MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der schmale Grat
Jeder durchschnittlich ambitionierte Sportler weiß, wie schmal der Grat ist, auf dem man sich bewegt. Wie viel Training ist zu viel, wie wenig Training ist zu wenig? Wie schafft man es seine Leistung zu verbessern, ohne sich dabei zu verletzen oder krank zu werden? Die Antwort ist - für die meisten zumindest - relativ einfach: mit Konsequenz und Intelligenz.
Schließen wir mal die Gruppe derer, die Sportarten ausüben, die so überhaupt nicht zu ihrer Genetik passen, aus. Da nämlich ist es durchaus so, dass man ständig verletzt ist, obwohl man brav trainingsbegleitende Maßnahmen macht. Aus einfachem Grunde: der Sport, den man ausübt, passt nicht zu einem. Beispiel: Ein 120 Kilogramm schwerer Mann, der sich dem Laufen hingibt, wird zu seinen Gelenken in 99,9 Prozent der Fälle schaden.
Intelligentes Training
Alle anderen, die individuell-genetisch-verträgliche Sportarten ausüben, können durchaus sehr lange Zeit, wenn nicht überhaupt immer, unverletzt bleiben. Die Rezeptur dafür ist relativ simpel: Training intelligent und langfristig geplant steigern. Sowohl, was Umfang als auch was Intensität betrifft. Und ausgleichend Kräftigen, Stabilisieren, Dehnen. Klingt banal, ist es aber nicht.
Jeder Läufer, der schon mal verletzt bei einem Osteopathen oder Physio gelegen ist, kann Lieder davon trällern. Die Spezialisten zeigen einem zwei, vielleicht drei Übungen, mit denen man z. B. seine Achillessehnen auf Vordermann halten kann, diese Übungen werden anfangs auch brav zweimal pro Tag absolviert, dauert alles nicht länger als vielleicht zehn Minuten. Klingen die Schmerzen ab, vergisst man recht schnell auf die Übungen – wozu denn auch, man hat ja nichts mehr – und ein paar Monate später hat man haargenau dieselben Probleme wieder. Entsinnt sich der Übungen, absolviert sie wieder brav, solange bis die Schmerzen weg sind, dann geht das Theater von vorne los.
Profi- vs. Hobbysportler
Das muss aber nicht so sein. Profisportler etwa, verletzen sich in Relation zu ihrem Trainingsaufwand viel weniger häufig als Hobbysportler, einfach, weil sie – nicht zuletzt aufgrund ihres Zeitmanagements – stets sämtliche Ausgleichsübungen und trainingsbegleitenden Maßnahmen durchführen (lassen). Natürlich hat ein Hobbysportler mit 60 Stunden Job diese Möglichkeiten nicht, aber fünf Minuten pro Tag kann jeder entbehren. Oder schlicht und einfach vom Lauftraining abzwacken.
Es macht keinen Sinn, stur an den Minutenvorgaben des Trainingsplans aus dem Internet festzuhalten, wenn man dann nach drei Monaten wieder verletzungsbedingt pausieren muss. Intelligenter wäre es, einfach täglich fünf Minuten kürzer zu laufen und seine zwei, drei physiotherapeutischen Übungen zur Verletzungsprophylaxe zu absolvieren.
Der zweite große Brocken, der im Hobbysport oft falsch gemacht wird, ist der der zu abrupten Umfangserhöhung, etwa auf Trainingslagern oder einfach im Urlaub. Wer es gewohnt ist, sechs Stunden pro Woche Sport zu treiben, und dann plötzlich auf Mallorca derer dreißig runterklopft, darf sich nicht wundern, wenn er hernach erstens im absoluten Übertraining ist und zweitens, wenn er danach überhaupt nicht mehr gehen kann, und zwar wortwörtlich gemeint. Natürlich spielen hier die Trainingsjahre eine gewisse Rolle, es macht einen riesengroßen Unterschied, ob der Ex-Radprofi, der berufsbedingt nur noch auf zwei Radeinheiten pro Woche kommt, auf Malle Gas gibt oder der Neuling, der gerade mal zwei Trainingsjahre in den Beinen hat. Die Voraussetzungen in diesen beiden Fällen könnten unterschiedlicher nicht sein, das muss vor allem den Neulingen, die vielleicht eben mit diesen Ex-Radprofis unterwegs sind, klar sein.
Verletzungsprophylaxe läuft also immer über Konsequenz und Intelligenz, da sind keine Geheimnisse. Außer eben, dass alles recht billig und simpel ist, aber gerade damit müssen erfolgreiche und halbwegs sportliche Geschäftsleute kämpfen, die Gesundheit kann man sich eben (nicht) immer teuer erkaufen.