MaxFun Sports Laufsport Magazin
Schrittlänge
Die einen trippeln herum, dass man glauben könnte, sie müssten die nächste Toilette aufsuchen, die anderen machen dermaßen große Schritte, dass man meinen könnte, sie wollen mit jeder Bewegung den Weltrekord im Dreisprung aufstellen. Dazwischen gibt es sämtliche Varianten, Längen, „Kürzen“, es wird gesprungen, gefedert, gar nicht gesprungen, gar nicht gefedert, und so weiter, und so fort. Die einen wackeln mit dem Oberkörper hin und her, dass sie in der Allee jeweils links und rechts sämtliche Bäume streifen, die anderen rennen stocksteif durch die Gegend, als hätten sie ein bis sieben Besenstiele verschluckt.
Prominente Beispiele für – sagen wir mal – interessante Laufstile findet man ohne Ende. Andrea Mayr, unsere fünffache Berglaufweltmeisterin, soll schon unabsichtlich so manche Mitstreiterin zu Fall gebracht haben, weil eines ihrer Beine dermaßen ausschlägt bei jedem Schritt; Haile G. hat irgendwann einmal vergessen, dass er doch keinen Schulranzen mehr zu tragen hat beim Laufen, dennoch hält er einen Arm stets etwas mehr angewinkelt, als ob er doch noch das eine oder andere Büchlein zu tragen hätte. Michael Johnson, seines Zeichens ehemals schnellster Mann der Welt über 200 und 400 m (Johnson blieb satte 22 Mal unter 44 Sekunden!!!), dürfte tatsächlich so etwas wie einen Besen verschluckt haben, so aufrecht lief bislang kaum jemand. Emil Zatopek glich eher einer Dampflok, Usain Bolt benötigt grade mal 41 Schritte bei seinen phänomenalen 100-m-Siegen; seine Schritte sind dabei maximal 2,95 Meter lang. Davon bekommt so mancher Ausdauersportler ein graues Haar mehr, bemerkt er doch mit Grauen, dass er zu Schulzeiten kaum einmal 3 Meter kurz WEITSPRINGEN konnte.
Tja, was soll man dazu noch sagen; außer vielleicht, dass der Laufstil und damit die Schrittlängen und –frequenzen verdammt individuelle Sachen sind. Gut, die Weltspitze im Ausdauersport kommt auf durchschnittlich 180-190 Schritte/Minute, der Freizeitläufer auf lediglich 150-160. Kombiniert mit kürzeren Schrittlängen ergibt das dann jeweilige Zeitdifferenzen von bis zu vier Stunden (Sieger knapp über 2h, nicht mehr ganz so ambitionierte Marathonis um die 6h…).
Jetzt wäre es aber verdammt einfach zu sagen, man sollte einfach seine Schrittlänge verkürzen, um damit seine Schrittfrequenz zu erhöhen. Um dadurch schneller zu laufen. Da bräuchte man ja bloß zählen, auf wie viele Schritte man aktuell kommt und diese Zahl sukzessive auf 180-190/Min steigern. Um damit zum potentiellen Sieger aufzusteigen. So einfach ist die Sache klarerweise nicht, erstens bedarf eine hohe Ausdauerleistungsfähigkeit eines großen Talents. Zweitens muss man unglaublich viel trainieren. Drittens benötigt man viel Glück (keine Krankheiten, Unfälle, Verletzungen, etc.). Und viertens – und da kommen jetzt Schrittlänge und –frequenz ins Spiel – sollte man oft bis sehr oft Laufschule (also Lauf-ABC-Übungen), Stretching, Rumpfstabilisationsübungen und etwa Fußgymnastik betreiben. Dadurch kann man seinen individuellen Laufstil – der niemals ein „Laufstil von der Stange“ sein kann – verbessern. Und dadurch wiederum kann man langfristig gesehen auch seine Geschwindigkeit steigern – in Kombination mit den anderen genannten Punkten. Somit ist es prinzipiell relativ egal, ob ein 2h03-Marathonläufer 191 Schritte/Min auf den Asphalt knallen kann und man selbst nur 155 zusammenbringt. Geduld ist gefragt, vor allem im Ausdauersport – ach ja, und machen Sie bitte nicht sooo lange Schritte, sieht nicht nur komisch aus, kostet auch verdammt viel Energie und somit Zeit!
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Foto: MaxFun Sports/K.Köb