MaxFun Sports Laufsport Magazin
Haile Gebrselassie - Die Legende tritt zurück
Der Great Manchester Run letzten Sonntag war sein letzter offizieller Wettkampf, nach etwas mehr als 30 Minuten überquerte Haile Gebrselassie die Ziellinie des schnellen Straßen-Zehners, Stephen Sambu war nur knapp über der Bestmarke des Äthiopiers (die dort bei 27Min25s liegt, knapp über dem heutigen Rekord) als Erster angekommen. Bernard Lagat als herausragender Dritter knallte mit 27Min48s einen neuen Masters-Weltrekord (den bislang kein Geringerer als „the legend himself“ in 28Min00s gehalten hat) hin, Angela Copson mit 40Min30s ebenfalls einen, aber in der Klasse W65!!! Ein Rennen der Superlative also, Haile tänzelte im Ziel herum, gratulierte Augen aufreißenden Hobbyläufern zu deren Leistungen, dem kleinen, großen Mann aus Äthiopien gebührte trotz aller anderen Wahnsinnsleistungen an diesem Tag die letzte Steigerungsstufe des Adjektivs „super“!
Wie schon so oft zuvor, 26 Weltrekorde gehen auf sein Konto, der Alleskönner dominierte jahrzehntelang die Strecken von 1500m bis Marathon, zwei Olympische Goldmedaillen, x-Goldene bei diversen Weltmeisterschaften drinnen und draußen, er wird der Leichtathletikwelt abgehen wie kaum ein anderer. Sein Lächeln ging mehr als einmal um die Welt, seine offene, stets freundliche Art war nie gespielt, seine Einstellung zum Laufen animierte nicht nur die Wienerinnen und Wiener wenigstens zweimal, dieser wohl ursprünglichsten Fortbewegungsart näherzukommen.
Dem jungen Haile blieb gar nichts anderes übrig, als zu laufen, jeden Morgen 10km in die Schule, jeden Nachmittag wieder zurück, unter seinem linken Arm die Schulbücher haltend. Daraus resultierte noch Jahre später seine interessante Armhaltung, die er sicherlich beibehalten wird, denn aufhören wird der mittlerweile extrem erfolgreiche Geschäftsmann aus Addis Abeba nicht. „Mein Körper muss schwitzen“, sagte er einst, ein Tag ohne Laufen wäre für ihn wie ein Tag ohne Essen. Um seine Geschäfte machen zu können, dreht er jeden Morgen eine 35-km-Runde, um sich hernach um seine Häuser, Fitnessstudios, Kinos, Luxushotels, Kaffeeplantagen, seinen Autohandel und seine Immobilien, von denen er gar nicht weiß, wie viele er hat, kümmern zu können. Mehr als 600 Menschen gibt er Arbeit, er selbst ist mittlerweile einer der reichsten Äthiopier, wird schon seit längerem als nächster Präsident von Äthiopien gehandelt. So „nebenbei“ ist er Athletenbotschafter der Entwicklungshilfeorganisation Right to Play, 1998 wurde er zum Weltleichtathleten des Jahres gewählt. Außerdem ist er Ehrenbotschafter der Vereinten Nationen für ein Programm zur Entwicklung Äthiopiens (ONUD) und Träger des Olympischen Ordens, im Jahre 2011 erhielt er den Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Sport. Seit 2013 ist Haile Gebrselassie als Botschafter für die NGO Light for the World aktiv.
Wenn Haile heute so durch die Hauptstadt Äthiopiens spaziert, bemerkt er, dass kaum noch so viel gelaufen wird wie zu seiner Zeit, alle fahren mit Bus oder Auto, und „so wird man kein guter Läufer“. Nicht nur beim Ausnahmekönner unserer Zeit war es die Kombination aus der Notwendigkeit des Laufens, des Talents und des unbedingten Willens, sich zu quälen – auch wenn das kaum einmal so aussah. Unvergessen das Verfolgungsrennen durch Wien, als er bereits im Wiental die gesamte Marathonspitze einholte und stehenließ, nur ganz unten auf der Mariahilferstraße sahen sehr aufmerksame Beobachter die ungeheure Anstrengung im Gesicht der Legende.
Haile, du wirst uns fehlen, Gott sei Dank gibt es unzählige elektronische Zeitzeugen, die wir alle überall in jeder Sekunde aufrufen, ansehen und zur allerbesten Motivation für die nächste Trainingseinheit, den nächsten Wettkampf oder einfach für den Tag selbst hernehmen können.
THANK YOU SO MUCH Haile Gebrselassie !!!