MaxFun Sports Laufsport Magazin
Marathonmotivation
So was von unmotiviert, an Wettkämpfen teilzunehmen oder auch nur daran zu denken, unfassbar. Nicht einmal zu einem lockeren Joggerl konnte er sich aufraffen in letzter Zeit, weil das Wetter gar so schlecht, stürmisch, regnerisch, Hagel, Schnee, was sollte das eigentlich alles? War es um Weihnachten herum nicht um ein Eck wärmer gewesen? Hat da die Sonne nicht viel öfter geschienen? Ein wenig deprimiert, vielleicht sogar depressiv, zappte er herum, an diesem Abend spielte es wieder einmal nur, na, lassen wir das…Natürlich stolperte er über die Aufzeichnung des VCM´s des Jahres 2012, und dort blieb er dann auch.
Kein Geringerer als Haile Gebrselassie himself war dort im Bilde, als er versuchte, in neuem Format zu erscheinen. „Catch me if you can“ hieß dieses, Haile musste versuchen, die zwei Minuten vor ihm gestarteten Spitzenläufer einzuholen, um sie schließlich vielleicht noch ein wenig zu distanzieren auf seinem Weg zum Halbmarathonziel – während die (hoffentlich) Eingeholten letztendlich dem Ziel des ganzen Marathons entgegenstrebten. Mit seinem unnachahmlichen Stil, anfangs sogar lächelnd, so, wie man ihn halt kannte, flog der Äthiopier nur so über die Strecke, um die Spitze im Marathon bereits nach 12 Kilometern, irgendwo beim Naschmarkt, einzuholen und sofort stehenzulassen. Er fieberte ein fünftes, sechstes oder vierunddreißigstes Mal (irgendwann hatte er aufgehört zu zählen, wie oft er dieses Rennen im Rennen bereits gesehen hatte…) mit dem Wunderläufer mit, hoffte genauso oft, dass der 27-fache Weltrekordler diesmal unter 60 Minuten bleiben würde; was natürlich absolut illusorisch war, wusste er doch schon lange, dass Haile knapp über der Stunde bleiben würde. Was seinem Ruhm, seiner Eleganz, seiner beinahen Gottgleichheit aber auch beim vierunddreißigsten Mal so überhaupt keinen Abbruch tat. Der Veranstalter Wolfgang Konrad war auch bei dieser Aufzeichnung einem Herzinfarkt nahe, seine Stimme war genauso heiser wie all die Male zuvor, und ebenso erging es ihm.
Seit Wochen, eigentlich seit Monaten, kein ordentliches Lauftraining mehr intus, dann ein einziges Mal Haile G. in diesem legendären Rennen gesehen, und schon topmotiviert, sich doch noch eine Startnummer für den verdammt nahen VCM 2015 zu besorgen. Ganz ehrlich, wer braucht schon Training? Allein mit Gedankenkraft, mit starkem Willen, mit DIESER Motivationsspritze, müsste der Marathon am 12. April doch auch zu schaffen sein. Gut, von seiner Bestzeit wird er wohl sehr weit weg sein, aber was spielt das für eine Rolle. Haile war ja auch etwa eineinhalb Minuten über seiner Halbmarathonbestzeit, die damals Weltrekord bedeutet hatte, geblieben. Und so ähnlich fühlte ER sich jetzt auch schon, allerdings ohne einen einzigen Meter gelaufen zu sein…
Was blieb also in den letzten Tagen vor dem Marathon noch zu tun? Nun, ein wenig joggen, vielleicht am Wochenende noch einen seeeehr langsamen Long jog – bislang hatte er ja überhaupt keinen dieser Art absolviert – und gut essen und gut trinken. Vielleicht die eine oder andere Massage, geistig darauf vorbereiten, immer wieder an den Superlauf von Haile denken, das war´s, oder? Naja, nicht ganz, denn das mit der Anmeldung hat er dann doch nicht hinbekommen. Warum? „Teilnehmerlimit erreicht“. Eigentlich eh klar, wie konnte er nur auf die Idee kommen, dass man sich neun Tage vor dem Tag X für den Tag X anmelden konnte? Egal. Topmotiviert knallte er am Tag darauf zwanzig Minuten auf den Asphalt, im Sechserschnitt!
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