Ein Lauf am absoluten Limit, ein Sommer-Dreikampf hart an der Schwelle tut weh, saumäßig weh.
Ohne ein gewisses Mindestmaß an positivem Denken, an positiver Energie, ist das lebende Wesen antriebslos, ohne Motivation. Selbst das bloße Aufstehen fällt dann schon schwer, mitunter ist es gar nicht möglich. Sportler haben oft einen sehr großen inneren Antrieb, Dinge zu erledigen, und sei es "nur“, das tägliche Training zu absolvieren. Was genau irgendwann einmal der ausschlaggebende Punkt gewesen sein mag, dass man zu sporteln begonnen hat, ist für die meisten kaum bis gar nicht mehr nachvollziehbar. Der eine war dick als Kind, die andere hatte sportliche Eltern, beim dritten hatte der Lehrer große Vorbildfunktion.
Wer nun bei Wettkämpfen startet, kennt das Gefühl der psychischen Anspannung vor dem Start, das unfassbare Schwächegefühl physischer Natur knapp vor dem Schuss; kombiniert mit dem geistigen Zustand wäre das eigentlich schon Grund genug, gar nicht erst loszulaufen. Wer jetzt beginnt, negative Gedanken zuzulassen, scheitert unweigerlich. Es gibt sie zuhauf, die sogenannten "Trainingsweltmeister", die aus verschiedenen Gründen im Wettkampf ihre eigentliche Leistung(sfähigkeit) nicht abrufen können, die einfach versagen. Solche Sportler sind eventuell nicht in der Lage, positiv zu denken. Wer einmal begonnen hat, über dieses und jenes nachzudenken, über das "Warum", und wer damit hadert, der tut sich wesentlich schwerer. Bei einem Wettkampf kommt es zunächst einmal darauf an, seinen Rhythmus zu finden, einen Rhythmus, den man im besten Fall bis ins Ziel, aber klarerweise auch nicht länger, halten kann. Dies bedarf einer hohen psychischen Konzentration und einer Menge positiver Gedanken. Ein Lauf am absoluten Limit, ein Sommer-Dreikampf hart an der Schwelle tut weh, saumäßig weh. Der Schritt heraus, das Aufgeben, ist nur einen Wimpernschlag entfernt, jeder, der gute Wettkämpfe an der oberen Kante erlebt, absolviert hat, weiß, dass man jederzeit scharf an der Grenze zum Ausstieg vorbeigeschrammt war.
Aber warum eigentlich? Warum hat man doch weitergemacht? Weil man in der Lage war, positiv zu denken. Auch wenn jeder Atemzug verdammt gebrannt hat in den Lungen, wenn die Beine tonnenschwer, die Arme bis zum Rücken übersäuert waren, der Schweiß in Strömen geronnen ist. Zu einer solchen Leistung sind die wenigsten von Beginn ihrer Wettkampfkarriere an fähig, die meisten müssen dieses "Sich-quälen-können“ lernen, am besten natürlich bei Wettkämpfen selbst. Wer längere Zeit keine von diesen absolviert hat, verlernt das "Hinhalten“ quasi wieder, ist aber in der Lage, seine psychischen Kräfte erneut aufzufrischen. Positiv Denken bedeutet, jeden geistigen Anflug von „Ich schaff´s nicht, ich kann nicht mehr…“ auszublenden, ja nicht einmal mehr „zu wissen“. Diese "Neins“ und "Nichts“ müssen einfach für die Zeit knapp vor dem Start bis ins Ziel vergessen, abgelegt sein. Stattdessen sollten im Kopfe nur "Jas“ und "Supers“ vorhanden sein, man kann sich in schweren Wettkampf-Phasen etwa auch vorstellen, ein Raubtier mit ungeahnten Kräften zu sein; ein Unwetter, das mit tosender Kraft über alle Welt hereinbricht; oder man holt sich Fernsehbilder seines Sport-Idols in seine Vorstellung, etwa Haile G. auf den letzten Kilometern beim Berlin-Marathon, und redet sich ein, in seinem Körper zu stecken. Wer zu solchen gedanklichen Leistungen ohnehin fähig ist und schon einige Wettkämpfe hintereinander intus hat, kann aber durchaus irgendwann mal scheitern. Dann ist es Zeit für eine Wettkampfpause, in der vor allem die Kopf-Energiespeicher wieder gefüllt werden.
Christian Kleber (MAS)
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