MaxFun Sports Laufsport Magazin
INEOS 1:59 Challenge
Eliud Kipchoge probiert es also noch einmal. Irgendwie war das eigentlich klar, zumindest wenn man seine Interviews zwischen dem 2h00Min25s-Superlauf in Monza und diversen Marathons danach gehört hat. London oder eventuell Berlin werden es aller Wahrscheinlichkeit im Oktober dieses Jahres werden. Auf einem zwei bis drei Kilometer langen Rundkurs wird der Marathonweltrekordler und allerbeste Marathonläufer der Geschichte seinen Lauf in die sub-2-Geschichte versuchen. Dazu wird er innerhalb eines ca. zweiwöchigen Zeitfensters auf ideale Bedingungen – am liebsten 12 Grad Celsius und Windstille – warten, um „unter Laborbedingungen“ (wie man die Unken jetzt schon wieder von überall rufen hören kann) den ersten Marathon unter 2 Stunden zu laufen.
Wesentlich berechtigter als die kritischen Stimmen bezüglich der sportlichen Aspekte dürften jene sein, die den neuen Sponsor - der übrigens soeben auch im Radsport Fuß gefasst hat und das Team rund um den vierfachen Tour de France Sieger Chris Froome finanziert - betreffen: INEOS betreibt Fracking und man wirft Jim Ratcliffe, dem Gründer der Chemiefirma und reichsten Mann Großbritanniens, vor, seine Firma auf diese Art und Weise sozusagen reinwaschen zu wollen. Wie dem auch sei, Eliud Kipchoge wird es noch einmal versuchen.
Und noch einmal darf man darüber nachdenken, was genau diesen Versuch nun eigentlich ungültig machen sollte.
„Der läuft die ganze Zeit im Windschatten, hinter einer sich abwechselnden Formation von Läufern und hinter einem Auto her.“ - Aussage Nummer 1
Bei jedem anderen Marathon laufen die Läufer ja auch hinter bezahlten Tempomachern, die dann bei km 21 oder 27 oder 31,3 aussteigen, her. Wird dann ein Weltrekord gelaufen, zählt das natürlich schon, obwohl selbiger eigentlich nur zur Hälfte (im Falle des Falles, dass die Tempomacher bei km 21 aussteigen…) oder zu einem Drittel oder mathematisch gesehen wie auch immer gelten dürfte. Also gar nicht. Wäre Victor Campenaerts bei seinem vor Kurzem in Mexico City aufgestellten Stundenweltrekord eine Zeitlang hinter einem Pacemaker hergefahren, hätte das nicht einmal annähernd als Rekord gegolten, die Radsportwelt hätte sich den Bauch gehalten vor Lachen.
„Bei 55 km/h ist ja der Windschatteneffekt viel größer.“ - Aussage Nummer 2
Erstens hat man bei knapp 21 km/h auch bereits einen ziemlich großen Windschatteneffekt (wenn man das Weltrekordprojekt, das keines sein wird, betrachtet) und zweitens hat man bei knapp 21 km/h auch bereits einen ziemlich großen Windschatteneffekt (wenn man ganz normale Marathonläufe mit Pacemakern betrachtet) – so what??? Bis auf David Rudisha´s 800-m-Weltrekord müsste man dann sämtliche Weltrekorde im Ausdauerbereich streichen, weil die alle mit Tempomachern, die die Leistungen der dahinter Herlaufenden natürlich verzerren, aufgestellt wurden.
„Es gibt keine im Vorhinein festgelegte Startzeit.“ – Aussage Nummer 3
Na und? Wo genau ist das Problem? Herr Kipchoge rennt ja trotzdem 42,195km, Victor C. oder Bradley Wiggins oder Miguel Indurain hatten ja auch Zeitfenster, in denen sie ihre jeweilige Stundenweltrekorde aufgestellt haben. Kein Hahn kräht danach. „Die Tempomacher wechseln sich ab und machen Pausen dazwischen.“ – Aussage Nummer 3! Ja, und? Man versucht doch lediglich, die Dinge zu optimieren, immerhin will der wohl beste Läufer aller Zeiten Unfassbares bewerkstelligen. Und die Geschichte mit den Pacemakern steht weiter oben…
„Es ist kein offizieller Marathonlauf und es gibt keine klar definierten Verpflegungsstellen und außerdem sitzt eine Eule bei km2!“ – Aussagen Nummer x und y
Wir leben im 21. Jahrhundert, Dinge ändern sich eben, Regeln (hoffentlich) auch. Was sind denn das alles für Argumente??? Es ist doch völlig irrelevant, ob bei km 3,7 oder 17,8 oder 25,0 gegessen und getrunken werden kann/darf/soll. Und offizieller Marathonlauf hin oder her, die Distanz bleibt doch absolut gleich, kein Millimeter mehr oder weniger wird gelaufen. Und das mit der Eule, also langsam reicht es. Sollte Eliud Kipchoge unter 2 Stunden laufen, sollte man dies auch anerkennen. Und zwar nicht nur als außergewöhnliche Leistung, sondern auch als Weltrekord!
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