MaxFun Sports Laufsport Magazin

Szenenwechsel in der Wechselzone

30.07.2010, 12:00:00
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Die Athletin stand beim Triathlon in der Wechselzone wie Gott sie schuf.

1988, bei der ersten Triathlon-Teilnahme des Autors auf der schönen Wiener Donauinsel tickten die Uhren noch ein wenig anders. Man nahm sich teilweise Zeit in der Wechselzone, verdammt viel Zeit. So war ein Typ zu beobachten, der sich nach dem Schwimmen splitterfasernackt auszog, sich ein wenig abtrocknete, zum Radfahren anzog, und - jetzt kommt`s - sein Rad noch mit einer Standpumpe aufpumpte, um ca. 10 Min später in den erneuten Kampf gegen Wind und Gegner zu ziehen.

Heute rennt das ein bisschen anders; die Schnellsten auf der Olympischen Distanz benötigen gerade mal 12, 13 Sekunden, um - sich umziehender- und adaptierenderweise - durch die Wechselzone zu huschen. Man gewinnt zwar selten ein Rennen in der Changing Area, verlieren kann man es dort aber sehr wohl.

War man in den letzten Jahren allerdings als Zuseher beim Kärnten Ironman oder anderswo vor Ort, konnte man sozusagen ein Comeback der Umzieh-Spezialisten-Spezies der frühen Anfangsjahre des Triathlon erleben. Wechselzonenzeiten von 15 und mehr Minuten (für beide Wechsel wohlgemerkt) sind da keine Seltenheit mehr. Den Vogel abgeschossen hat aber eine Athletin, die hier namentlich eher nicht genannt werden möchte; das Schwimmen bravourös absolviert, raste sie im Neo der Wechselzone entgegen, um sich dort - ein wenig umständlich zwar, aber immerhin - aus der zweiten Haut zu schälen; dann das Unfassbare, ihr Trainer stand mit Handtuch parat und trocknete das völlig durchnässte Wesen von oben bis unten ab, sehr zum Erstaunen ihres Ehemannes, der das Geschehen von außen durch den Zaun beobachtete. Die liebe Athletin stand nämlich dort wie Gott sie schuf, und der liebe Trainer, nicht gerade eine Hässlichkeit, strich liebevoll und mit sanften Bewegungen jeden einzelnen Tropfen von ihrer Haut. Handelte es sich hierbei um eine reine Erfindung des lustigen Autors, könnte man daraus durchaus eine erotische Geschichte basteln, bloß, es IST keine Erfindung, genauso fand es statt.

Endlich trocken gerubbelt, half der Trainer noch ins Tria-Tight, gerade, dass er nicht auch noch ihr Gesäß mit Wundsalbe einschmierte, das nicht, das Umlegen des Startnummernbandes schaffte die Athletin, das Helmanlegen und -zumachen auch, sogar ganz alleine, schnell ward noch eine Strähne ihres langen Haares aus dem Gesicht gestrichen - vom Trainer selbstverständlich - und schon ging`s los auf die 180-km-Radstrecke.

Nicht, dass die Konkurrenz Einspruch erhoben hätte wegen unerlaubter Hilfeleistung, die Athletin befand sich nicht allzu weit vorne, wie man vielleicht aus ihrer gigantischen Gesamt-Wechsel-Zeit von 19 (neunzehn!!!) Minuten herauslesen mag, allein ihr Ehemann war ein wenig mokiert über das leicht befremdliche Verhalten des Trainers, das ihm bis dahin entgangen sein dürfte. Ob Athletin noch mit Mann zusammen ist, sei dahingestellt, vielleicht auch deshalb, weil er nicht so lange im Ziel ausharren wollte, bis sie endlich eintrudelte. Faktum ist, dass sich eine neue Wechselzonenmentalität entwickeln dürfte - weg vom Stress, hin zum kleinen Plausch, Erfahrungsaustausch auf Schwimm- oder Radstrecke, vielleicht ein kleiner Cappuccino da, ein kurzes Ausföhnen der Haarpracht dort, ein Schuhsohlenvergleich oder dergleichen - einfach weg vom Gehetztsein. Die Wechselzone der Zukunft wird eine Einkaufsmeile, in der man sich treffen, sehen und gesehen wird, vielleicht eine Networking-Area mit Gleichgesinnten, in denen auch Geschäfte abgeschlossen werden könnten - Kärnten ist dafür scheinbar ohnehin ein goldener Boden. In diesem Sinne, immer locker bleiben!

Christian Kleber (MAS)

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