MaxFun Sports Laufsport Magazin
Usain Bolt verpasst Gold
Zum ersten Mal hat Usain Bolt verloren, kein weiterer Weltmeistertitel, keine weitere Goldene in einer Einzeldisziplin, stattdessen „nur“ Bronze, dritter Platz hinter dem „bösen Buben“ Justin Gatlin, den das Londoner Publikum gnadenlos ausgebuht hat, nicht schön so etwas, der frischgebackene Weltmeister über die 100m kniet nieder, bedankt sich bei seinem bislang immer überlegen gewesenen Gegner, der Jamaikaner umarmt ihn, erweist ihm die Ehre, die ihm gebührt, auch wenn man ihn bereits mehrmals des Dopings überführt hatte.
Fans feierten Bolt
Dann die Ehrenrunde, aber eigentlich nicht die des Siegers, hauptsächlich ist der Drittplatzierte zu sehen, der durch das Stadion geht und sich beim Publikum bedankt. Das ihn feiert, ihn hochleben lässt, wie wenn er das Rennen gewonnen hätte. Ein Rennen, das er – außer bei seinem Fehlstart 2011 in Daegu – noch nie verloren hatte bislang, aber irgendwann ist immer das erste Mal. In Usain Bolts Fall wahrscheinlich auch das letzte, denn so man seinen eigenen Aussagen Glauben schenkt, wird es kein weiteres Mal mehr geben, Ende, aus, Maus, vorbei.
Da hatten wohl mehr als manche Zuseher Tränen in den Augen, sentimentale Gefühle, ein ganz Großer, vielleicht der Größte überhaupt, tritt ab, gut, es gibt noch die Staffel, aber aus dem Einzelsport tritt er ab, er wird nie wieder laufen, und das bedeutet auch, dass wieder eine Periode, eine Zeitspanne, zu Ende geht, und damit wird uns allen wieder einmal ganz klar vor Augen geführt, dass alles endlich ist. Alles. Auch das eigene Leben. Danke Usain Bolt für die vielen unvergesslichen Sprints, die du uns beschert hast, und sogar jetzt beim Schreiben dieser Zeilen kommt Wehmut auf, direkt über dem Herzen, direkt in der Brust…ach ja, sorry, Gratulation dennoch an Justin Gatlin, der starten darf, so das Reglement, daher gibt es da gar nichts zu debattieren, und Gratulation auch an den Zweitplatzierten Christian Coleman, der vielleicht eine ganz große Zukunft vor sich hat. Der US-Amerikaner ist gerade mal 21.
Höheres Tempo
Ein anderer hat es wieder hingebogen, irgendwie gelingt es seinen Gegnern nicht, Mo Farah über die 10000m zu bezwingen, diesmal war das Tempo höher, viel höher als die letzten Male, der Brite hatte damit aber scheinbar gar kein Problem, typisch seine Renntaktik, irgendwo im Mittelfeld dahinlaufend, relativ weit weg von der Spitze, aber bei Rundenzeiten von 63s, hie und da 65s, rennt eben keiner so mir nichts, dir nichts davon, das weiß und wusste der Seriensieger über die 25 Runden im Stadion nur zu gut. Und so nutzten auch dem Halbmarathonweltmeister von 2016, Geoffrey Kamworor aus Kenia, und Bedan Muchiri, dem Halbmarathon-Vizeweltmeister von 2016, zwei Tatsachen nichts: erstens, dass sie voriges Jahr Mo Farah bei eben diesen Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Cardiff quasi aus den Schuhen gelaufen hatten.
Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Kamworor am Start auch noch gestürzt war, alle über ihn drüber gelaufen waren, er das Rennen trotzdem mehr als souverän gewinnen konnte. Und zweitens, dass unter anderem diese beiden immer wieder für Tempo und dessen Verschärfungen gesorgt hatten, so, dass Mo Farah am Ende sage und schreibe 26Min49s laufen musste, um zu gewinnen. Seine persönliche Bestzeit liegt übrigens bei 26Min46s - nun hält er über 5000 und 10000 Meter bereits bei satten 10 Goldmedaillen – Olympische Spiele ebenfalls miteingerechnet. Chapeau!
Eine weitere Ausnahmeläuferin und Olympiasiegerin von Rio, Almaz Ayana aus Äthiopien, hatte über die 10000 Meter scheinbar gar keine Mühe, ihre Gegnerinnen abzuschütteln, nach 15Min51s und 5000 Meter war sie bereits mutterseelenallein unterwegs, die zweite Hälfte gelang der Weltrekordinhaberin gleich um einiges schneller – die lief sie in 14Min25s – nach 30Min16s überquerte sie als neue Weltmeisterin die Ziellinie, 46s schneller als die Zweitplatzierte, Tirunesh Dibaba, die 3 Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und 5 Goldene bei Weltmeisterschaften (und weitere 5 Goldene bei Crosslauf-Weltmeisterschaften) gewinnen konnte bislang. Aber es ist erst zu Ende, wenn „the fat lady starts to sing“.