MaxFun Sports Laufsport Magazin

Zu ehrgeizige Eltern?

22.03.2010, 12:00:00
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Was für Erwachsene oft tiefe Befriedigung, Abschalten vom monotonen Alltag oder sonst was bedeuten kann, ist nicht auch zwangsläufig für unsere jungen Nachkommen interessant.

Oft sieht man sie in der Hauptallee herumlaufen, Mutter, Vater und ein paar Kinder. Kleine Kinder, etwas größere, noch größere. Dagegen ist ja im Prinzip überhaupt nichts einzuwenden, komisch nur, wenn man selbst laufender- oder radfahrenderweise unterwegs ist, und einem diese altersinhomogenen Grüppchen auch nach eigener Lauf- oder Bewegungszeit von mehr als einer Stunde immer noch munter (oder weniger munter?!) trabend entgegenkommen. Der Mensch ist ein Bewegungstier, von den Genen her darauf programmiert, den ganzen lieben langen Tag zu wandern, hie und da zu klettern oder zu sprinten, keine Frage. Zumindest war das vor zehntausenden von Jahren so, man graste da, man jagte dort, zog umher, war barfuß unterwegs, und manchmal lief man vor einem Säbelzahntiger davon oder kletterte auf einen Baum, um die nächste Gnuherde erspähen zu können.

Die Zeiten haben sich bekanntlich geändert, heute wäre es ein wenig auffällig, wenn wir wie von der Tarantel gestochen vor einem Autobus davonliefen oder auf Litfasssäulen kletterten um potentielle FortpflanzungspartnerInnen zu entdecken. Bewegung ist gesund, keine Bewegung ist nicht gesund, weiß man. Doch was für Erwachsene oft tiefe Befriedigung, Abschalten vom monotonen Alltag oder sonst was bedeuten kann, ist nicht auch zwangsläufig für unsere jungen Nachkommen interessant.

Orthopädisch und herz-kreislaufmäßig gesehen ist nichts einzuwenden dagegen, dass auch kleine Kinder laufen, laufen, laufen. Selbst ein Marathon stellt laut einschlägiger Fachlektüre kein Problem für die Gelenke oder die Knochen unserer Kids dar. Aber das Leben besteht eben nicht nur aus Gelenken und Knochen!

Selbst wenn Zehn-, Elfjährige sich als talentierte LangstreckenläuferInnen zu erkennen geben, sind sie schnell verheizt. Und das geht so; man stecke sie (durchaus auch auf eigenen Wunsch) in einen Laufverein, wo drei-/viermal die Woche trainiert wird, erwische einen Trainer/eine Trainerin vom „alten Schlag“ („wer mehr trainiert, wird besser“, „wer das Training nicht aushält, schafft es ohnehin nicht bis hinauf“), laufe mit seinen „Liebsten“ selbst noch zweimal die Woche, und spätestens nach einem halben Jahr, maximal nach einem ganzen, wird das Kind nie mehr in seinem Leben laufen wollen. Aus dem einfachen Grund, weil das Laufen dann seinen Reiz verloren haben, einfach zu fad sein wird.

Eine breite motorische Grundausbildung mit so vielen und so unterschiedlichen Sportarten wie nur möglich, das ist es, was ein Kinderherz begehrt. Mit viel Motivation, Spaß und Abwechslung werden so beispielsweise koordinative Fähigkeiten erlernt, die es später - so es sich tatsächlich auf eine Sportart spezialisieren möchte - wie einen Bissen Brot gebrauchen kann.

Sehen Sie sich mal an einem Sonntag im Prater um, klar hat jeder seinen eigenen Laufstil, klar gibt es nicht den „idealen“ Schritt, aber das Herumgeschlurfe der meisten sich Bewegenden ist natürlich zurückzuführen auf eine mangelnde motorische Grundausbildung, die im Kindesalter auszubilden gewesen wäre. Ein bunter Mix aus Laufen, Geräteturnen, Ballsportarten, Schifahren, Rodeln, Schwimmen (jedes Kind sollte spätestens mit Beginn der Volksschule schwimmen können, schon alleine aus Sicherheitsgründen; nicht einmal die Hälfte kann es!!!), Wandern, usw. wäre ideal für alle 6-10-jährigen! Das kostet natürlich Zeit, Energie, Kraft, aber das hätte man sich vorher überlegen müssen!

Eines ist sicherlich nicht zielführend; lustlos herumlaufende, von überehrgeizigen Eltern und TrainerInnen angetriebene Kinder, die bei x-Wettkämpfen starten (müssen), vielleicht aufgrund ihres Talents den einen oder anderen auch wirklich gewinnen, aber spätestens mit Beginn der Pubertät völlig motivationslos und leer aufhören. Aus diesen Jugendlichen werden später 40-jährige mit Übergewicht, Herz-Kreislauf-Problemen und stressigen Jobs, die mühevollst wieder back to the roots, zurück zu vernünftiger und gesunder Bewegung, die auch Spaß macht, geführt werden müssen.

Christian Kleber (MAS)

Link: www.WomanMaxFun.com

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