MaxFun Sports Laufsport Magazin
Stellen Sie sich vor, Sie schließen die Augen und laufen einen Marathon
Stellen Sie sich vor, Sie schließen die Augen und laufen einen Marathon, einfach so, nur mit den Anweisungen eines vor oder neben Ihnen Laufenden oder mit einem Mitlaufenden, mit dem Sie mit einem Band verbunden sind. Und jetzt stellen Sie sich noch vor, sie laufen nicht einfach irgendwie, ganz locker, sondern richtig schnell, sagen wir mal, im 4:10er- oder 4:20-er-Schnitt. Können Sie nicht? Also weder so schnell laufen, geschweige denn mit verbundenen Augen? Dann stehen Sie wahrscheinlich nicht allein da mit ihrer Nicht-Vorstellung.
Peter Riedl zählt zu den schnellsten sehbehinderten Läufern Österreichs. Seit 2015 versucht er, einige Landesrekorde im Halbmarathon und Marathon zu brechen. Der nächste Versuch wird aller Wahrscheinlichkeit nach beim Wien-Energie-Halbmarathon über die Bühne gehen, dort sind 1h27Min geplant. Mario Mostböck, sein Guide und Trainer, unterstützt den sehbehinderten Läufer, wo es nur geht, er wird es auch sein, der ihn über die 21,1 km lange Strecke rund um die Alte Donau begleiten wird. Nun ist es für jemanden wie Peter Riedl natürlich nicht ganz unerheblich, ob er knapp über 4:00Min/km laufen kann, und das über diese Distanz, aber ganz ehrlich, die ganze Geschichte ist ohnehin unglaublich.
Natürlich kennt man als Wiener Läufer den Vienna Night Run, dort läuft man für die gute Sache und für mehr Licht auf dieser Welt, zum einen, zum anderen sind auch immer zahlreiche sehbehinderte Läufer mit ihren Begleitläufern am Start. Für die das alles auch irgendwann einmal Neuland war, keine Frage, ganz so einfach ist das Begleiten eines sehbehinderten Läufers ja nicht, schon eine Fahrbahnerhebung oder ein Kanaldeckel können für den blinden Läufer große Hindernisse darstellen, fürchterlich die Erinnerung des Autors, als er bei einem der ersten Nachtläufe (damals noch über die Mariahilfer Straße) loslief und der blinde Läufer neben ihm zu Boden ging, weil er die erste Kurve nicht richtig ansteuerte oder angesagt bekam.
Aber dennoch ist das alles vollkommen unvorstellbar, lassen Sie sich einmal mit verbundenen Augen herumführen, nur ein paar Meter, Sie werden schnell erkennen, dass an Laufen kaum zu denken ist, schon gar nicht an schnelles Laufen, umso bewundernswerter Menschen wie Peter Riedl, die sich an ganz normale Volksläufe mit tausenden Teilnehmern heranwagen; und dort auch noch verdammt schnell rennen. Riedls Marathonziel steht für heuer bei 3h15Min, 2017/18 will er dann die 3-h-Marke knacken.
Der Kenianer Henry Wanyoike ist mehrfacher Paralympicssieger und wurde 2005 für den Laureus World Sports Award nominiert, er hält den Weltrekord über 5.000m (den er übrigens zusammen mit Michael Buchleitner gelaufen ist) in sagenhaften 15Min und 11s, den über 10.000m in 31Min37s, lange Zeit hielt er auch den im Marathon (2h31Min31s). Bei den Damen lief Regina Vollbrecht beim Hamburg-Marathon im Jahre 2007 in 3h18Min zum Weltrekord.
Doch eigentlich ist es ganz egal, ob man als sehbehinderter Sportler zu solch unglaublichen Leistungen wie Vollbrecht, Wanyoike oder Riedl stürmen kann, was wohl noch viel mehr zählt, ist der Glaube an sich selbst, trotz der Sehbehinderung weiterzumachen (Wanyoike etwa hat 1995 sein Augenlicht aufgrund eines Schlaganfalls verloren) und die Vorbildwirkung, die man damit erzielt; nicht nur für andere sehbehinderte Menschen, sondern auch für nicht-sehbehinderte, denen dadurch im wahrsten Sinne vielleicht die Augen geöffnet werden und sie ihre Probleme aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten können. MaxFun Sports wünscht Peter Riedl viel Erfolg, auf dass er alle seine Ziele erreicht!
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