MaxFun Sports Laufsport Magazin
Sub 2 hours project
Vor allem in englischsprachigen Medien oder auch im Internet wird ab und an recht viel darüber diskutiert und spekuliert, wie und wann „endlich“ die 2-Stunden-Schallmauer im Marathon fallen wird. Die beiden Laufschuh-Produzenten Adidas und Nike scheinen da jetzt ihr ganz eigenes Rennen am Laufen zu haben, beide dürften seit einiger Zeit an einem Schuh arbeiten, der unheimlich viel Energie zurückgeben soll bei jedem Schritt, sprich, es soll ein Schuh sein, mit dem man schneller laufen kann. Und zwar gleich um 2Min und 58s, damit man auf eine Zeit von 1h59Min und 59s kommt. In Wahrheit sind das alles aber nur Zahlenspielereien, hier ein paar Gedanken dazu.
Natürlich muss man sich große Ziele stecken, doch wer ist eigentlich „man“? Adidas, Nike oder eine andere Laufschuh-Produktionsfirma wohl bestenfalls „auch“, denn laufen muss ja immer noch ein Kenny Bekele, ein Ghirmay Ghebreslassie oder ein Hansi von und zu XY. Klar kann „man“ (im wahrsten Sinne des Wortes) die besten Rahmenbedingungen schaffen, also eine ideale Streckenführung, ideale Trainings- und Wettkampfernährung, ideale Ausrüstung, etc., dennoch liegt es am Läufer selbst, ob er das momentan noch Unmachbare möglich macht oder nicht. Beziehungsweise, an den Läufern, erinnern wir uns an den jetzigen Marathon-Weltrekordlauf von Dennis Kimetto aus dem Jahre 2014. Kimetto lieferte sich ein beinhartes Duell mit Emmanuel Mutai, dem er schließlich um wenige Sekunden davonlaufen konnte. Oder Berlin 2016: Kenny Bekele läuft unheimlich flott, bleibt mit 2h03Min03s nur 6 Sekunden über Kimettos Zeit, wobei man schon festhalten und nicht vergessen darf, dass ihm der Zweitplatzierte Wilson Kipsang ein paar Mal einteilt war auf der Strecke und lediglich 10 Sekunden nach Bekele ins Ziel kam. Oder denken wir an Eliud Kipchoge, den Marathon-Olympiasieger, der die letzten sieben wichtigen Marathons für sich entscheiden konnte (ua. zweimal London, einmal Berlin und eben Rio 2016), der war in London auch nur 8 Sekunden über Kimettos Marke geblieben.
Das waren zwar alles Rennen, in denen Tempomacher auf den ersten 20 bis 30 Kilometern mächtig aufs Gas stiegen und für Weltrekordtempo sorgten, nach deren Ausstieg ging es allerdings vorrangig um den Sieg im jeweiligen Marathon, was klarerweise nicht ideal für das Tempo war. Die 2h02Min57s bedeuten daher zwar immer noch Weltrekord, man wird aber wohl nie wissen, was für eine Zeit bereits gelaufen worden wäre, wenn man nicht um den Sieg, sondern eben um den Rekord gelaufen wäre und zusammengearbeitet hätte. In Wahrheit geht es also eher um etwas weniger als eine Verbesserung um 177 Sekunden. Doch selbst, wenn es „nur“ um 2-3s/km ginge, ist das ja immer noch kein Pappenstiel, eine solche Leistungssteigerung entspricht in etwa einer 1-2,5%igen Verbesserung. Im absoluten Spitzenbereich ist das mehr als eine ganze Welt.
Nichtsdestotrotz war auch der erste Meilenlauf unter 4 Min von Roger Bannister am 6. Mai 1954 unfassbar sensationell und bis dahin quasi nicht für möglich gehalten worden, wie bereits einige Male an dieser Stelle erwähnt steht der Meilen-Weltrekord heute bei 3Min43s, er wird seit 1999 von Hicham El Guerrouj gehalten. Man sieht also, dass das Durchbrechen einer „mathematischen Grenze“ wie die der 4 Min unheimlich spektakulär ist/war, ist so etwas einmal durchbrochen, kräht kein Hahn mehr danach. Genauso wenig, wie es wohl niemand mehr für sensationell hält, wenn jemand die 100m unter 10 Sekunden läuft. Daher ist die 2h-Marke im Marathon eher eine „mathematische Grenze“, die früher oder später durchbrochen werden wird. Das werden alle sportbegeisterten Menschen zunächst kaum glauben können, ein paar Jahre später werden so viele Menschen unter 2h gelaufen sein, dass man sich kaum noch an den dann einstigen Rekordlauf erinnern wird können…
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Foto: MaxFun Sports/K.Köb