MaxFun Sports Laufsport Magazin
Ötscher Ultra
Da lag er nun, mitten im eiskalten Ötscherbach, nicht einmal seine Schuhe hatte er ausgezogen, wie ein Fisch – zumindest stellte er sich in diesem Moment trinkende Fische so vor – öffnete er einfach von Zeit zu Zeit seinen Mund und ließ hineinrinnen, was nicht vorbeirinnen konnte. Schon lange hatte er sein Gefühl verloren, sein Gefühl für die Zeit nämlich, egal, es war ihm eigentlich alles egal geworden, fast alles, denn eines WOLLTE er nach wie vor, drinnen bleiben in diesen bizarr-eisigen Fluten, an deren Ufern dereinst sogar berühmte Indianerfilme, die wohl alle kennen und deren unnachahmlicher Protagonist leider vor kurzem verstorben war, gedreht wurden.
Doch zurück zum Anfang, die Ausschreibung für den Ötscherlauf las sich ja herrlich, und weil er selbst so gern am Ötscher zu wandern und teilweise auch zu laufen pflegte, war er schnell angemeldet gewesen – ohnehin „nur“ zu einer Zweierstaffel, 30 km hatte er, 20 km hatte sie zu laufen. Die Höhenmeter und die Schwierigkeiten des Geländes hatten sie zwar wohl bemerkt beim Lesen, doch so ernst nicht genommen. Dennoch war es gut verlaufen, das Training, und so schloss er sich gleich nach dem Start einer recht ambitionierten Gruppe an, um bis km 15 in deren Reichweite zu bleiben. Dass es zu diesem Zeitpunkt bereits knappe 30 Grad im Schatten hatte, ignorierte er einfach, genauso wie er ignoriert hatte, dass doch eine erkleckliche Anzahl an Staffelteilnehmern, Marathonteilnehmern (die an diesem Tage die Staatsmeisterschaften unter sich ausmachten) und Ultras (die, die den 50er am ersten und den 20er über den Rauen Kamm!!! am zweiten Tage in der Kombiwertung untereinander ausmachten) mit Kopfbedeckung und – eigentlich, hauptsächlich und vor allem!!! – mit einem Trinkrucksack zu laufen pflegten. Doch das hielt er für mehr als übertrieben, wer läuft denn bitte mit Trinkrucksack (???), das konnten doch nur die ärgsten Hobbetten sein, und überhaupt, der Wallner Wolfgang rannte ja auch ohne…
Bei km 15 dämmerte es ihm dann schön langsam, dass die anderen doch keine solchen Hobbetten sein konnten, der Sonnenstich quasi unvermeidbar, einmal schaffte er es nicht mal mehr in die Büsche, zu diesem Zeitpunkt war er aber schon so abgeschlagen, dass ihn „dabei“ wenigstens niemand beobachten musste; und so wanderte er mit einem nicht mehr ganz leichten sidewinder Richtung Wechselzone, die aber partout nicht auftauchen wollte; stattdessen traf er einen Mitstreiter, der am Boden lag, verletzt, und auch, als ihm dieser zum achten Mal versichert hatte, dass die Rettung schon unterwegs sei und er doch bitte weiterlaufen, ähm, -wackeln sollte, blieb er stehen und fragte auch ein neuntes Mal, ob sein Gegenüber nicht doch Hilfe bräuchte. Später traf er niemanden mehr, außer einen der dort ansässigen Braunbären und vor allem den Hitzschlag, aber der traf ja eigentlich ihn. Irgendwann sah er sich dann ihm Ziel liegen – der (Space-)Shuttlebusfahrer hatte sämtliche eintreffende Staffelläufer in Ralleymanier zurück zum Startort Lackenhof geflogen – und die Sieger eintreffen. Nach 4h43Min durfte sich eine hervorragend laufende Monika Limberger über den Staatsmeistertitel im Bergmarathon freuen, der Vorzeigeathlet Wolfgang Wallner blieb in 4h10Min siegreich in der Herrenwertung. Doch Sieger waren sie alle, Gluthitze am Anfang und sauschweres Streckenprofil permanent verlangten einem (fast) alles ab – dem Gesamtsieger Salameh el Aqra aus Jordanien aber vielleicht doch nicht, der war einfach lachend ins Ziel gehüpft…um am nächsten Tag dann die Ultra-Gesamtwertung für sich zu entscheiden – strahlender Tagessieger über den Rauen Kamm wurde übrigens Helmut Schiessl, der die 20 km mit 1000 Höhenmetern rauf und runter in 1h42Min bewältigte – wer die gar nicht so ungefährliche Kletterei dort rauf kennt, weiß diese Leistung(en) wohl noch besser zu schätzen. In diesem Sinne – next year, next try…
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