MaxFun Sports Laufsport Magazin
Piriformis Syndrome
Da trainiert man, rennt, rennt, rennt, macht auch brav Ausgleichssportarten wie Rad fahren, Langlaufen, geht die eine oder andere Skitour, merkt, dass die Form so weit entfernt nun auch wieder nicht ist – obwohl natürlich sämtliche Höhepunkte noch meilenweit entfernt sind, aber ein gewisser Pump ist einfach bereits zu spüren – dann sitzt man vor dem Computer und merkt es.
Zuerst nur ganz leicht, dann immer stärker, bis das Ziehen im unteren Rückenbereich zum Stechen mutiert. Der Schmerz ist hell, wird immer heller und wandert doch tatsächlich vor in den Bauchmuskelbereich, kurz denkt man an eine Blinddarmreizung, aufgrund der fehlenden Übelkeit und des nicht vorhandenen Fiebers schließt man diese aber gleich wieder aus. Darmgeschichte? Hoffentlich nicht, wobei, warum diesmal, schließlich kennt man die Symptome. Bandscheibenvorfall? Auch den sehnt man sich nicht unbedingt herbei, schließlich geht man zum Arzt.
Der einem nach ausführlichem Herumdrehen beider Beine, des Rückens und der Arme erklärt, dass wieder einmal das blöde Iliosakralgelenk blockiert ist, der Ischias mit hineinspielt und man durchaus unter dem Piriformis-Syndrom leiden könnte. Gott sei Dank aber kein Prolaps und auch keine Darmerkrankung oder sonst was. So eine entzündliche Nervenerkrankung mit Bewegungseinschränkung und den damit einhergehenden Schmerzen hat allerdings auch etwas. Nur diesmal will man nicht mehr mit Schmerzmitteln aller Art bekämpfen, zu groß ist die Sorge um den Magen-Darm-Trakt, auch wenn klarerweise begleitend Magenschutz zur Verfügung stünde. Man belässt es diesmal auch bei einer einzigen Cortisonspritze, die unvermeidlich ist, weil man ja wenigstens arbeiten gehen muss. Und dies in Schuhen, die man sich auch selbst gern anziehen würde können.
Was der Arzt sonst noch rät, hört kein Sportler gern, natürlich Schonung – das bedeutet „kein Training“, für all diejenigen, die mit dem Fremdwort „Schonung“ nichts anfangen können – bis auf weiteres, und dehnen, mobilisieren und eventuell – je nach Verträglichkeit – Wärme. Die man entweder durch diverse Salben, Wärmepflaster oder gleich in der Sauna finden kann. Und dann fallen einem die Schuppen förmlich direkt in die Augäpfel; was hat man in den letzten drei Monaten NICHT gemacht? Richtig, gedehnt. Und mobilisiert. Weil man Andres zu tun hatte, war ja viel lustiger auf den Loipen und Tiefschneehängen dieser Welt, und wer denkt da schon ans Aufwärmen? Eins, zwei, drei, los geht´s, der letzte zahlt Bier und Pizza. Und danach auch gleich die Behandlungskosten der Privatärzte, Physios und Osteopathen. Das alles nur aufgrund irgendwelcher psychopathischen Idiotien, die einem so einfallen draußen in der Natur.
Dabei wäre alles so viel einfacher, so viel angenehmer, wäre man nur ein bisschen vernünftiger und würde vom täglichen, dreistündigen Training lediglich 15 Minuten abzwacken und diese dem Stretching widmen. Ist ja irgendwie naheliegend, dass alles, was man diszipliniert und kontinuierlich macht, fruchtet – langfristig gesehen. Man lässt ja als Ausdauersportler auch nicht so locker mal drei oder gleich sechs Monate das Training sausen und wundert sich dann, wenn man beim ersten Läufchen nach zehn Minuten völlig aus der Puste ist. Aber Stretching – das ist ja wirklich öde, dann doch lieber direkt von Loipe/Piste in die Sauna, mit den Teamkameraden, und ein kühles Helles gezwitschert.
Wie oft in seinem Sportlerdasein wird man eigentlich noch die Rechnung präsentiert bekommen? Es heißt zwar, der homo sapiens lerne (auch aus seinen Fehlern), doch manchmal hat man den Eindruck, dass auch das bloß eine Illusion…in diesem Sinne – DEHNEN SIE SICH FIT!
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Foto: Sobotta, Anatomie d. Menschen 22. Auflage, Verlag Elsevier