MaxFun Sports Laufsport Magazin
In Stein gemeißelt
Kenenisa Bekeles Weltrekorde über 5000m bzw. 10000m sind nun bereits mehr als ein Jahrzehnt alt – die 12Min37s lief er im Jahre 2004, die 26Min17s ein Jahr später – und man hatte lange Zeit den Eindruck, sie wären in Stein gemeißelt, niemand konnte auch nur annähernd in diese Sphären vordringen. Bis neulich in Brüssel gleich drei Läufer unter der 12Min50s-Schallmauer bleiben konnten, der Schnellste war Selemon Barega aus Äthiopien mit 12Min43,02 – sein Endspurt war unglaublich, sein Alter ist es auch – Barega ist erst 18 Jahre jung, diese Zeit bedeutet klarerweise U18-Weltrekord, ist überhaupt die viertschnellste je gelaufene Zeit über diese Distanz.
Dabei kann man dieses Rennen nicht gerade als rhythmisch-gleichmäßig bezeichnen, nach einem ersten schnellen Kilometer lief man den zweiten „nur“ in 2Min39s, den dritten absolvierte man knapp unter 2Min33, den vierten in 2Min31, den letzten dann in schon fast gewohnter Manier klar unter 2Min30s. Was drinnen gewesen wäre, wenn man gleichmäßiger gelaufen wäre, werden wir wohl nie wissen. Eines ist aber seit ein paar Tagen klar; die Weltrekorde von Bekele sind nicht in Stein gemeißelt. Irgendwann, vielleicht noch 2018 werden sie fallen; und klar dürfte auch sein, dass die beiden Schallmauern von 12Min30s und 26Min00s ebenfalls irgendwann in (gar nicht allzu ferner Zukunft) einstürzen werden.
Nicht in Stein gemeißelt
So sicher kann man sich da bei der 3000-m-Weltrekordmarke von Daniel Komen nicht sein – selbiger lief am 1. September 1996 die Fabelzeit von 7Min20,67 – das bedeutet 3x1000m hintereinander ohne Pause in knapp unter 2Min27s. Kein Mensch davor und keiner danach konnte auch nur annähernd an diese Unglaublichkeit herankommen, selbst Hicham El Guerrouj (7Min23s), Haile G. (7Min25s) oder Kenny B. (ebenfalls 7Min25s) waren Zeit ihres Läuferlebens weit entfernt davon. Also in Stein gemeißelt? Mitnichten, auch wenn es schwerer vorstellbar ist, diese 7Min20s zu unterbieten, möglich ist es, nicht erst seit Brüssel 2018.
Triathlon-Superstar Jan Frodeno hat wieder zugeschlagen, bei den 70.3-Weltmeisterschaften in Südafrika hat er alle stehengelassen – Alistair Brownlee und Javier Gomez hatten das Nachsehen, die beiden Superstars über die „Olympische“ mussten den zweifachen Hawaii-Champion aber sowas von ziehen lassen beim abschließenden Halbmarathon, den der Deutsche in knapp über 1h06Min absolvierte. Selbst wenn die Strecke etwas zu kurz gewesen sein soll, macht seine Endzeit von 3h36Min30s doch deutlich, in welche Richtung man sich bewegt. Schwimmen muss die Weltspitze momentan um die 12Min/km (oder darunter), beim Rad fahren nähert man sich der 45-km/h-Durchschnittsmarke über die 90km (so mancher, etwa Cameron Wurf, tut dies sogar über die 180km...), und den Halbmarathon muss man, so man als Sieger vom Areal spazieren will, schon mit einem km-Schnitt von 3Min20s oder besser darunter rennen können. Das Ende der Fahnenstange ist dennoch mit Sicherheit nicht erreicht.
Marathon-Weltrekord in Berlin?
Genauso wenig wie im Marathon, wo Eliud Kipchoge in Berlin (am 16. September) „endlich“ einen offiziellen Marathon-Weltrekord laufen möchte, die 2h02Min57s von Dennis Kimetto sollen dort fallen. Generell kann man auch bei den lange laufenden Herren aus Kenia oder Äthiopien immer weniger Respekt vor der Halbmarathon- oder Marathon-Distanz beobachten. Das mag daran liegen, dass riesige Trainingsgruppen in Iten oder Eldoret (und natürlich überhaupt allerorts) einfach teilweise 30 und mehr Kilometer dahinbolzen, als gäbe es kein Morgen. Und wer im Training einen sub-59-Min-Mann schlagen kann, weiß, dass er auch vor einem Halbmarathon-Anfangstempo von 2Min45s oder darunter nicht zurückschrecken muss.
Man sehe sich beispielsweise den sehr beherzten Berlin-Halbmarathon von Erick Kiptanui an, anstatt auf die zahlreichen Tempomacher zu bauen, liefen er und sein „eigener Tempomacher“ Vincent Kipchumba ein eigenes Rennen. Kiptanui war lange Zeit auf Weltrekordkurs, um am Ende mit 58Min42s lediglich 19s über Tadeses Bestmarke aus dem Jahre 2010 vorbeizuschrammen. Solch beherzte Läufe sieht man – auch über die Marathon-Distanz – immer häufiger. In Stein gemeißelt ist also (scheinbar) nichts – freuen wir uns auf das Purzeln zahlreicher Rekorde.
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Foto: Berlin Marathon