscheln im Neusiedler See verboten ist? Es geht doch nur um ein paar Meter. Ist es ok, wenn man bei irgendeinem Radmarathon kurz im Windschatten eines Traktors fährt, nur um wieder zur Gruppe, die einen gerade eben am Berg abgehängt hat, aufschließen zu können?
Betrug bleibt Betrug
Die Antwort kann sich nur jeder selbst geben. Wer sich nicht selbst (und alle anderen, die diese Regelverstöße nicht sehen konnten) belügen möchte, muss schon wissen, dass dies all Beispiele für „Non-Fairplay“ sind. Punkt! Wer drei Meter weniger läuft bei einem Halbmarathon, der betrügt. Punkt! Wer anstatt zu schwimmen geht, betrügt. Punkt! Wer Moto-Doping oder Dopingpraktika anderer Art betreibt, betrügt. Punkt! Nur die Ausmaße des Betrügens sind (doch recht) unterschiedlich. Wer zum dritten Mal hintereinander mit den Fingerspitzen in den relativ harten Sandboden des „Meeres der WienerInnen“ gehaut hat und beschließt, die (zu) seichte Stelle im See zu „umgehen“, betrügt sicherlich weniger als der, der sich Stoff um tausende Euro pro Jahr injizieren lässt. Wer zwanzig Meter hinter einem Traktor herfährt, betrügt sicher auch weniger als der, der mit Motor cruist.
Die Geschichte ist doch die: wir alle betrügen/belügen ab und an – nur wir selbst können über uns urteilen. Und wer am Ende des Tages noch in der Lage ist, sich ohne Wenn und Aber in den Spiegel zu sehen, wird letztendlich glücklich sein. Diejenigen, die mit Elektromotoren ihre 180er bei diversen Ironmans bestreiten (weil ohnehin nie jemand deren Bikes kontrolliert), diejenigen, die verdammt viel Luft bekommen und Marathon-Bestzeiten ohne Ende aufstellen, diejenigen, die ihre Chips weitergeben und andere für sich laufen lassen (auch nur stückchenweise), die werden langfristig gesehen ein Problem bekommen. Und zwar mit sich selbst. Den Spitzensport lassen wir mal außen vor, denn Hand aufs Herz, lächerlicher geht es ja bald nicht mehr: wenn Rad- oder Triathlon-Profis elektrounterstützt dahinradeln, wenn Leichtathletikgötter ihre „Knapp-über-zwei-Stunden-Marathons“ mit quasi geschlossenen Mündern laufen oder nach einem super-laktaziden 1500-er ins Ziel kommen, ohne mit der Wimper zu zucken, dann hat´s was, oder?
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