MaxFun Sports Laufsport Magazin
Paralympics Rio
Tägliche Live-Übertragungen von 12 Stunden und mehr, permanente Wiederholungen, Enthusiasmus pur, jeder redet darüber, jeder kennt nicht nur die Superstars, auch die Nebendarsteller, die die Events erst so richtig knackig machen, sind in aller Munde, Hintergrundstorys, interessante Zahlen, Daten und Fakten machen das Ganze zum größten Sportspektakel der Welt, noch vor Fußball-Weltmeisterschaft und Tour de France. Die Rede ist allerdings nicht von den Paralympics, wie man durch Lesen des Titels andenken könnte, sondern von den Olympischen Spielen, die gerade zu Ende gegangen sind. In einem Land, das von Gegensätzen geprägt ist, in einem Land, in dem kaum Spitäler existieren, dorthin hat man einfach so mir nichts, dir nichts, ein Riesensportspektakel oder wenigstens dessen pompöse Fassade hingeknallt. Und sind die Spiele zu Ende, folgen ein paar Wochen später die Paralympics, diese Entwicklung ist zwar als generell positiv zu bewerten, könnte aber an Peinlichkeiten und Skandalen kaum reicher sein, hier zwei unrühmliche Beispiele.
Als 1996 die Spiele von Atlanta zu Ende waren, ließen die Organisatoren die Einrichtungen sofort abbauen, die Paralympics fanden dann quasi in Ruinen statt. 1984 weigerten sich die Veranstalter von Los Angeles, hernach die Spiele für Menschen mit Behinderung durchzuführen, weil „diese nicht in das professionelle Image von LA passen würden“. Die Paralympics 84 fanden dann doch in zwei benachbarten Gemeinden statt, die das Geld für die Errichtung der Sportstätten innerhalb kürzester Zeit durch Spendengelder beisammen hatten.
Wenigstens im Jahre 2012 (London) übertrug man die Bewerbe teilweise annähernd zu den Hauptsendezeiten, das Interesse war dementsprechend groß – in Deutschland…Und heuer, jetzt, Rio 2016? Hand aufs Herz, davon bekommt man nicht allzu viel mit, gut, übers Internet kann man sich so schlecht nicht informieren, teilweise gibt es da oder dort auch einen Fernsehbericht – so unerfolgreich sind die ÖsterreicherInnen bislang ja nicht; Bronze beim Tischtennis durch Krisztian Gardos, der nur knapp 20 Minuten benötigte, um seinen chinesischen Gegner abzufertigen – was auch dringend nötig war, denn je länger eine Partie dauert, desto größer sind die Schmerzen des an Hüftarthrose leidenden für Österreich startenden gebürtigen Ungarn. Eine Goldene konnte Dressurreiter Pepo Puch holen, das war dem Grazer bereits in London 2012 gelungen. Zwei Silbermedaillen „erhandbikten“ sich Thomas Frühwirth und Walter Ablinger, eine weitere Bronzemedaille erschwamm der Zwettler Andreas Onea über 100m Brust, die er in 1Min14,44s zurücklegte – mit nur einem Arm, der andere war ihm nach einem schweren Autounfall amputiert worden. Und eine weitere Silberne konnte gestern Donnerstag verzeichnet werden, durch den beidseitig beinamputierten Kanuten Markus Mendy Swoboda. Thomas Geierspichler, der bereits neun olympische Medaillen sein Eigen nennen darf, hatte hingegen Pech in Rio, ein Infekt warf ihn zurück und so blieb er in seinen Bewerben chancenlos. „Wer Visionen hat, kann Grenzen überwinden“, lautet ein Motto des gefragten Motivationskünstlers, der in seinen mehr als gut besuchten Vorträgen auch mehr als begeistern kann. Es wäre schön, wenn man als Zuseher der Paralympics auch so begeistert würde – bloß, es ist kaum etwas zum Zusehen da, und das ist traurig, sehr. Abgesehen davon, dass Menschen mit Behinderung, die trotzdem weitermachen und nie ans Aufgeben denken würden, Wahnsinns-Vorbilder für den Rest der Menschheit sind, bringen diese doch unfassbare Leistungen. Nehmen wir nur den Schwimmer Onea: Wer kann schon 1Min14s über 100m Brust schwimmen? Und das mit nur einem Arm…Wer kann sich schon vorstellen, tagtäglich 4, 5 oder 6 Stunden zu trainieren? Nicht nur Thomas Geierspichler…Wer kann schon einen Marathon in 2h31Min rennen? Beispielsweise Henry Wanyoike. Der Kenianer ist blind…
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