MaxFun Sports Laufsport Magazin

Das Laufen, die Sonne und ich

08.09.2009, 12:00:00
Foto:
MaxFun.cc/K.Köb

Es ist Ende Mai und die Chancen, dass es nun täglich noch wärmer, bzw. bald so richtig heiß wird steigen.

Neugierig sitze ich am Abend vor dem Fernsehgerät und erwarte den Wetterbericht für Sonntag. Das ist der Tag, an dem ich Zeit für einen so richtig langen Lauf habe. Beglückend ist das Gefühl, wenn diese Wetterkarte auf dem Bildschirm erscheint und lauter kleine Sonnen auf dem imaginären Österreich zu sehen sind. „Am Nachmittag vielleicht ein paar Wärmegewitter“, so die Sprecherin.

In der Nacht träume ich von der Sonne und wie sie mich beim Laufen begleitet, dann sehe ich in meinem Traum böse, schwarze Wolken und werde unruhig, wache auf und bin beruhigt, das ich nur geträumt habe, schlafe noch einmal ein. Am Morgen öffne ich vorsichtig die Augen und spähe zum Fenster hinaus. Da ist sie schon und erhellt die gegenüber liegende Hausfassade. Ein kontrollierender, leicht ängstlicher Blick auf den Himmel erhöht meine Motivation: Es ist wolkenlos! „Gelobt sei die Wetterdame“, sie hat nicht gelogen. Nach einem kurzen Frühstück sammle ich die Laufsachen – viele sind es ja nicht – und laufe los.

Sofort trabe ich hinüber auf die Donauinsel. Dort sind die wenigsten Schattenstücke, die Sonne brennt so richtig auf den Asphalt oder die Schotterabschnitte. Ohne Laufleibchen, nur in Hosen, Socken und Schuhen, den i-Pod auf dem Arm, die Kopfhörer im Ohr, laufe ich ohne über das Tempo nachzudenken dahin. Zunächst ist sie noch sehr vorsichtig, meine Sonne, sie lässt mich warten, auf den kurzen schattigen Stellen, ist es sogar noch ein wenig kühl. Dann aber, nach rund einer Stunde, wird es immer wärmer und wärmer. Ich bin voller Freude und möchte mich am liebsten verbeugen vor ihr und ihrer Kraft, lasse es aber sein, schließlich bin ich Zen-Runner und kein Esoterikamateur.

Nach der zweiten Stunde ist es richtig heiß geworden, ich schwitze, laufe und bräune. Manche wundern sich über mich, warum ich nicht lieber im Schatten laufe, z.B. in der nahe gelegenen Hauptallee. Das ist für mich aber kein Thema. Ich brauche diese Sonnenläufe, sie geben mir Energie, machen mich stark, ruhig und sicher, lassen mich irgendetwas spüren. Es kann nicht heiß genug sein für mich. Frühestens jetzt gönne ich mir ein paar Schlucke aus einem der zahlreichen Hydranten und esse meinen kleinen Schokoriegel, den ich mitgenommen habe, er ist allerdings zergangen aber das macht nichts.

Manchmal, wenn es dann Hochsommer ist und meine Sonne noch intensiver herunter lacht und ich noch eine dritte, manchmal auch vierte Stunde laufe, dann gönne ich mir irgendwo bei einem der vielen Eiswägelchen ein „Solero“ oder ähnliches Fruchteis, das ich dann während des Weiterlaufens esse. Da freut sich sogar die Sonne mit mir mit. Ich habe fast den Verdacht, als würde sie von meinem Eis ein Stückchen annektieren! Das macht aber nichts, sie hat es sich verdient – eigentlich müsste ihr noch wesentlich heißer sein als mir! Seien Sie sicher: Nirgends und in keiner anderen Situation schmeckt dieses Eis so hervorragend als mitten auf der Donauinsel, langsam in der Hitze dahin laufend.

Wenn ich dann zu Hause bin, wartet schon ein Liter eisgekühltes Mineralwasser oder mit Wasser gemischter Fruchtsaft auf mich. Nach einer kühlen Dusche bin ich mehr als zufrieden, habe das Gefühl, das mich nichts aufregen kann. Gar nichts! Meistens stimmt das dann auch, zumindest ein paar Stunden lang. Dann gibt es doch wieder so manches, das mich verstimmt. In diesem Fall jedoch denke ich an meine Sonne, warte auf den Wetterbericht und hoffe, dass auch am Montag eine Stunde Zeit für ein Rendezvous mit ihr möglich ist.

Dr. Günter Heidinger

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