MaxFun Sports Laufsport Magazin

Auf der Jagd nach der Trophäe

17.09.2010, 12:00:00
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So mancher Läufer bestreitet jedes Wochenende ein bis zwei Wettkämpfe.

Die ambitionierteren unter diesen sind dort auch mehr oder weniger erfolgreich, zumindest eine Platzierung in der jeweiligen Altersklasse ist da meistens drin, manchmal reüssiert man in der Gesamtwertung. Man erstreitet sich Urkunden, Medaillen, Pokale, häuft diese an zu Hause, weiß manchmal gar nicht mehr, wohin damit. Die Lebensabschnittspartnerin oder umgekehrt, der-partner, ist schon verzweifelt ob der vielen, teilweise fragwürdig schön-glänzenden Objekte, die nicht mehr nur den Wohnzimmerverbau, sondern mittlerweile auch Küche, Kinderzimmer, Bad und Klo zieren. Denn überraschenderweise fällt der Sternenstaub auch in die hart erkämpften Trophäen, gar grässliche Schmutzkugeln bilden sich und fallen dann irgendwann zuhauf zu Boden. Aber wer steigt schon gerne einmal wöchentlich auf Sesseln oder Leitern um diese unhandlichen und verschnörkselten Dinger abzustauben, eine sinnlose Arbeit, zumal der Staub ja wiederkommt und sich dann sicherlich schon ein paar mehr dieser Teile dazugesellt haben werden.

Zweifelsohne ist jeder Laufveranstalter darauf bedacht, aus dem reichlichen Lager der Sponsoren so viele Preise wie möglich herauszulocken. Wer vor dem Hauptlauf noch ein paar Kinderläufe, einen "Hobbylauf" und ein paar Nordic Walking-Bewerbe einstreut, Altersklassen in 2-Jahresabschnitten - also z. B. W22-W24 - kreiiert, benötigt da schon mal an die 200 Pokale, die mit Sicherheit Geld kosten. Das zahlen zwar im besten Falle die Sponsoren, aber bezahlt werden müssen sie auf jeden Fall, von wem auch immer. Der zufällige Blick in ein Geschäft, das mit derartigen Trophäen handelt, lässt einen erstarren; selbst der kleinste und, man ist versucht, "hässlichste" Pokal zu sagen, kostet um die 10-15 Euro, die gängigeren, die man von diversen Siegerehrungen kennt, um die 25-30. Multipliziert man ein bisschen herum, so kommt man leicht auf 3.000 Euro, die bei solch beladenen Tischchen nach dem Zieleinlauf herumstehen.

Warum in aller Welt macht man das nicht anders? Gibt den siegreichen LäuferInnen das Geld anstatt der Pokale, gerade in Zeiten wie diesen. Und sagt dazu, die 25 Euro sind gesponsert von der Firma XY, die 13 Euro von der unabhängigen Kirchengemeinschaft, Land oder was weiß ich. Nein, stattdessen erhält man seinen 324. Pokal, der zu Hause verstauben wird oder den man sich erst gar nicht mehr abholen möchte, und eine herkömmliche Ehrung mitsamt Tombola und einigen Pannen, die halt so vorkommen, dauert leicht an die zwei Stunden.

Heute brauchen vor allem Leichtathleten Geld wie einen Bissen Brot, denn diese Sportart fristet ein Hungerdasein, dass es schlimmer nicht mehr geht. Ein Spitzenläufer von internationalem Niveau hat einmal erzählt, dass sich seine Preisgeld-Einkünfte eines ganzen Sportjahres auf insgesamt 50 Euro belaufen haben. Erzählt man das einem Fußballer von Bezirksniveau, schickt dieser sich nicht einmal mehr zu einem verächtlichen Lächeln an. Der Laufveranstalter könnte aus zwei Varianten wählen; entweder er stellt hunderte Preise für beinah ebenso viele Klassen und KlassensiegerInnen zur Verfügung und "beschenkt" die Erfolgreichen mit kleinen Geldbeträgen; oder er ehrt nur die ersten fünf oder zehn Damen und Herren, die ins Ziel kommen. Die dann auch höhere Geldbeträge einkassieren. Außerdem gleich nach dem Zieleinlauf. Und für diejenigen, die tatsächlich stundenlang im Zielgelände ausharren möchten, gibt es am Schluss noch eine Tombola. Denn eines ist gewiss; weder LäuferInnen noch Angehörige dieser sind hocherfreut, wenn sie einen ganzen Tag bei einem Wettbewerb verbringen, nur um nach vielen Stunden des Wartens einen kleinen glänzenden Staubfänger mit nach Hause nehmen zu können.

Christian Kleber (MAS)

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