MaxFun Sports Laufsport Magazin
Unglaublich, was der Belgier Marino Vanhoenacker heuer gezeigt hat in Kärnten.
Abgesehen von seiner Schwimmleistung war es wieder einmal eine unheimlich dominante Fahrt auf seinem futuristisch anmutenden Bike, 4 Stunden 11 Minuten sprechen Bände, vor allem, wenn man erstens das Streckenprofil kennt, zweitens die Zeiten seiner Konkurrenten betrachtet – man nehme nur den nicht gerade radschwachen Michi Weiss, der um etwa 9 Minuten länger gebraucht hatte. Und dann der Marathon, anfangs ein Tempo, das noch auf den Weltrekord hoffen ließ, wobei Marino selbst in der Wechselzone gemeint hatte, „er würde es nicht versuchen“, was aber genauso heißen hätte können, dass er „es“ nicht nur versuchen, sondern „durchziehen“ würde. Irgendwann bei km 25, 30 war es dann klar, dass es nichts werden würde mit dem Rekord – vielleicht auch deshalb, weil der „Vielleicht-bald-Österreicher“ bloß vier Wochen davor den IM Brasilien in 7h53Min gewonnen hatte – und dort „nur“ zwei Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Tim O´Donnell und drei auf Brent Mcmahon hatte. Innerhalb von nur einem Monat zwei Siege bei hochkarätig besetzten Ironmans, beide (weit) unter 8 Stunden, unglaublich.
Der sympathische Belgier ist trotz seiner 13 – in Worten DREIZEHN – Siege bei diversen Ironmans, allein 7 davon in Klagenfurt, trotz seiner unglaublichen 5 Finisherzeiten unter 8 h (rechnen wir Melbourne 2013 mal großzügig dazu…), trotz seiner immer noch gültigen Weltbestzeit über die Ironmandistanz auf einer offiziellen Ironmanstrecke (Roth zählt ja nicht mehr dazu) wahnsinnig bescheiden geblieben. Das kann man hören und sehen vor oder nach diversen Wettbewerben, aber auch während des Bewerbs selbst – etwa eben neulich in Klagenfurt, als er knapp vor dem Ziel gefragt wurde, wie es ihm denn ginge, meinte er auf belgisch-deutsch „jetzt beginnt´s langsam, wehzutun“. Um knapp danach zwei oder drei Kilometer lang mit Zusehern, Entgegenkommenden, mit der ganzen Welt zu feiern. Seinen Sieg, den er sogar kriechender- oder robbenderweise errungen hätte, war sein Vorsprung auf den Zweiten Weiss doch riesengroß.
Ein Sieg fehlt dem 1976 in Ostende (an der belgischen Nordseeküste) geborenen Superstar allerdings noch; der auf Hawaii. 2012 war er dort in Führung liegend zusammengebrochen und hatte sich in ärztliche Behandlung begeben müssen. Kein Geringerer als Normann Stadler, der zweifache Hawaii-Sieger, will ihm als persönlicher Betreuer zu den so begehrten Lorbeeren verhelfen. Dass die Uhren auf Hawaii anders ticken, mussten schon viele Sportler erfahren. Die beinahe unmenschlichen äußeren Bedingungen, angefangen vom Wellengang über die Hitze und die Luftfeuchtigkeit bis hin zum immer stärker werdenden Wind/Sturm, all das macht Hawaii so schwierig. Und natürlich die Tatsache, dass dort Jahr für Jahr wirklich alles am Start steht, was Rang und Namen hat. Zwar war es 2010 ein überaus beachtlicher 3. Rang des Belgiers, aber damit ist es wohl nicht getan.
Einen Sieg auf der Insel würden Marino sicher viele wünschen, nur eben nicht die, die ebenfalls gewinnen wollen. Mit knapp 40 Jahren ist er noch nicht zu alt dazu, sonst wäre heuer nicht möglich gewesen, was bereits möglich war. Und wenn man bedenkt, wie stark Marino in – eigentlich – allen drei Disziplinen ist, ist es fast undenkbar, dass ihm der ganz große Coup nicht gelingt. Allerdings sei eines noch gesagt: Selbst, wenn ihm der Hawaii-Sieg verwehrt bleiben sollte, hat Marino Vanhoenacker dem Triathlonsport einen verdammt großen Stempel aufgedrückt. Congratulazione hoch drei!!!
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Foto: Joern Pollex/Getty Images for IRONMAN