MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Dreistünder
Dass der lange Lauf im Training eine große Rolle spielt, ist bereits vielen klar. Vor allem, wenn man einen Marathon oder gar Ultralauf – also einen, der länger als Marathon oder mindestens 50km lang ist, da wissen die Definierenden nicht genau, wie sie den Ultra jetzt eigentlich definieren sollen – rennen will, sind die langen Langsamen in etwa so essentiell wie die Luft, die man zum Atmen braucht. Aber was ist eigentlich lang, was bedeutet dieser dehnbare Begriff?
Zunächst einmal sollte man sich vor Augen führen, dass ein sogenannter Dreistünder, also ein drei Stunden langer Lauf, auf Asphalt und in der Ebene eine gänzlich andere Belastung darstellt als ein Dreistünder irgendwo im Wald, auf weicher Erde, bergauf, bergab. Beide Läufe können unglaublich hart sein, keine Frage, aber Asphalt ist meist härter, ein drei Stunden langer Dauerlauf auf selbigem stellt nicht zuletzt für die Gelenke eine ungleich höhere Belastung dar als ein ebenso langer Dauerlauf im Schutz der Tannen und der Fichten. Selbst, wenn man Letzteren teilweise etwas zu intensiv läuft, denn Hand aufs Herz, wer fängt bei einer 33%igen Steigung schon an zu gehen, wir doch nicht, oder? Aber in den nachfolgenden Bergabpassagen, die vielleicht technisch extrem anspruchsvoll sind und die man dann doch gehen muss, sinken Puls- und Laktatwerte oft weit hinunter in den Keller oder gar bis ins viel tiefer gelegene Tal, das so finster nicht ist…Ernst beiseite, ein langer Dauerlauf stellt immer eine Belastung dar, und zwar für den gesamten Körper, zu dem ich an dieser Stelle auch die Psyche zählen möchte, ergo wird auch diese mit einem 3-h-Dauerlauf belastet.
Die nachfolgende Ermüdung bewirkt dann hoffentlich, dass man nicht unbedingt am nächsten Tag eine Spinningeinheit bei seiner Lieblingstrainerin absolviert, eh nur ganz oder halb locker, gut, ein paar Intervalle fährt man schon mit, man will sich ja nicht lächerlich machen vor den anderen…Man muss schon hochausdauertrainiert sein, um einen 3-stündigen Dauerlauf einfach mal so wegzustecken, aber die wenigsten von uns heißen Kilian Jornet, oder? Vernunft ist daher angesagt, nicht nur nach einem derartig langen Lauf, sondern auch davor.
Wie kommt man überhaupt dazu oder auf die Idee, drei Stunden am Stück laufen zu wollen/müssen? Nun, es können wenige von diesen wirklich langen Läufen auf dem Marathon-Trainingsplan stehen, dann nämlich, wenn man beim Marathon selbst auch nicht zu den Allerschnellsten gehört. Jemand, der selbigen in z. B. 4h30Min absolvieren möchte, muss im Training durchaus mal an die drei Stunden unterwegs sein, um sich an die Marathonbelastung selbst, die ja noch um einiges länger sein wird, zu gewöhnen. Aber zu oft wird auch der etwas langsamere Marathonläufer nicht so lange unterwegs sein im Training. Und er sollte – wie übrigens alle anderen Marathonläufer auch – diese lange Belastung behutsam – mit entsprechend kürzeren Trainingsläufen davor – vorbereitet haben. Natürlich sollte man, so man beispielsweise einen vollkommen flachen City-Marathon als Ziel hat, auch seine langen Dauerläufe so spezifisch wie möglich machen. Es spricht zwar nichts dagegen, wenn man den einen oder anderen „Langen“ irgendwo im Gelände läuft, generell sollte man sich aber schon auch an die spezifischen Bedingungen gewöhnen. Umgekehrt darf und soll ein Ultra-Trail-Läufer oder –Aspirant so viele Kilometer wie möglich in der Pampa absolvieren, denn dort will er ja auch am Tag X Erfolg haben.
Warum sonst noch lange Dauerläufe? Na wegen des Fettstoffwechsels, der sich ökonomisieren soll, und wegen der Mitochondrien und der Kapillaren und der Psyche und der Gelenksbelastungen, an die man sich gewöhnen muss. Und weil man ohnehin nicht wüsste, was man am Sonntag tun sollte.
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