MaxFun Sports Laufsport Magazin
Ironman oder kein Ironman
Die Challenge Regensburg wackelt, von Ungereimtheiten und verschiedenen Auffassungen zwischen der Challenge Family und Veranstalter Tom Tajsich war dieser Tage zu lesen. Schade wär´s allemal um diesen tollen Event, den heuer beispielsweise kein Geringerer als Jan Raphael mit einer Siegerzeit von knapp über 8 Stunden für sich entscheiden konnte. Bei den Damen ließ sich Diana Riesler nach 8h51Min in die Siegerlisten eintragen. Wie es weitergeht, ob die Veranstaltung auch 2018 und in den Jahren darauf stattfinden wird, werden wir erst sehen. Generell kann man ja nie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass irgendwann in welcher Zukunft auch immer etwas „ganz bestimmt“ stattfinden wird.
Faktum ist aber auf jeden Fall, dass es sich beim Regensburger Bewerb um einen sogenannten „Challenge“-Bewerb aus der „Challenge-Familie“ handelt. Im Jahre 1988 etwa war die Challenge Roth unter dem Namen „Ironman Europe“ bekannt, damals konnte man sich dort noch offiziell für die Weltmeisterschaften auf Hawaii qualifizieren. 1990 verlangte dann allerdings die WTC (World Triathlon Corporation) höhere Lizenzgebühren, eine Reduktion der Startplätze sowie einige Änderungen im Wettkampfmodus. Daraus resultierte, dass man von Seiten des Rother Veranstalters eine Verlängerung der Verträge ablehnte, der Name „Challenge Roth“ war geboren. Bis zum heutigen Tag gibt es quasi jährlich Streitereien wegen Terminkollisionen zwischen Challenge- und Ironman-Bewerben, TopsportlerInnen werden mit hohen Startgeldern abgeworben, andere werden plötzlich zu Aushängeschildern von entweder der einen oder der anderen Organisation. Es geht – wie so oft im Leben – auch im Triathlonsport (vielen) nur ums Geld.
Faktum ist, dass sowohl Chrissie Wellington im Jahre 2011 mit 8h18Min13s (Roth) als auch Jan Frodeno im Jahre 2016 mit 7h35Min39s (ebenfalls Roth) die bislang schnellsten über die Distanzen von 3,8km Schwimmen, 180km Rad fahren und 42,195km Laufen waren. Das wird dann tituliert unter der Bezeichnung „Aktuelle Weltbestzeit auf der Langdistanz“. Tim Don z. B. hat heuer eine „Aktuelle Weltbestzeit der Ironman-Serie“ aufgestellt, beim Ironman Brasilien gelangte er nach 7h40Min23s ins Ziel. Von „Weltrekorden“ spricht man übrigens überhaupt nicht im Langdistanz-Bereich des Triathlonsports, zu unterschiedlich sind die Streckenverhältnisse. Auch im Laufsport – hier vor allem im Marathonbereich – war lange Zeit „nur“ von „Weltbestzeiten“, nicht aber von Weltrekorden die Rede.
Hier haben wir gleich ein paar Dilemmas. Fangen wir beim einfachsten an, beim Damen-Weltrekord von Paula Radcliffe, die benötigte in London 2003 sage und schreibe 2h15Min25s. 2017 stellte dann Mary Keitany die Damen-Marathon-Welt nun auf den Kopf und lief ihrerseits neuen Weltrekord. Nach 2h17Min01s knallte sie über die Ziellinie. Unverständlich? Paula Radcliffe war 2003 in einem Pacemaker-unterstützten Rennen unterwegs gewesen, Keitany in einem reinen Frauenrennen ohne Hilfe. Daher zwei unterschiedliche Paar Laufschuhe - zwei von derselben Sorte hatte jedenfalls Eliud Kipchoge an, als er 2017 in Monza in einem außerordentlich Pacemaker-unterstützten Rennen lediglich 25 Sekunden über der 2h-Schallmauer geblieben war. Weltrekord? Weltbestzeit? Pustekuchen, gar nix, weil Kipchoge zwar zweifelsohne so schnell gelaufen war, aber viele formale Dinge nicht den internationalen Statuten entsprachen.
Dabei muss man doch eines festhalten: fast alle Weltrekorde auf der Bahn (außer die von 100-800m) wurden mit Pacemaker-Unterstützung gelaufen, zwar hielten die Tempomacher meist nur bis zur Hälfte durch, aber sollte man hierbei nicht auch von Verzerrung sprechen? Wer z. B. bei einem Ironman „nur“ 90km direkt am Hinterrad eines schnell fahrenden Vordermannes „lutscht“, ist ja auch nicht korrekt unterwegs. Oder hat man schon mal einen Stundenweltrekordler auf der Radrennbahn gesehen, der die ersten 30 Minuten hinter einem anderen hergefahren ist? So gesehen sollte man das gesamte Reglement neu überdenken, wir leben im 21. Jahrhundert.
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