MaxFun Sports Laufsport Magazin
Dubito, ergo cogito, ergo sum
„Ich zweifle, also denke ich, also bin ich.“ Man läuft durch den Wald, nicht schnell, gemütlich, im Fachjargon könnte man Grundlage I, lockerer Dauerlauf oder Fettstoffwechseltraining dazu sagen. Bloß will man sich heute nicht so lapidar damit beschäftigen, was man eigentlich tut. Man tut es einfach, weil man es gerne tut und weil man dabei herrlich denken kann, mit sich ins Reine kommen, abschalten, vielleicht klarer sehen. Viele aus der Läuferschar sind Denker, große Denker, oder umgekehrt, viele Denker, viele große Denker, sind Läufer. Oder zumindest oftmals draußen in der Natur, oben am Berg, im Wald, auf Wiesen. Nicht immer allein, aber immer wieder, allein als Mensch, nicht aber allein im eigentlichen Sinne; was rundherum ist, und zwar im wahrsten und eigentlichsten Sinn des dazugehörigen hauptwörtlich gebrauchten Nominativs „Sein“, kann mit allen Sinnen inhaliert und gespürt werden.
Die Regelmäßigkeit des Schrittes, des Atmens, des Herzschlags, des Vorüberziehens der Landschaft – so nimmt man dies zumindest wahr – dieses Gemisch fördert die Gedankenflut, die Gehirntätigkeit, unzählige verschiedene Hormone werden ausgeschüttet – und durch dieses weitere Gemisch entsteht Reflexion, entsteht Auseinandersetzung, entsteht Neues.
Viele Menschen haben mannigfaltige Probleme, die aus dem Leben selbst entstehen, viele können sie lösen, einige nicht. Beim Laufen beginnen viele auch zu zweifeln, ob ihre Entscheidungen richtig gewesen sein mögen, ob sie zu hart waren, ob sie überhaupt selbst die Entscheidung treffen hätten sollen – wobei das „Sich-nicht-entscheiden“ ja auch bereits eine Entscheidung ist; nämlich die, dass man jemand Andren entscheiden lässt. Viele laufen damit in die richtige, weil angenehmere und vielfach auch gesündere, Richtung; Selbstreflexion als erster Schritt zur Erkenntnis. Einigen gelingt es allerdings nicht, aus dieser Schleife auszusteigen; sie laufen immer weiter – im wahrsten und übertragenen Sinne – und denken sich immer weiter hinein in die Ausweglosigkeit; die Entscheidung war falsch, weil? Und je weiter und länger sie laufen, desto verzweifelter werden sie, weil sie hundertprozentig davon überzeugt sind, dass sie die falsche Abzweigung genommen haben. Doch gibt es kein „Was wäre, wenn“, man kann das herrlich mit einem Fußballspiel vergleichen. Da hört man oft: Hätte der Schiedsrichter den Elfer nicht gegeben, wäre das zweite und dritte Tor auch nicht gefallen. Unsinn! Denn hätte man auf den Elfmeter verzichtet, wären gänzlich andere Spielsituationen entstanden, die denen, die tatsächlich entstanden sind, nicht einmal im Allergeringsten geähnelt hätten – zumindest mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht.
Hätte man also etwa privat eine andere Entscheidung getroffen, sich z. B. für jemand Anderen entschieden, heißt das noch lange nicht, dass man mit dieser Entscheidung besser gefahren, respektive gelaufen, wäre. Man kann unmöglich wissen, wie es „andersrum“ gewesen wäre, weil gänzlich neue Situationen existiert hätten. Reflexion während des Laufens gut, aber bitte wieder aussteigen, sonst denkt man im Kreis. Vergleichbar auch mit einem Wettkampf; hätte man zwei Sekunden/km langsamer begonnen, wäre man den Marathon mit Sicherheit unter 3:00 gelaufen…wer kennt sie nicht, solche Aussagen. Wie kann sich derjenige, der so etwas sagt, so sicher sein? Genauso gut hätte man dann aufgrund irgendwelcher anderen Beschwerden gleich ganz aufgeben müssen; oder man wäre bei km 20 exakt 80 Sekunden später durchgelaufen und womöglich von einem Passanten, der just in DEM Moment die Straße überqueren wollte, niedergestoßen worden. Zweifeln ja, aber verzweifeln nein. Denken ja, aber zerdenken nein. Sein ja, aber Unsinn nein. In diesem Sinne – raus zum kontemplativen Dauerlauf und einmal versuchen, NICHT zu denken. Wer das kann, ist so reflektiert, dass er sich all den Schlamassel erspart. Wer nicht, muss noch weit und viel laufen…
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