MaxFun Sports Laufsport Magazin
Schwere Arme
Man sieht sie wieder herumgehen und -rennen, die Typen mit den „heavy hands“ in den Händen, die sich viel oder noch mehr davon versprechen. Was steckt dahinter? Was macht Sinn, was ist sinnlos, Fragen, die nach Antworten gieren, hier und heute ein paar Denkanstöße zu diesem Themenbereich.
Ein professioneller Läufer würde nie auf die Idee kommen, sich das Laufen an sich auf irgendeine Art und Weise zu erschweren. Ob es sich nun um Andrea Mayr bei einer ihrer Wahnsinns-Abschlusseinheiten in der Allee (wie und was sie trainiert hat, wird hier nicht veröffentlicht, der Autor dieser Zeilen stand nur bewundernd am Streckenrand und sah ihr zu, wie sie unterschiedlich schnell, aber immer verdammt schnell, hin- und herrannte) für den Olympischen Marathon handelt; oder um den UltraTrail-Ausnahmekönner Kilian Jornet, der natürlich das Notwendigste bei sich tragen muss, die Betonung liegt aber auf „das Notwendigste“. Nie im Leben kämen diese und/oder sämtliche andere Topläufer auf die Idee, Laufen mit dem Tragen von kleinen Hanteln, sinnlos überfüllten Rucksäcken oder sonst was zu kombinieren.
Umgekehrt sieht man aber gar nicht so wenige Menschen mit Zusatzgewichten laufen oder flotter gehen. Sie versprechen sich davon einen größeren Trainingseffekt, mehr „Fettverbrennung“ und unheimliche Hypertrophie in den oberen Extremitäten. Zugegeben, der Trainingseffekt ist, so man genau gleich schnell läuft wie ohne Zusatzgewichte, größer, klar, weil man mehr Gewicht mit sich schleppen muss und daher eine höhere Herzfrequenz hat. Ist einem überdies einmal klar geworden, dass Fettverbrennung (also das klassische Abnehmen) nicht wirklich besonders verwandt mit dem Fettstoffwechsel ist, kann man sich dem ersten Terminus widmen; natürlich verbrennt man, wenn man irgendetwas mit sich herumschleppt, mehr Energie, was aber nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass diese aus den Fetten rekrutiert wird. Nachdem hauptsächlich ausdauermäßig sehr Untrainierte dieser „Trainingsform“ frönen, kann man davon ausgehen, dass diese noch keinen besonders ökonomisierten Fettstoffwechsel haben, ergo kommt die „Mehr-Energie“ aus den Kohlenhydratspeichern. Was aber für die negative Energiebilanz, die, so auch die Ernährungssituation angepasst wird, völlig egal ist, Hauptsache, man nimmt weniger zu sich als man verbraucht. Schöne, zarte, wohlgeformte Muskeln in der Oberarm-, Schulter- und Nackenpartie bekommt man auch eher weniger, wenn man mit sage und schreibe 0,5 oder 1,0-kg-Hanteln herumrennt. Eher totale Verspannungen in diesen Bereichen, und die, die über nicht so tolle Gelenke verfügen, eher Probleme mit diesen, weil die nicht einmal Gehen oder Laufen an sich und schon gar keine Ein- oder Zwei-Kilo-Mehrbelastung aushalten. Weil eben bei Ausdauer-Untrainierten, die abnehmen wollen, meist auch das Körpergewicht – no na – zu hoch ist.
Warum macht man es sich nicht einfacher? Wem sein Geh- oder Lauftempo von der Intensität her nicht reicht, soll einfach ein wenig an der Temposchraube drehen, auch dann verbrennt man mehr Energie. Wer zusätzlich etwas für seinen Oberkörper tun möchte, zaubere nach dem Lauftraining ein paar Liegestütz in den Garten und vollende sein Werk mit ein paar Crunches. Irgendwie erinnert das Ganze an Spinningstunden, bei denen das Treten in den Hintergrund rückt und stattdessen „sogenannte“ Liegestütz en masse auf dem Lenker gemacht werden. Auch hier ist die Belastung für den Oberkörper zu gering und es wird krampfhaft versucht, aus einer Grundbewegung – dem Treten – viel mehr zu machen. Somit kommen wieder einmal weder Fisch noch Fleisch heraus. Schuster, bleib bei deinen Leisten, Laufen ist Laufen, Radeln ist Radeln, Kräftigen ist Kräftigen…
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