MaxFun Sports Laufsport Magazin
Gott lief in Wien - Eliud Kipchoge
Der Laufgott hat Geschichte geschrieben, und das in Wien, mitten im Herzen von Europa.
Die Organisatoren des London Marathons brachten Eliud Kipchoge nach Wien.
Hier findest Du den Grund, warum sie sich für Wien entschieden haben.
Die Superlative erscheinen dermaßen gehäuft, dass man einfach sprachlos sein muss, wenn er dann vor einem steht, läuft, existiert. 2Min50s/km, das war die Vorgabe, das war sein Ziel. Das Ziel des Laufgottes aus Kenia, das Ziel von Gott überhaupt. Dereinst hatte der Papst Österreich, Mariazell, besucht. Im Oktober 2019 war godfather of running persönlich da. Alles, einfach alles, was Eliud Kipchoge in die Hand oder eigentlich eher unter seine Beine genommen hatte, zumindest in den letzten Jahren und ganz am Anfang seiner Karriere – als er als 19-jähriger 5000m-Weltmeister wurde und keine Geringeren als Kenenisa Bekele und Hicham El Guerrouj schlagen konnte; also einfach alles war zu Gold geworden. Einen einzigen Marathonlauf verloren, Olympiasieger, (offizieller) Weltrekordinhaber, schnellster Marathonläufer aller Zeiten (auch, wenn Monza 2017 „nur“ in die Geschichtsbücher einging, nicht aber in die „Weltrekordbücher“), 4x Berlin, 4x London, was soll man da noch sagen?
Dann der unfassbare und unvorstellbare Deal, Gott kommt nach Wien, im Oktober, Gott wird laufen, Gott lief. Und wie er lief. Mit ihm eine Unzahl an Weltklasseläufern, die in ihrer Eigenschaft als Tempomacher brillierten, die das Wahnsinns-Flair in den Prater brachten, mit einem „Vorläufer“, der zwar hinterher lief, aber nur bis…der Rest ist Geschichte.
Schon die ersten Begegnungen mit dem INEOS 159 Team waren Gänsehaut-Feeling pur.
Allein die Aufbauarbeiten im Prater waren wohl für alle einheimischen LäuferInnen und SpaziererInnen spannender als die meisten Wettkämpfe selbst, kaum jemand, der da vorbeigelaufen war, ohne dass er nicht mindestens auf seine doppelte Geschwindigkeit beschleunigt hätte. All die Vorankündigungen und Social Media Things waren crazy, die Atmosphäre incredible. Und dann erschien er. Und dann erschienen sie. Zehntausende waren gekommen, um ihn zu feiern, um sich vor ihm zu verbeugen, es war bereits hell, denn man hatte den Start auf 8:15Uhr gelegt, sehr christlich. Es war frisch, zuerst tauchten die Lichter auf, im Morgennebel, dann die besten Läufer der Welt, grazil wie Gazellen, lautlos und doch unendlich laut, Perfektion pur.
Schwenk!
Zwei Tage davor, knapp nach Morgengrauen, Wien, Prater Hauptallee bei Kilometer 2, Höhe Ernst Happel Stadion, zwei TrainingskollegInnen, die ihren Augen kaum trauten, erst vier Läufer, einer davon Selemon Barega, der schnellste 5000-m-Läufer der Jetztzeit (2018 war er eine 12:43 gelaufen) auf der linken Seite, drei andere, die man nicht erkannte, weil man auf Barega starrte, auf der rechten. Die ANDEREN grüßten zuerst, man packte es überhaupt nicht mehr. Dachte man. Bis eine Minute später ER auftauchte, inmitten einer größeren Gruppe, „GOOD LUCK!!!“ (oder eigentlich „god luck!!!“) rief man und erkannte auch Patrick Sang und rief „Oh, u ar Patrick Sang“ und der wiederum lachte und schrie „Thank u! Thank u! Thank u“. JETZT packte man es überhaupt nicht mehr. ER war zwei Meter neben den beiden TrainingskollegInnen vorbeigelaufen, auch Julien Wanders hatte man erkannt. Der Rest des lockeren 20ers lief man wie in einem Traum…
Schwenk back! Samstagmorgen,
Dunkelheit, alles auf Hochtouren auf der Reichsbrücke und ein wenig weiter, im Wiener Prater. Die 41+1 (41 Pacemaker plus Gott) beim Aufwärmen, das gesamte INEOS-Team, Fernsehen, Elektroautos, Elektromopeds, immer mehr ZuseherInnen, die Brücke bebte, Start, und dann liefen sie los, knallten das erste Mal vorbei, nach einem Kilometer, man rannte hinüber in den Prater zum Zielbereich, und was man dann zu sehen bekam, kann man überhaupt nicht in Worte fassen.
Als Eliud Kipchoge nach 1:59:40,2h über die Ziellinie flog,
in die ihn frenetisch feiernden Zuschauermassen hineinwinkend, flossen nur noch Tränen.
Der Laufgott hat Geschichte geschrieben, und das in Wien, mitten im Herzen von Europa.
- Eliud, wir danken dir
- Für den ersten Marathonlauf unter 2h
- Für die durchschnittlich 2:50Min/km
- Für diese phänomenale Einstellung
- Für unvergessliche Momente
- Dafür, dass wir ZeugInnen sein durften bei der zweiten Mondlandung
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Foto: MaxFun Sports