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MaxFun Sports Laufsport Magazin

Auf den Körper hören

Trainingsmethoden im Laufe der Zeit

In den Anfangszeiten des Laufens war´s klar - man lief mit „halber Kraft“, mit „dreiviertel Effort“ oder eventuell „Vollgas“. Was genau das zu bedeuten hatte, ist heute schwierig zu beantworten. Trainergrößen von einst, wie Arthur Lydiard (Neuseeland) oder Ernst van Aaken (Deutschland), entwickelten neue Trainingsmethoden. Ersterer führte beispielsweise Peter Snell oder Lasse Viren zu Höchstleistungen. So gewann Snell unter anderem dreimal Gold im Mittelstreckenlauf, 1960 über 800m/1964 über 800m und 1500m. Viren gewann viermal Gold – 1972 und 1976 über 5000m und 10000m. 

Unterschiedliche Trainingsphilosophien
Lydiards Trainingsmethoden unterschieden sich von denen von der Lauflegende Emil Zatopek gravierend. Waren es beim tschechoslowakischen Läufer, den man bei Gott nicht zu den Stilisten des Laufsports zählen konnte, hauptsächlich Intervalle (beispielsweise 100x400m in Militärstiefeln). Oder wahrlich skurrile Trainingsmethoden wie Dauerläufe mit seiner Frau im Huckepack, Läufe mit angehaltener Luft bis zur Ohnmachtsgrenze oder Läufe auf der Stelle in seiner Badewanne. So entwickelte der Neuseeländer neue Methoden, vor allem schrieb er dem Grundlagentraining wesentlich mehr Bedeutung zu. 

Van Aaken war überhaupt ein Verfechter des lockeren Trainings, seine Formel lautete 40:1 und bedeutete, dass man 40 Teile GA-I-Training und einen Teil intensiveren Trainings zu absolvieren hatte. Auch heute noch trainieren viele – von den Anteilen her – nach diesem System. Alle propagierten aber vor allem eines: viele Kilometer, bei Zatopek waren es durchschnittlich 265 pro Woche. Lydiards Methode umfasste gar 160 „kontrollierte“ (also solche mit „Inhalt“) und bei „genügend Willen“ noch einmal 160 locker gelaufene, ebenfalls pro Woche. Dass etwa sein Schützling Lasse Viren damals mit Blutdoping nachhalf, steht auf einem anderen Blatt und kann natürlich heute niemandem mehr vorgeworfen werden, zumal es damals nicht verboten war.

Und dann kam die Pulsmessung
Irgendwann hielt die Pulsmessung Einzug ins Sport-Geschehen. Prinzipiell war das auch keine so schlechte Sache. Die meisten liefen ihre Grundlageneinheiten zwischen 120 und 150 Puls. Darüber kamen ebenfalls die meisten in einen Mischbereich zwischen aerob und anaerob, ab 170 (bis etwa 200) war man im roten Bereich. Zumindest die meisten Läufer, aber wer sind schon die „meisten“? Ende der Siebziger-/Anfang der Achtzigerjahre erlebte die Leistungsdiagnostik ihren Siegeszug, wobei bis heute vielerorts der gleiche Fehler gemacht wird: die Belastungsstufen sind zu kurz, die ermittelten Trainingsbereiche ergo falsch und die individuell erreichbaren Ziele zu hoch. Sprich, wer lediglich 3 Minuten pro Belastungsstufe läuft und dann jeweils das Tempo erhöht, um erneut zu belasten etc., bekommt „zu gute“ Werte. Belastungsstufen von wenigstens sechs, besser zehn Minuten wären wesentlich „richtiger“. Allerdings kosten diese auch mehr Zeit, und die hat man (heute) nicht. 

Dennoch sind Herzfrequenz-Werte nicht generell zu verteufeln, man muss sich eben ein wenig damit beschäftigen und z. B. wissen, dass man einen höheren Puls hat, wenn man zuvor Kaffee getrunken hat oder es besonders heiß-schwül ist. Wenn man aus irgendeinem Grund emotional echauffiert ist oder wenn man krank ist/wird. Als Vergleichswert ist die HF aber allemal ein sehr guter Kontrollfaktor, wenngleich vor allem im Rad- und Triathlonsport die Wattmessung/-auswertung längst eingezogen hat. Diese nicht ganz billige Geschichte wird oft damit beworben, dass sie wesentlich genauer sei als etwa die Herzfrequenz-Messung, weil Letztere stets etwas verzögert reagiere. Nun, auch das Wissen dieses Faktums kann man einem Läufer durchaus zutrauen, ebenso wie das Wissen, dass die Pulswerte im Laufe einer Belastung stetig ansteigen und man daher mit Fortdauer des Trainings immer langsamer werden müsste. 210 Watt hingegen bleiben immer 210 Watt. 

Auch im Laufsport, wo sich die Wattmessung (im Schuh) bislang noch nicht wirklich durchgesetzt hat, wenngleich sie bereits existiert. Bei all den Messungen und Auswertungen geht einem eines jedoch ab, das gute alte Gefühl für den eigenen (oder auch fremden, so man als Trainer tätig ist) Körper. Hört mal wieder auf euch selbst und probiert euren nächsten Dauerlauf mit eurem Partner am Buckel, in Stiefeln, wenn geht, mit Puls- und Wattmessung.

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06.09.2018, 11:00:00
Foto: pixabay.com
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