MaxFun Sports Laufsport Magazin
Im höheren Sportalter suchen viele immer noch den Kick
Faris Al-Sultan hat es uns vorgemacht, viele andere wahre Sportgrößen auch. Erstgenannter vor nicht allzu langer Zeit, heuer im Sommer nämlich, nachdem er dreimal hintereinander bei Ironmanrennen aufgeben musste, aus verschiedenen Gründen, aber dennoch war ihm das Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende. „Wenn man nicht mehr das Messer zwischen den Zähnen hat und sich nur noch mit irgendwelchen Wehwehchen beschäftigt, muss man aufhören, so fair muss man sich und den anderen gegenüber einfach sein.“, meinte der Ausnahmetriathlet und Hawaii-Sieger von 2005. Eine andere unnachahmliche Größe der Leichtathletikszene war ebenfalls heuer zurückgetreten, Haile Gebrselassie, und das heuer im Mai, 26 Weltrekorde, unzählige Siege und sein auf alle überzuschwappen scheinender Optimismus haben sich eingeprägt, tief. Anzunehmen ist wohl, dass beide dem Sport auf unterschiedliche Art und Weise erhalten bleiben; anzunehmen ist aber auch, dass beide wohl nie mit dem Training aufhören werden, weil sie das wohl auch gar nicht wollen. Zumindest der Äthiopier will weiterhin seine 20-30 km/Tag laufen, um sich „fit“ zu halten.
Was hält andere aber davon ab, zurückzutreten? Es soll hier gar nicht ausschließlich um Spitzensportler gehen, es gibt sie ja auch im Hobbysportbereich, die, die sich quasi bis zu ihrem Dahinscheiden Woche für Woche irgendwo „hinstellen“, einen Wettkampf nach dem anderen absolvieren; und doch – zumindest ab einem bestimmten Zeitpunkt – immer langsamer werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Erstens kann niemand nach dem Erreichen seines persönlichen Leistungslimits weiter schneller und schneller werden, zweitens – und das hat oftmals mit dem ersten Punkt zu tun – wird man älter, und damit sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit. Umso verwunderlicher sind dann natürlich Leistungen von Athleten jenseits der 40, die immer noch in der Weltspitze mitmischen. Denken wir an Bernard Lagat, der mit 40 Jahren nach wie vor sauschnell unterwegs ist, denken wir an den Sieger der Spanien-Rundfahrt von 2013, Christopher Horner, dem dieses Kunststück im zarten Alter von 42 Jahren gelang oder denken wir auch an den Österreicher Wolfgang Wallner, der heuer wieder mal die österreichischen Bestenlisten anführt, im Marathon mit 2h32Min. Der Läufer aus Niederösterreich ist 50! Und natürlich an Gerhard Stitz (MaxFun Sports bat bereits zum Interview), der mit bald 60 Lenzen immer noch um die 37 Minuten auf 10 km rennt.
Aber das sind Ausnahmen. Für gewöhnlich geht es ab Mitte/Ende 30 – so man schon etwas länger „dabei“ ist, abwärts, und zwar ordentlich und mehr oder weniger unvermeidbar. Andere Dinge gewinnen an Wichtigkeit, das Bäuchlein wächst, der Ehrgeiz schwindet meist, aber eben nicht immer. Dann nämlich rennt man seinen Zielen buchstäblich hinterher, entfernt sich immer weiter von ihnen, versucht es wieder und wieder, es reicht allerdings nicht. Neue Ziele müssen her, die werden noch weniger erreicht, man schiebt es auf dies und auf das, und so weiter, und so fort. Warum tun sich so viele so etwas an? Nun, auf der einen Seite ist es wohl dieser Wunsch der Unvergänglichkeit, des ewigen Lebens und der ewigen Jugend. Auf der anderen Seite macht Sport durchaus süchtig, daher suchen viele selbst im höheren Sportalter immer noch den Kick, den man zweifelsohne erfährt, wenn man frühmorgens an der Startlinie steht. Allerdings haben viele dann eben kein Messer mehr zwischen den Zähnen und sind auch gar nicht traurig darüber, wenn´s wieder mal nicht funktioniert hat. Der Autor hält es da lieber mit Herrn Sultan, muss sich jetzt allerdings verabschieden, da ein knallhartes Intervalltraining wartet…
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