Endlich ist es aufgegangen, das langersehnte Ziel. Diesmal hat man alles richtig gemacht.
Im Training, viel trainiert und hart, aber nicht zu viel, man war nie krank, bis auf den einen kleinen Infekt, der aber nach ein paar Tagen wieder verschwunden war. Nicht mal eine Trainingspause hat man machen müssen, verletzt war man auch nie, sonst hatte man in Marathonvorbereitungen ja immer zumindest kleine Sehnenreizungen oder wenigstens Knieschmerzen.
DIESMAL war alles gut gegangen, man hat auch nicht zu schnell begonnen, kam sich vor, als ob man schwebte, war irgendwie in Trance und erlebte erst die letzten Kilometer als richtig hart, schwer. Aber weil es eben schon die letzten waren, konnte man sich mit den Schmerzen gut arrangieren, ja sogar anfreunden, stand dann im Ziel, glücklich und zufrieden, alles erreicht, was man jemals wollte, und war doch leer, leer, weil man nicht wusste, wie oder ob es überhaupt weitergehen sollte. So ist das mit Zielen, die man erreicht. Auf der einen Seite die ungeheure Befriedigung, auf der anderen klarerweise die Frage nach dem Danach.
Wer z. B. seit zehn Jahren davon geträumt hat, endlich mal unter 3 Stunden zu laufen und dann 2h56 schafft, hat oft erst mal leichte Motivationsprobleme. Wer in einer solchen Situation nach der Regenerationsphase einfach weiter nichts macht und ausschließlich dem süßen Leben frönt, kommt vielleicht überhaupt nicht mehr hinein in den Trainingsrhythmus. Nicht mal mehr für Gesundheitssport reicht dann die Energie. Dabei gäbe es mannigfaltige Möglichkeiten NACH 2h56. Zum Beispiel die genüssliche Teilnahme an allerleih Cross- oder Erlebnismarathons, die teilweise durchs Hochgebirge, durch Flussbetten oder schlicht und einfach durch die Weltmetropolen dieser Erde führen. Warum nicht zum Marathontouristen avancieren? Oder wie wär´s mit einer Verbesserung der persönlichen Bestmarke über 5, 10 oder 21,1 km? Auch das hat was für sich, das Training hierfür sieht doch ziemlich anders aus als das für einen Marathon. Viele steigen nach einer erfolgreichen Absolvierung eines Marathons auch auf Triathlon oder gar Ironman um. Das ist allerdings nur Singles oder Menschen, die nicht allzu viel zu tun haben – beruflich ist hier gemeint – anzuraten. Die meisten anderen bekommen sonst alsbald leichte Beziehungsprobleme – privater oder auch beruflicher Natur – und „finden“ über kurz oder lang einen neuen Partner aus der Dreikampfszene; UND, nachdem sie auch ihren Job losgeworden sind (weil der Chef hundemüde Mitarbeiter, die an nichts anderes als die nächste Einheit denken, nicht brauchen kann), einen neuen Job in derselben Szene, etwa als Energy-Drink-Sales-MA.
Einige trainieren auch einfach weiter und verbessern dann Jahr für Jahr und Minute für Minute ihre Zeit, stehen dann irgendwann knapp unter 2h45 (Frauen um 2h55) an – was eine Superleistung darstellt, keine Frage – und sind einfach glücklich. Denn was spricht dagegen, ordentlich und mit Plan weiter zu trainieren, auch „wenn man es schon geschafft hat“? Nichts, für viele ist das Stecken eines neuen Ziels (auch wenn es „nur“ die Verbesserung von 2h52 auf 2h51 ist) Motivation genug, um nicht mit dem Training generell aufzuhören. Sie sehen also, dass es gar nicht so einfach ist, sein Ziel erreicht zu haben, Sie sehen aber auch, dass es „danach“ angenehm und sinnvoll weitergehen kann.
Christian Kleber (MAS)
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