MaxFun Sports Laufsport Magazin
Neue Reize braucht das Land
„Training“ ist ein planmäßiger Prozess mit dem Sinn, eine Zustandsänderung (Optimierung, Stabilisierung) der komplexen sportlichen Leistungsfähigkeit herbeizuführen. So oder so ähnlich lauten die Definitionen dieser Begrifflichkeit, wenn man bei führenden Sportwissenschaftlern nachliest. Um eine Leistungsverbesserung zu erreichen, bedarf es zahlreicher Adaptationen, die nur dann hervorgerufen werden können, wenn die Reize, die man setzt, überschwellig sind. Sprich stark, lang und häufig genug.
Nun kann man zwei Entwicklungen feststellen.
Die einen trainieren bereits seit Jahren mehr oder weniger dasselbe, die anderen setzen seit kürzerem quasi ausschließlich knallharte Trainingsmethoden ein. Beide wollen allerdings an ihr Ziel gelangen, welches mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit „Leistungsverbesserung“ heißt.
Schauen wir uns mal Typ I an, den Läufer, der seit mehr als zehn Jahren wöchentlich 4x die Laufschuhe schnürt, 3x unter der Woche, 1x am Wochenende. Unter der Woche geht sich jeweils eine ganze Stunde aus, am Wochenende sind es meist 1,5-2h. Das Tempo ist stets moderat, man will im Grundlagentempo für eine Vergrößerung der Anzahl der Mitochondrien sorgen und dafür, dass der Fettstoffwechsel optimiert wird. Zweimal pro Woche wird gedehnt, zweimal pro Woche wird auch die Rumpfmuskulatur gekräftigt. Abgesehen von dem einen obligatorischen Frühlingsmarathon und dem im Herbst läuft man noch den einen oder anderen Zehner und vor den beiden Marathons je einen Halbmarathon. Man wundert sich zwar ein wenig, dass man nie schneller wird, eigentlich ärgert es einen, aber man denkt nicht daran, dass es vielleicht an der „Trainingsfadesse“ liegen könnte.
Typ II hingegen besucht so oft wie möglich knallharte Spinningstunden, lässt kein einziges Intervall aus, absolviert meist davor knallharte Crossfit- oder TRX-Stunden, er läuft dreimal zusätzlich pro Woche – 1x Intervalle, 1 Tempodauerlauf und 1x (gnadenhalber seinem Körper gegenüber) einen „Lockeren“. Auch Typ II wundert sich, dass nichts weitergeht, warum er dauernd müde und außerdem ziemlich verletzungsanfällig ist.
„Training ist ein planmäßiger Prozess.“
Das sollten sich beide – und überhaupt alle – vor Augen halten. Training sollte zu Anpassungen führen; diese können aber nur stattfinden, wenn Belastungen RICHTIG und OPTIMAL gesetzt werden, und zwar umso richtiger und umso optimaler, je höher die körperliche Leistungsfähigkeit bereits ist. Daher sollte Typ I mehr Abwechslung in sein Programm bringen, z. B. eine lockere Einheit unter der Woche ersetzen durch eine Intervalleinheit; die längere Einheit am Wochenende kann abwechslungsreich gestaltet werden, man darf mal im Wald bergauf, bergab laufen, man kann seine „Langen“ im Hinblick auf die Marathonteilnahmen „negativ“ gestalten, usw. Typ II sollte VIEL MEHR Grundlage in sein Training bringen, und – so ihm das wichtig erscheint – mehr Fokus auf das „Eigentliche“ legen, also z. B. auf das Laufen.
Es bringt – zumindest während der Saison – den meisten rein gar nichts, wenn dreimal/Woche oder öfter knallhart Beine mittrainiert werden.
Ebenso wenig Sinn für eine gute Laufperformance macht ein Muskelaufbautraining für den Oberkörper, Muskeln benötigen Sauerstoff, den braucht man aber für das Laufen selbst. Typ I sollte sich irgendwann entscheiden, ob ihm seine Leistungen genügen – fit ist er ja – oder ob er nicht doch noch einen Leistungssprung machen möchte – durch intelligentere Trainingsgestaltung. Und Typ II sollte sich überlegen, ob er ein schön anzusehender Fitnesssportler sein möchte, oder ob er nicht doch Fuß fassen möchte in der Lauf- oder Ausdauerszene.
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