MaxFun Sports Laufsport Magazin

Marathongedanken

22.03.2010, 12:00:00
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Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter über 7.000 LäuferInnen denken die meisten beim Frönen ihres Hobbies an das Hobby selbst, die Zweitmeisten daran, ...

..was sie noch alles zu tun haben, und die Irgendmeisten daran, was wohl andere gerade über sie denken, wenn sie so dahintraben. Was will uns diese Studie sagen?

Nun, zweifelsohne wollte man herausfinden, woran man so denkt während des Laufens. Und etwas subtiler, man wollte wahrscheinlich auch erfahren, warum Menschen laufen gehen, alleine der körperliche Aspekt mag es wohl nicht sein. Nun denkt jeder, der läuft, in anderen Bahnen, selbst wenn man über das gleiche Thema sinniert. Der eine denkt in Worten, der nächste in Floskeln, der andere vielleicht in Farben und Klängen. Die eine hat die tollsten Einfälle, die andere zerkaut ein und dasselbe Thema bis in die Unendlichkeit und kommt just nicht zum Punkt, die letzte versucht erst gar nicht zu denken, kommt aber nicht umhin, da das Gehirn unentwegt arbeiten muss.

Die meisten Menschen haben es verlernt abzuschalten. In einer immer stressiger werdenden Zeit tun sich andauernd neue „Probleme“ auf, die in Wahrheit eventuell gar keine sind, man weiß oft gar nicht, bei welchem man überhaupt anfangen soll mit einer möglichen Lösung. Menschen aus anderen Ländern, aus anderen Kulturen tun sich da teilweise wesentlich leichter, einfach, weil ihr Alltag nicht aus Weckerläuten - Frühstück machen - Kinder in die Schule bringen - in die Arbeit hetzen - 10 Stunden Stress pur - Fitnesscenter - Abendessen mit GeschäftspartnerInnen - Familie - Schlafpulver - Stimmungsaufheller - besteht. Sondern vielleicht aus - mit der Sonne aufstehen - sich auf Wesentliches konzentrieren - bewusst leben - Familie lieben und schätzen - mit dem Sonnenuntergang schlafen gehen. Unvorstellbar für uns Europäer, keine Frage, aber unserer Genetik und unserer Seele weit mehr entsprechend.

In einer Zeit, wo Firmen eigene Detektivbüros engagieren, die nachkontrollieren, ob man tatsächlich krank ist, wenn man im Krankenstand ist, in einer Zeit, wo die Angst davor, seine Existenz zu verlieren, immer größer wird, liegt es auf der Hand, dass man kaum noch abschalten kann. Dabei wäre das - wenn wir wieder zurückkehren zum Laufen - aus zweierlei Hinsicht sehr begrüßenswert; erstens aus gesundheitsprophylaktischer Sicht, denn ein Geist, der immer mehr verkrampft, lässt auch den Körper immer mehr verkrampfen, irgendwann krank werden. Gerade mit vernünftigem Lauftraining und einer „gesunden“ Einstellung könnte dies vermieden werden. Und zweitens, und dies ist vor allem für all diejenigen, die an Wettkämpfen teilnehmen, interessant und von höchster Bedeutung; wer beim Laufen alles andere wahrnimmt, an alles andere denkt, nur nicht an die eigentliche Bewegung, an die Atmung, den Schritt, das Körpergefühl, der ist nicht konzentriert. Ein Läufer, der für sich selbst z. B. einen Marathon optimal schnell läuft, kann nichts mitbekommen von der Stadt, durch die er läuft, von den Zuschauern, von den MitläuferInnen; dieser Läufer muss voll fokussiert auf sich selbst, auf sein Tun sein; auf seine eigentliche Aufgabe, die er sich an diesem Tage selbst gestellt hat; auf das Laufen! Und das besteht aus unzähligen Schritten, unzähligen Atemzügen, konzentrierter und durchdachter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, viel Gefühl für seinen Körper und das richtige Tempo und sonst nichts! Abschalten statt Denken! Zumindest beim Laufen!

Christian Kleber (MAS)

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