MaxFun Sports Laufsport Magazin
Frisch Frei Fröhlich Fromm
10.07.2009, 12:00:00
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Fast niemand mehr, kann sich erinnern was der sogenannte Turnvater Jahn vor rund 200 Jahren zum Wahlspruch gemacht hatte. Mit seinem „frisch, frei, fröhlich, fromm" hatte der unter dem bürgerlichen Namen Friedrich Ludwig Jahn geborene Sohn eines Pfarrers für ziemliche Aufregung gesorgt. Aufgewachsen im deutschen Lanz wurde er von seinem Vater und seiner Mutter zu Hause unterrichtet. Obwohl er dann mit 13 Jahren doch noch aufs Gymnasium geschickt wurde, beendete er seine Schulkarriere ohne Abschluss. Trotzdem fing Friedrich Jahn auf Wunsch seines Vaters 1796 doch noch mit einem Theologie - Studium an und wechselte dann zum Studium der Geschichte und Sprachen. Nebenbei begann er bereits als Hilfslehrer zu unterrichten. Dort legte er auch den Grundstein zu seinem späteren Bekanntheitsgrad. Auf den ausgedehnten Wanderungen, die er mit seinen Schülern unternahm, entstand der Entschluss eine Turnbewegung ins Leben zu rufen. Jahn gründete 1811 den ersten Turnsaal und begann dort Bewegung und Sport zu organisieren. Sein körperliches Bestreben war allerdings auch stark mit der frühen Nationalbewegung verknüpft. Jahn hatte nämlich die fixe Idee des „Vereinigten Deutschland”. Seine Turnbewegung entstand daher mit der Zielsetzung, die Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung und für die Rettung Preußens vor dem Untergang vorzubereiten. Jahns Vorstellung von Turnen umfasste allerdings die Gesamtheit aller Leibesübungen, das heißt ebenso Gerätübungen wie Spiele, Schwimmen, Fechten und Wandern. In starkem Bezug zum Turnwesen standen damals aber auch bereits einige Burschenschaften. Sie und die Turner verfolgten im Grunde die gleichen politischen Ziele. 1817 organisierte Jahn die erste neuzeitliche Bücherverbrennung im deutschsprachigen Raum, das Wartburgfest. Jahn stellte die Liste der Bücher selbst zusammen. Daraufhin kam es zum Bruch mit Metternich, und die Stimmen der Kritiker gegen Jahn und das Turnen selber wurden immer lauter. 1819 wurde Jahn die Wiederaufnahme des Turnens auf der Hasenheide untersagt. Turnen sollte ab diesem Zeitpunkt nur mehr im Rahmen des Schulunterrichts stattfinden. Endgültig ausgelöst wurde die Sperre des Turnunterrichts durch die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten und Turner Karl Ludwig Sand. Im Zuge der Karlsbader Beschlüsse wurde Jahn am 13. Juli 1819 verhaftet und für 5 Jahre ins Gefängnis gesperrt, die Burschenschaften wurden verboten. Eine Reihe von Turnern und auch Burschenschaftlern wurde unter polizeiliche Aufsicht gestellt und ein Turnverbot wurde erlassen. 1825 bis 1852 lebte er unter Polizeiaufsicht, wandte sich dann aber vom patriotischen Turnen ab, engagierte sich für Ruhe und Ordnung und vertrat die Idee eines preußischen Erbkaisertums. 1852 starb Jahn in Freyburg/Unstrut und wurde an der Stirnseite der ersten deutschen Turnhalle beigesetzt. Trotz seiner fragwürdigen Vergangenheit hat Friedrich Ludwig Jahn Berühmtheit und Bedeutung für den Sport erreicht, was sogar dazu führte, dass, wegen der Olympischen Spiele in Berlin 1936 seine Gebeine umgebettet wurden und ihre letzte Ruhestätte im Ehrenhof seines Wohnhauses, das er 1838/39 erbaut hatte fanden. Nina Steinschaden (BA) Link: woman.MaxFun.at |