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03.08.2012, 12:00:00
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Nachmachen sollte man diesen Ernährungsstil bitte nicht, die Folge wäre unmäßiges Übergewicht, Krankheit und durchaus der Tod.

Drei Spiegeleier mit Sandwiches, Käse, Paradeiser, Gemüse, gebratene Zwiebel, Mayo, drei Schokoladenpalatschinken, Omelett aus fünf Eiern, frei mit Zucker bestreute Toasts, eine Schale Grütze, zwei Tassen Kaffee. Das war das Frühstück. Mittagessen: ein halbes Kilo angereicherte Pasta, zwei große Sandwiches aus Weißbrot gemacht mit Schinken, Käse und Mayo, ein paar Liter Energy drinks. Abends dann ein halbes Kilo Nudeln mit Carbonarasauce, eine große Pizza und nochmal ein paar Liter Energy drinks. Cola, Fast-food usw. noch nicht erwähnt, aber ebenfalls enthalten in dieser „Diät“.

Das ist nicht etwa die Tagesration des fettesten Menschen der Welt - die würde wohl noch um einiges umfangreicher sein - sondern die des schnellsten und besten Schwimmers aller Zeiten, so man seinen eigenen Aussagen und denen in diversen Zeitungen abgedruckten Glauben schenken darf. Michael Phelps, seit kürzestem mit 19 olympischen Medaillen der erfolgreichste Olympia-Athlet aller Zeiten, ist 1,93 m groß, wiegt 88 kg und trainiert mindestens 5 Stunden pro Tag im Wasser, Krafttraining und Sonstiges kommt noch hinzu. Für ein so hartes Programm benötigt man unfassbar viel Energie. Energie, die man allerdings nicht nur aus Gesundem zu sich nehmen kann; wer dermaßen viel verbraucht und etwa alles in Form von Vollkornprodukten zu sich nähme, käme nie mehr wieder aus dem Klo heraus.

Nachmachen sollte man diesen Ernährungsstil aber klarerweise nicht, die Folge wäre unmäßiges Übergewicht, Krankheit und durchaus der Tod. Warum dann dennoch dermaßen viele Menschen auf dieser Erde gerade diesen Lebensstil exklusive Training verfolgen, mag vielen, die gerne und regelmäßig Sport treiben, nicht klar sein. Bei Schwimmern oder generell bei Athleten von Phelps´ Kaliber und Statur kommt noch hinzu, dass sie mehr oder weniger ausschließlich aus Muskeln bestehen – abgesehen natürlich vom passiven Bewegungsapparat, dem Blut ua. Muskeln verbrauchen nicht nur in Ruhe mehr Energie als Fett, sondern auch unter Belastung, weil sie mit Sauerstoff versorgt werden müssen.

Im Falle des Hochleistungsschwimmers kommen noch zwei Faktoren hinzu. Seine Belastungsdauern im Wettkampf sind selten länger als 110 Sekunden, und Wasser trägt, d. h., Phelps muss nicht sein gesamtes Körpergewicht von Wende zu Wende „schleppen“. Ein 800-m-Läufer etwa, dessen Belastungsdauer im Wettkampf auch ca. 105 Sekunden beträgt, muss schon um einiges schlanker sein, weil der Auftrieb an Land fehlt. Auch könnte ein Weltklasse-800-m-Läufer niemals solche Mengen wie der Schwimmer verdrücken, weil er sonst keine einzige seiner Laufeinheiten auf der Laufbahn oder im Wald, höchstens wieder auf der Toilette oder im Gebüsch verbringen würde.

Ob Michael Phelps Ernährungsstil nun gesund oder ungesund sein mag, er hat unfassbaren Erfolg damit, er ist der beste Schwimmer aller Zeiten. Larissa Latynina, die einst für die UdSSR 18 olympische Medaillen erringen konnte, war letzten Dienstag extra für das Rennen über die 200 m Delfin nach London gereist und gratulierte dem Schwimm-Superstar zu Tränen gerührt zu dessen Silbermedaille, die eben seine 19. Olympische war. Einen großen Unterschied gibt es aber mit Sicherheit zwischen den beiden. Weder durfte die russische Turnerin damals dermaßen viel essen, noch konnte sie auf Junk-food, Cola oder Vergleichbares zurückgreifen. Aber auch so wird sie - zumindest, was Olympia betrifft, für immer unvergessen bleiben. Nicht vergessen sollte der nicht ganz so supersportliche Leser (etwa im Vergleich mit Phelps), dass der Körper ohnehin verlangt, was er gern hätte. Und darauf sollte man etwas mehr hören, dann regelt sich alles von selbst - auch der Energiehaushalt.

Christian Kleber (MAS)

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