MaxFun Sports Laufsport Magazin
Wer ist in Rio de Janeiro am Start
Die Olympischen Sommerspiele von Rio de Janeiro stehen praktisch vor der Tür, das Motto lautet wie alle vier Jahre wieder „Dabei sein ist alles“. Oder? Ganz so einfach kann man sich die Sache nämlich nicht machen, zumindest als ehrgeiziger Athlet, Trainer, Masseur, Verbandsfunktionär oder anders Involvierter, denn „Nur-Dabeisein“ ist nicht einmal ausschließlich für die österreichischen Passivsportkonsumierer, die „es“ ohnehin immer besser wissen und Fußball-Nationalmannschaftschef, Bogenschützenkönig und Leichtathletiktrainer der Sonderklasse in einer Person vereinen können, zu wenig; die meisten AthletInnen, die bei Internationalen Meisterschaften dabei sind, wollen dort auch mit passablen bis außergewöhnlichen Leistungen glänzen. Dies gilt umso mehr für Olympia, denn wer bloß alle vier Jahre, die in diesem Falle eben einer „Olympiade“ entsprechen, die Chance dazu hat, muss sie auch nutzen. So oft bekommt man eine solche nicht.
Dabei sind die Gewichtungen der einzelnen Sportarten ausgesprochen verschieden; wer sich etwa „Tennis-Olympiasieger“ nennen darf, wird international nicht wirklich weiter beachtet – oder können Sie ad hoc den letzten dieser Art nennen? Ähnlich verhält es sich mit dem Radsport, natürlich, toll, wenn man sich etwa wie Samuel Sanchez „Rad-Olympiasieger“ nennen darf, bloß zählen in dieser Sportart andere Rennen um viele Ecken mehr…In der Leichtathletik hingegen ist ein Olympiasieg ein riesiges Ziel, wenn nicht das riesigste überhaupt, klar, Weltrekorde oder Siege bei Marathonläufen in Berlin, London oder New York sind auch nicht zu verachten…aber dennoch, wer sich „Olympiasieger im Marathon oder 100-m-Lauf“ nennen darf, DER hat es geschafft.
Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, zunächst muss man sich qualifizieren. Und auch, wenn die Quali noch so gut läuft, heißt das noch lange nicht, dass man dann im eigentlichen Bewerb auch Erfolg haben wird, siehe Österreichische Fußballnationalmannschaft und Euro 2016 (wobei sich Österreich aufgrund des Unentschiedens gegen Portugal eigentlich Europameister nennen darf, oder?). Wenn allerdings die Qualifikationsnorm nicht geschafft wird, darf man gar nicht nach (z. B.) Rio fahren. Jenni Wenth oder Andrea Mayr hingegen haben die Limits über 5.000m und Marathon (also die eine das, die andre das…) schon länger in der Tasche und freuen sich bereits auf ihre Bewerbe in der zweitgrößten Stadt Brasiliens. Womit wir beim eigentlichen Thema wären:
Wie fair sind internationale Limits etwa im Vergleich zu deutschen oder österreichischen Limits, was geschieht, wenn AthletInnen wie die Hahner-Sisters oder auch Valentin Pfeil beim VCM, Edwin Kemboi beim Marathon in Rotterdam oder Lemawork Ketema bei jenem in Hamburg an der nationalen Qualifikationsnorm scheitern, die internationale aber geschafft hätten (fyi: Marathon Herren: 2h19Min, Damen 2h45Min…)?
Weicht man die Normen auf und gibt AthletInnen die Chance, bei internationalen Bewerben auch internationale Wettkampfluft zu schnuppern oder bleibt man hart und sagt, mit „solchen Zeiten“ kann man ohnehin nicht um vordere Platzierungen mitkämpfen? Schwierige Entscheidungen von den Verantwortlichen, vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil gerade für dermaßen hochentwickelte Sportarten wie die Leichtathletik nicht genug getan werden kann hierzulande. Es läuft zwar jeder zweite Österreicher, aber wirklich „Laufen“ im Sinne von leichtathletischem Laufen kann man das nicht nennen. Für den Nachwuchs opfern sich zwar da und dort ein paar ehrenamtliche TrainerInnen mehr als auf, wahrhaftig professionell ist das aber nicht. Und so wäre es einfach schön, wenn mehr vorbildhafte AthletInnen unsere Fahne in Rio hochhielten, egal, ob sie am Ende 13. oder 131. würden. Nur, wenn mehr Vorbilder ins RICHTIGE Bild (hier sind die Journalisten mehr als gefragt, Negativpresse und Termini wie „Katastrophenspiele“ haben da nichts verloren) gesetzt würden, gelänge es in Zukunft auch, mehr Kinder zur Leichtathletik zu bringen. Und weg von der Straße oder dem Computer…in diesem Sinne seid dabei, seid bereit!
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Foto: Jenny Wenth privat