MaxFun Sports Laufsport Magazin
Spezialisten und Allrounder
Triathleten sagt man unfairerweise nach, dass sie in Wahrheit nichts richtig können. Also weder schwimmen, Rad fahren noch laufen. Zumindest „echte“ Schwimmer, „echte“ Radfahrer und „echte“ Läufer sind dieser Meinung. Die meisten Triathleten sehen das naturgemäß etwas anders. Was ist dran an dem Ganzen, warum beinhaltet dieses Thema soviel Zündstoff?
Nun, jeder der sich irgendwann einmal gründlich und seriös auf einen Ironman vorbereitet hat, weiß, dass diese Art von Training vor allem eines ist: zeitintensiv. Der durchschnittliche Hawaiistarter verbringt (wieder) durchschnittlich satte 15 Stunden in diversen Pools, auf Landstraßen oder Waldwegen. Wobei man natürlich mittlerweile selbst im Hobbybereich unterschiedlich gewichtet und so manche Trainingswoche mit 25 Stunden absolviert, so manch andere mit etwas weniger, schließlich reden wir vom Durchschnitt. Und dieser fällt wahrlich hoch aus. Selbst wenn das Ironman-Training seinen Schwerpunkt im Grundlagenbereich hat, wird man irgendwann einmal verstehen, dass selbiges ziemlich hart ist. Und es sich dann relativ frech anhört, wenn beispielsweise ein „echter“ Schwimmer sagt, dass Triathleten überhaupt nicht schwimmen können.
Nun, aus der Sicht des „echten“ Schwimmers ist es natürlich schon so, dass ein Sommer-Dreikämpfer, der z. B. 22Min30s über die 1500m benötigt, ganz und gar nicht schwimmen kann, der „echte“ Schwimmer schafft so etwas quasi vollkommen ohne Bewegung, er muss sich lediglich ins Wasser legen. Der „echte“ Radfahrer findet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp unter 40km/h in einem „sogenannten“ Einzelzeitfahren (Hand aufs Herz, bei welchem Triathlon kann man tatsächlich von einem „Einzelzeitfahren“ sprechen?) nicht einmal der Rede wert, der „echte Radfahrer“ erledigt so etwas einbeinig mit geschlossenen Augen. Und wenn der ambitionierte Hobby-Triathlet dann auch noch um die 40Min für den abschließenden 10er oder 3h30Min für den abschließenden Marathon braucht, ja was soll der „echte“ Läufer dazu sagen? Das macht der im Hopserlauf rückwärts.
Quereinsteiger aus Spezialdisziplinen
Aber, liebe Spezialisten, es gibt sie ja, die Quereinsteiger im Triathlon, die, die aus einer Spezialdisziplin kommen. Sie glauben dann, dass sie in der neuen Sportart alles gewinnen werden, wenn schon nicht beim ganzen Bewerb, dann wenigstens in ihrer Spezialdisziplin. Da gibt es sogar eine Menge prominenter Ex-Schwimmer, Ex-Radprofis oder Ex-Ausnahmeläufer, die sich allerdings sowas von die Zähne ausbeißen, man mag es kaum glauben. Ehemalige Spezialisten aus allen drei Sportarten sind teilweise vollkommen chancenlos, zum einen, weil sie es nicht gewohnt sind, in offenen Gewässern mit hunderten/tausenden anderen zeitgleich los- und um die Wette zu -schwimmen, zum anderen, weil 180km Einzelzeitfahren sehr lange 180km werden können, vor allem, wenn man im Hinterkopf hat, nachher noch einen vollen Marathon laufen zu müssen; und alle Ex-Läufer kommen dann bereits dermaßen ermüdet an den „Start“ des Marathons (so es sich um einen Ironman handelt), dass sie entweder erst gar nicht besonders schnell anlaufen können oder eben Genanntes doch tun (können), um irgendwann im Laufe des Laufes unheimlich zu explodieren.
Triathleten, fordert mehr Respekt von den sogenannten oder (manchmal lediglich) selbsternannten Spezialisten. Wer so viel Zeit und Energie in sein Training steckt, kann schlicht und einfach nicht schlecht (wie auch immer man „schlecht“ in diesem Zusammenhang definieren möchte) sein und hat es schlicht und einfach nicht verdient, dermaßen von oben herab behandelt und beäugt zu werden. Jede Sportart, die sich aus verschiedenen Einzelsportarten zusammensetzt, hat ihre eigenen Gesetze. Ein Nordischer Kombinierer wird klarerweise auch niemals so schnell langlaufen können wie ein Langlauf-Spezialist, wie denn auch, wenn er zusätzlich zum Ausdauertraining Schnellkraft und Skisprungtraining machen muss? Sportarten, die wie beim Triathlon nicht wirklich zusammenpassen, machen in den Einzeldisziplinen eben nur bis zu einem gewissen Grad schneller. Und gerade deswegen verdienen alle gleich viel Respekt.
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Foto: pixabay.com