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Wilson Kipsangs individueller Lockdown
Für uns alle ist das Jahr 2020 wohl bislang kein allzu gutes…für einige ist es eventuell noch etwas schlechter. Der ehemalige Marathon-Weltrekordler Wilson Kipsang ist so ein Beispiel dafür. Im Jänner wurde der Kenianer wegen Dopings gesperrt. Am 2. April 2020 wurde er für eine Nacht ins Gefängnis gesperrt. Grund: der 38-jährige hatte mit neun Freunden in einem Club in Iten (das ist die LäuferInnen-Hochburg schlechthin) Billard gespielt. In Zeiten wie diesen erstens keine kluge Idee und zweitens – so man den WissenschaftlerInnen Glauben schenkt, auch ziemlich asozial. Für rund 43 Euro Kaution kam Kipsang am Freitag frei.
Nun, was soll man dazu sagen?
Auf der einen Seite sehen viele Menschen nicht nur hierzulande die Maßnahmen der Politik als völlig überzogen an und werden sicher nicht verstehen, dass man aus genanntem Grunde gleich eingesperrt wird. Auf der anderen Seite ist es offensichtlich sehr wohl so, dass das Virus ziemlich ansteckend und relativ gefährlich ist, Menschenansammlungen sind ergo nicht ok. Aber gleich Gefängnis? Kenia hat natürlich seine eigenen Regeln und Gesetze. Dafür kam Kipsang, der mit Sicherheit zu den Super-Verdienern zählt in seinem Land, mit 43 Euro Kaution ziemlich glimpflich davon.
Kipsang war allerdings nicht der einzige, den man festgenommen hat. In Iten trainieren nach wie vor die besten LangstreckenläuferInnen der Welt, laut Polizeiangaben hat man dort vorige Woche gleich ein Dutzend AthletInnen festgenommen.
Grund: Man hat die Abstandsregeln beim Training nicht eingehalten.
Nun, wenn man hierzulande so unterwegs ist, kann man auch einen Haufen RadfahrerInnen beobachten, die mit Sicherheit die momentan geltenden Abstandsregeln nicht einhalten. Bei uns kommt man halt nicht ins Gefängnis, sondern man bekommt eine durchaus beträchtliche Geldstrafe.
Noch einmal zurück zu Wilson Kipsang.
Er ist der einzige Marathonläufer, der Eliud Kipchoge jemals geschlagen hat. In einem Marathon, wohlgemerkt. 2013 lief Kipsang in Berlin neuen Weltrekord (2:03:23h), Eliud Kipchoge kam nach 2:04:05h als Zweiter ins Ziel. Wie gesagt, alle anderen Marathonläufe konnte der wohl beste Marathonläufer aller Zeiten gewinnen, insofern ist das, was Kipsang (nicht nur) damals gezeigt hat, einsame Klasse. Umso trauriger, dass 2020 offenbar das Waterloo-Jahr für den Ausnahmeläufer darstellt.
Weitere Superleistungen von W.K. gefällig?
- Beispiel New-York-City-Marathon 2017, Wahnsinns-Duell mit Geoffrey Kamworor (seines Zeichens bereits vierfacher Halbmarathon-Weltmeister und aktueller Halbmarathon-Weltrekordinhaber), das Kipsang um lächerliche 3s verlor.
- Oder Berlin-Marathon 2016, bei dem er eine neue pb aufstellte, nach 2:03:13h raste der Kenianer ins Ziel. Allerdings „nur“ als Zweiter hinter dem „König der Leichtathletik“, Kenny Bekele, der damals den WR von Dennis Kimetto lediglich um 6s verfehlte (Bekele lief damals 2:03:03h). Und, und, und.
Wünschen wir Wilson Kipsang nur das Beste für den Rest von 2020 und generell, so ein Karriereende hat er sicher nicht verdient.
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