MaxFun Sports Laufsport Magazin
Laktat einmal anders
13.01.2010, 12:00:00
Foto:
© MaxFun.cc |
.. einem Ergometer oder sonstwo ein, um von einem Sportwissenschaftler, einem Arzt oder sonstwem immer wieder ins Ohrläppchen gepiekst zu werden; die Konzentration der Milchsäure im Blut gab letztendlich Auskunft über Trainingszustand (also das, was man mit seinem Körper bisher gemacht hat) und Trainingsplanung (also das, was man in Zukunft im Hinblick auf seine sportlichen Ziele sinnvollerweise trainieren sollte). Streng genommen dürfen in Österreich SportwissenschaftlerInnen oder TrainerInnen solche Tests nicht durchführen, da Blut im Spiel ist und damit Gefahr; doch streng genommen dürften viele vieles nicht. Neuerdings allerdings ist man auf die glorreiche Idee gekommen, dass das mit dem Laktat nicht so ganz stimmen muss. Abgesehen von der Tatsache, dass man irgendwann in den 70ern des vorigen Jahrhunderts die beiden Schwellen schlicht und einfach bei 2 und 4 mmol angesiedelt hat, wohlwissend, dass diese beiden Werte für das Gros der Bevölkerung nicht stimmen, sondern lediglich als Anhaltspunkte für weitere Messungen herangezogen werden können, kam man nämlich noch zu einer anderen Erkenntnis; der Blutlaktatwert stimmt nicht mit dem Laktatwert in der arbeitenden Muskulatur überein - wie denn auch? Ein hoher Blutlaktatwert KANN also bedeuten, dass der Athlet in der Lage ist, relativ viel Laktat aus der arbeitenden Muskulatur in das Blut abzugeben (und die Muskulatur kann brav weiterarbeiten). MUSS es aber nicht. Hier ist äußerstes Feingefühl und viel Erfahrung kombiniert mit sehr differenzierter und individueller Vorgehensweise gefragt. Ein renommiertes Leistungsdiagnostik-Institut in Deutschland geht bereits sehr weit in diese Richtung, dort werden sogar Muskelbiopsien gemacht, um die Arbeitsweise der Muskulatur zu verstehen. Natürlich können und sollen Sie auch weiterhin zur Leistungsdiagnostik gehen und sich Ihre Werte ausrechnen lassen - wenn Sie einen Trainer haben, der viel Erfahrung mitbringt, kann der schon genauestens ermitteln, wie schnell Sie im Training und im Wettkampf unterwegs sein sollten. Es gibt sogar LäuferInnen (etwa den Autor von Zen-Running), die Ihnen, ohne auch nur eine einzige Messung machen zu müssen, ziemlich exakt sagen können, wie schnell Sie eine bestimmte Strecke laufen können - entweder müsste er ein Stückchen neben Ihnen laufen, im Idealfall reicht es aber, wenn er Sie einfach so ansieht - diese Menschen haben soviel Erfahrung im Bereich des Ausdauersports, dass dies wirklich kein Problem für sie darstellt. Zurück zur Milchsäure; egal, ob Ihre anaerobe Schwelle nun bei 3,7 oder 7,3 mmol liegt, egal, ob diese aufgrund einer Blutanalyse aus dem Ohrläppchen oder direkt aus dem Quadrizeps ermittelt wurde, es stellt sich sogleich eine weitere Frage; sind Sie eher ein schneller oder ein langsamer Typ; davon hängt es nämlich ab, ob Sie eher nur 15 oder gar 60 und mehr Minuten an Ihrer anaeroben Schwelle laufen, fahren oder sonstwas können. Und last but not least hängt alles von Ihrer Motivation ab; denn an der anaeroben Schwelle unterwegs zu sein, ist kein Kindergeburtstag. Hier wiederum hilft die häufige Teilnahme an Wettkämpfen, die bringt die psychische Härte gegen sich oder Sie selbst. Und letztendlich sind alle Schwellen Schall und Rauch - wer als Erster im Ziel ist, hat gewonnen! Christian Kleber (MAS) Link: www.MaxFun.cc |