MaxFun Sports Laufsport Magazin
Roth, die Hochburg des Langdistanztriathlons
13.07.2010, 12:00:00
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Damals in Roth, als wir noch ängstlich waren Worauf wir uns damals allerdings tatsächlich eingelassen hatten, das wurde uns erst so richtig klar, als wir am Vortag anreisten und voller Staunen sahen, was die Stadt Roth dort alles auf die Beine gestellt hatte. Das war keine Triathlonveranstaltung, wie wir sie Mitte der 80er Jahre aus Österreich kannten. Keine unorganisierte Wechselzone, sondern perfekt organisierte, nummerierte Wechselstellen, keine Anmeldung, mit Warteschlangen, sondern ausreichend viele Helfer usw. Deutsche Gründlichkeit also! Und dann war da plötzlich die Starterliste! Neugierig aber ohne uns dabei großartig viel zu denken, blätterten wir sie abends im Bett liegend durch und wurden immer ruhiger. Da waren Namen dabei, die uns bewusst machten, dass wir bei einer EM waren. Jeder von uns begann seine Hochrechnung, um die zu erwartende Platzierung und hatte seine ganz persönliche, unruhige Nacht. Früh am Morgen erwachte ich mit dem Mut des Verzweifelten und beschloss keinesfalls Letzter zu werden. Nervöser war ich zuvor nicht einmal bei meinem ersten Radrennen. Das Schwimmen fand in dem mittlerweile berüchtigten Kanal statt, die Vorbereitungen vor dem Start machten mich derart nervös, dass ich nichts mehr wusste. Im Surfanzug absolvierte ich die knapp 2 Kilometer und war überrascht, nicht als Letzter aus dem Wasser zu steigen. Auf dem Fahrrad ging es dann ordentlich zur Sache - dachte ich - denn plötzlich gab es welche, die mich überholten. Das waren sicher die ehemaligen Radprofis, von denen wir gestern gehört hatten. Die, welche angeblich schon an der Vuelta, der berühmten spanischen Rundfahrt teilgenommen hatten. Mit dem Windschattenfahren nahm man es damals bei den Deutschen auch schon sehr genau. Während wir in Österreich alle - und die, die sich jetzt ausschließen, sollten ehrlich nachdenken - mehr oder weniger unsere Windschatten nutzten, danach herumstritten und den anderen die Schuld gaben, hatten die genauen deutschen Nachbarn schon ordentliche Kontrollen. Das war auch der Grund warum ich nach dem Radfahren langsam Sorge hatte, doch noch den letzten Platz abzuräumen. In der Wechselzone fand ich meinen Platz sofort, die gründliche Organisation machte sich bezahlt. Verdächtig viele Räder waren schon dort. Seltsam war, dass man damals schon vor einer Linie vom Rad herunter musste und zum Wechselplatz zu laufen hatte. Bei uns war alles noch ungeregelter und wüster. Vor dem abschließenden Halbmarathon hatte ich Respekt und lief deshalb sehr vorsichtig los, so dass ich doch noch einige Plätze gutmachen konnte. Sogar die Laufstrecke war organisiert, man konnte sich nicht irgendwo verirren, falsch abbiegen etc. In Österreich hatte ich schon Triathleten erlebt, die in die falsche Richtung liefen oder in Sackgassen - ich war übrigens auch einer davon. Dann war ich im Ziel und die Europameisterschaften waren vorbei. Gespannt war ich eigentlich hauptsächlich auf mein Gesamtergebnis. Ich hatte nämlich überhaupt keine Ahnung, wo ich platziert war. Meine Bilanz war schließlich etwas seltsam aber besser als gedacht: Beim Schwimmen hatte ich meine neue und teure Uhr verloren, die wahrscheinlich heute noch im Kanal ruht. Beim Radfahren war ich verhältnismäßig schlecht und gelaufen war ich viel besser als ich gedacht hatte. Die Uhr war weg, den Surfanzug entsorgte ich und beschloss einen "richtigen" Triathlonneoprenanzug anzuschaffen. Auf der Ergebnisliste stand: Platz 250 von rund 900 Startern. Das überraschte mich, obwohl es meine höchste Gesamtplatzierung war, die ich je erreicht hatte. Ich war dann noch öfter in Roth, nahm sogar am Ironman teil aber so viel Angst im Bauch und Kopf hatte ich nie mehr später. Schön war´s! Dr. G. Heidinger für MaxFun.cc Link: www.MaxFun.cc |