MaxFun Sports Laufsport Magazin
Jetzt hat Usain Bolt auch noch die 200m gewonnen, und wie!
28.08.2015, 20:00:00
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Auch, wenn die Sprecher im deutschen und österreichischen Fernsehen gar nicht darauf eingegangen waren, war doch klar zu sehen, dass der Jamaikaner nicht voll durchgezogen hat, nach 170m plötzlich eine Lockerheit im Schritt, weit genug vorne war er ja, dann knapp vor der Ziellinie statt der herkömmlichen Sprinterarmbewegung schon die Siegespose, und dennoch Weltjahresbestzeit in 19,55s plus Weltmeistertitel Nummer 10. Aber Weltmeistertitel haben andere auch wie Sand am Meer, ob sie nun Mo Farah heißen oder Haile Gebrselassie, ob sie Lichtgestalten sind wie Genzebe Dibaba oder Allison Felix (die gestern auch bereits ihren 9. Weltmeistertitel holte), ob sie knallharte Zeiten in unnachahmlicher Art und Weise auf die Bahn knallen wie David Rudisha, ob sie durch die Luft fliegen wie Dreispringer Christian Taylor, der mit 18,21m und den „verschenkten“ 11,5 cm (die er „zu früh“ abgesprungen war) eigentlich neuen Weltrekord gesprungen wäre/ist, aber so sind die Regeln, Jonathan Edwards hat bei seinem immer noch gültigen Rekord über 18,29m wohl ebenfalls – wenn auch nur einen Hauch von Nichts – verschenkt; ein bisschen weiter zurück in die Vergangenheit, Sergey Bubka, der den Stabhochsprungweltrekord gefühlte 143 Mal verbessert hat, Ed Moses, der gefühlte 47 Jahre ungeschlagen blieb über 400m Hürden, Sir Sebastian Coe, Emil Zatopek, Paavo Nurmi, diese Reihe ließe sich noch lange fortsetzen, alles Lichtgestalten der Leichtathletik. Und doch ist ER, der Jamaikaner Usain Bolt, es, der die Stadien füllt, Milliarden Menschen vor die Bildschirme lockt, wenn ER den Zeigefinger vor seine Lippen führt, ist es nicht nur in Peking still, sondern wahrscheinlich vor fast allen TV-Geräten und livestreams, die Erde scheint sich kurz nicht zu drehen. Warum ist das so? Bolt kann schnell rennen, 100m, 200m, wer weiß, ob er in nicht allzu ferner Zukunft nicht auch die 400m angeht. UND DAS IST ES. Usain Bolt rennt nicht nur schnell, das tun ein Farah oder ein Rudisha auch, aber er rennt ABSOLUT am schnellsten, kein einziger Mensch, der absolut gesehen schneller rennen kann. Darin, in dieser Eigenschaft, in diesem Können, in dieser Einzigartigkeit, liegt das Geheimnis, liegt die Faszination. Sicher, Bekele ist über 5000 und 10000m nicht oder kaum zu schlagen gewesen, hält beide Weltrekorde, niemand auf diesem Planeten ist über die 2 Stadionrunden jemals schneller gelaufen als David Rudisha, keiner hat bislang einen Marathon schneller absolviert als Dennis Kimetto, usw. Alles beeindruckend, verdammt beeindruckend, dennoch scheint für den sportbegeisterten Teil der Menschheit am beeindruckendsten die absolut höchste Geschwindigkeit, die ein Mensch erreichen kann. Und die kombiniert mit Ausstrahlung, Schauspielkunst, Mimik und Gestik, Usain Bolt beherrscht all das mit einer scheinbaren Leichtigkeit, noch dazu ist er eine Ausnahmeerscheinung, 1,95m groß, 95 kg schwer, nichts als Muskeln, die aber nicht so verteilt sind, nicht so aussehen wie man das gewohnt ist von anderen, bulligen Sprintern, Bolt gleicht eher einem Raubtier, das geschmeidig, elegant und trotzdem uneinholbar davoneilt Richtung Ziellinie. Selbst die Probleme mit seinem Iliosakralgelenk, die ihn mehr oder weniger zu einer zweijährigen Pause, in der man ihn nur ganz selten zu sehen bekam, zwangen, machen ihn zu einem Phänomen. Kaum einer hätte Bolt im Vorfeld diese Leistungen zugetraut, und dann geht der ganz lässig ins Stadion und gewinnt 6x (Vorläufe und Semifinalläufe miteingerechnet) hintereinander. Klatscht mit Justin Gatlin ab, wird von einem Segwayfahrer-Kameramann umgenietet, steht auf, scheint zu lachen und macht sich bereit für seine nächsten Titel. Incredible… Kameramann fährt Usain Bolt um |