MaxFun Sports Laufsport Magazin
Total gescheitert
Du hast echt alles gemacht. Kannst auf ein Läuferleben zurückblicken, das nach Beispielen dieser Art suchen muss. Lang suchen muss. Hast passable Bestzeiten. Über alle Distanzen. Mehr oder weniger. Hast dich eine Zeitlang sogar im Triathlon versucht, bist auch dreimal beim Ironman dabei gewesen. Was heißt da „dabei gewesen“? Gefinisht hast du, passabel noch dazu, nicht, dass du je ein Schwimmer gewesen wärst, trotzdem hast du diese erste Disziplin so schlecht nicht hinbekommen, Rad fahren war auch ok, und das Laufen erst, wunderbar, um nicht zu sagen „super“! Jetzt, in deinem fortgeschrittenen Sportleralter, Mitte Vierzig, hast du dir was ganz Besonderes vorgenommen. Ein Mega-Ultra soll es sein, EINER wenigstens. Nicht, dass du nicht schon Ultras aller Art gefinisht hättest, du warst beim 24-h-Lauf, in der 4-er-Staffel allerdings, das dafür zweimal, du hast ein paar wahnwitzige Gebirgs-Ultras gelaufen, bist einmal um deine Heimatstadt gejoggt/-wandert, du trainierst eigentlich wie in den guten, alten Zeiten, „cool mornings, easy runnings“ oder so ähnlich, denn wenn du ehrlich bist, ganz ehrlich, tut dir schon oft was weh. Gelenksmäßig, mein ich, und der Rücken, oje, oje, seit Neuestem bist du auch nicht mehr ganz so taufrisch nach deinen Einheiten, die zwar nicht weniger, doch ein bisschen langsamer geworden sind.
Ein Sechs-Tage-Bewerb soll es sein. Ein Etappenrennen über insgesamt 455 km. Mit 25.000 Höhenmetern, plus ein paar Zerquetschten noch dazu. Ganz ehrlich, hast du sie noch alle? Weißt du, was das bedeutet? Sechs Tage lang jeden Tag durchschnittlich 75km rennen und gehen, denn die Bergaufpassagen, von denen es ja nicht gerade wenige gibt, wirst du wohl nicht laufen können…
Wärst du 20, würd ich ja nix sagen, höchstens, dass so was Langes für einen so jungen Menschen unsinnig ist, Junge sollen zuerst schnell werden, außerdem haben die meisten Jungen zu wenig Geduld für so einen Irrsinn, von Erfahrung klarerweise ganz zu schweigen. Aber Mitte Vierzig, nach über 30 Jahren Leistungssport, da hast du zwar Erfahrung en masse, Geduld ebenfalls, aber dein Körper ist hin, völlig hin, kaputt, alles, wie stellst du dir denn das Training auf so ein 144-Stunden-Abenteuer, das im besten Fall etwas kürzer dauern wird, vor? Glaubst du, du hältst hunderte von Vorbereitungskilometern irgendwo in der Pampa, aus? Was heißt da „hunderte“? TAUSENDE! Per pedes, mein Freund, per pedes…
Du hast ja nicht hören wollen auf mich, schnurstracks angemeldet hast du dich, lächerliche 3.495,-- Euro berappt (oder eigentlich „beeurot“, denn den „Rappen“ gibt´s ja nur noch als Hundertstel des Schweizer Franken, DU hast aber in Euro bezahlt, weil das Rennen ja auch in der EU stattfindet, irgendwo in England oder so…), auf die Stornoversicherung erhaben lächelnd gepfiffen, und dann das! DAS! Die erste Einheit, die ALLERERSTE Einheit, die du absolvieren wolltest in Vorbereitung auf dieses Mega-Martyrium, also diese jene welche, die hast du nach 2 Kilometern geschmissen. NACH ZWEI KILOMETERN! Du bist nicht einmal zurückgelaufen, sondern hast dich von deiner Frau holen lassen. MIT DEM AUTO!!! Und warum bitteschön? WARUM BITTESCHÖN? Du warst weder krank, verletzt, wurdest auch nicht von einem Hund gebissen, hattest keinen Wickel mit einem Passanten, der dir wieder mal vor die Füße gekrochen wäre, du bist nicht gestürzt, hattest auch nicht Durchfall, deine Laufhose hat sich auch nicht in alle Einzelheiten aufgelöst, nichts von dem. GAR NICHTS! Es hat dich einfach nicht mehr gefreut. Von jetzt auf da. Von heut auf morgen. Von nun auf just gleich. Aus. Maus. Ende. Schluss. Vorbei. Bist auch nicht mehr gelaufen seit dem. Gar nicht mehr. Keinen einzigen Meter. Und das war vor über einem Jahr. Langsam glaub ich dir das. Das horrende Nenngeld hast du dir auch nicht irgendwie zurückerbetteln wollen. Du hast deine Laufmütze an den berühmten Nagel gehängt. CHAPEAU!
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