MaxFun Sports Laufsport Magazin

Laufen im Sommer 1979

06.07.2009, 12:00:00
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© MaxFun.cc/K.Köb

Keiner dachte daran, dass es so etwas wie Laufschuhe gab oder gar eine spezielle Kleidung für diese Sportart.

30 Jahre ist es her! Ich war seit 3 Jahren Radrennfahrer, 15 Jahre alt und mehr ehrgeizig als erfolgreich, dennoch aber schon bei einem damals renommierten Verein und bestritt nahezu jede Woche ein Rennen. Wir trainierten täglich und wollten nichts anderes als schnell und immer schneller Radfahren. Und dann kam eines Morgens unser Trainer mit dem für uns völlig absurden Gedanken, wir sollten, um besser zu werden nicht nur auf dem Fahrrad trainieren, sondern auch laufen.

Zunächst dachten wir an einen Scherz. War aber keiner, er meinte es tatsächlich ernst und so standen wir drei Tage später vollzählig in der Prater Hauptallee, um zu laufen. Keiner dachte daran, dass es so etwas wie Laufschuhe gab oder gar eine spezielle Kleidung für diese Sportart. In Raddress und Sportschuhen rannten wir los, ohne Plan. Einmal Lusthaus und retour sollten wir hinter uns bringen. Kaum einer konnte durchlaufen, obwohl wir dachten, wir wären richtige Sportler. Viel zu schnell liefen wir. Noch Tage später spürten wir die Beinmuskulatur so wie schon lange nicht mehr.

Ab diesem Tag aber gehörte das Laufen mehr oder weniger fix zu unserem Training und wir gewöhnten uns zunehmend daran. Auch für das Radfahren war es hilfreich. Als Läufer aber war man in diesen und den folgenden Jahren ein Exot, die Hauptallee war fast leer, nur vereinzelt sah man Leute laufen, manche davon liefen wahrscheinlich eher nur ihren kleinen Kindern oder Hunden nach. Man kam sich eigenartig vor, genierte sich fast für das was man da tat. Lief man nicht in der Hauptallee oder einer menschenleeren Gegend, wurde man angesehen als hätte man etwas Verbotenes getan. Wer rannte, musste etwas gestohlen haben oder war sonstwie verdächtig.

Jahrelang lief ich und hatte das Gefühl, dass das was ich da tat, irgendwie peinlich war. Oft schlich ich mich so unauffällig als möglich in die Hauptallee oder fuhr gar mit dem Auto hin, nur um nicht aufzufallen. War ich einmal auf Urlaub oder musste in einer fremden Gegend laufen, war das ganze Unterfangen noch schwieriger. Besonders bizarr war es im Hochsommer, wenn man das Bedürfnis verspürte, ohne Leibchen zu laufen, so wie es heute für viele selbstverständlich ist und niemand sich etwas dabei denkt. War man ein Flitzer? Ein Perverser? Oder wollte man unbedingt seinen tollen Körper zeigen? Nein! Uns war lediglich heiß aber meistens ließen wir das Leibchen ohnehin lieber an, um nicht suspekt zu sein.

Freilich gab es auch solche, die richtig trainierten und sogar an Wettkämpfen teilnahmen. Ein solcher Laufbewerb jedoch war unbeachteter als ein drittklassiges Turnier im Groschenschupfen. Pioniere gab es auch. Den legendären Adi Gruber z.B., der damals schon ein Unikat war. Er lief, wie, wann und wo er wollte, fühlte sich gut dabei und hatte kein Problem mit den schiefen Blicken der Nichtläufer. Eher hatte man den Eindruck als verstand er gar nicht, wieso es Menschen gab, die sich gehend oder gar mit mechanischen Hilfsmitteln durch die Welt bewegten. Für jene hatte er nur Missachtung übrig.

Heute ist alles anders! 25.000 und mehr starten beim Vienna City Marathon, jedes Wochenende finden irgendwo zahlreiche Laufbewerbe statt, die Hauptallee ist ein Läuferparadies geworden, eine Industrie rund um den Laufsport ist entstanden und wenn es heiß ist, kann man bedenkenlos ohne Shirt laufen, sogar mitten in der Stadt. Gut so! Obwohl die alten Zeiten schon auch ein gewisses Flair hatten! Man konnte sich elitär fühlen und war noch ein Einzelstück, etwas Besonderes, so wie der Gruber Adi, den es leider nicht mehr laufend zu sehen gibt!

Dr. G. Heidinger MaxFun.cc

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