MaxFun Sports Laufsport Magazin
Train hard win smart
Irgendwann hieß es tatsächlich „Train hard win smart“, kein Geringerer als Haile Gebrselassie selbst zeichnete dafür – obwohl man natürlich so ehrlich sein muss, festzustellen, dass dessen „lockeres Training“ für die meisten anderen Erdbürger nie im Leben locker gewesen wäre, und damit sind nicht einmal die Trainingsbereiche gemeint, in die man sich begeben hätte, wäre man genauso schnell wie der äthiopische Wunderläufer gerannt; allein die Umfänge wären – auch bei jahrelangem Aufbau – nur für ganz wenige verkraftbar gewesen.
Sieht man sich ein wenig um in der Läufer-, Triathlon-, Rad- oder auch Fitnessszene, so ist doch eine eindeutige Trendwende erkennbar (gewesen), das lockere Dahintümpeln bei 120 Puls in der Wohlfühl-Angenehm-Lächel-Huiwui-Fettverbrennungszone – über die „Fettverbrennungszone“ soll hier nicht noch einmal debattiert werden – gibt es kaum noch. Gott sei Dank, denn für die meisten (Anfänger) bedeuteten 120 Puls eher Kaffeetrinken am Freitagnachmittag, bevor man sich in den Shopping-Wahnsinn und somit in sein „individuelles Intervalltraining“ stürzte…
Nein, heute werden von Läufern Intervalle, Tempodauerläufe, Sprints, Ins & Outs, Bergaufsprünge oder Fahrtspiele trainiert. Triathleten haben ohnehin seit jeher kaum etwas anderes als Intervalle beim Schwimmen gemacht, nur weiten sie diese jetzt nahtlos aus aufs Radfahren – etwa auf dem Ergobike, das einem immer tollere und immer verwegenere Intervall-Sessions, die z. B. einer Tour-Etappe nachgemacht sind, vorgibt – und aufs Laufen, da wird einfach mit dem Leichtathletik-Freund von nebenan ratzfatz mittrainiert. Radfahrer im Radstadion etwa fahren ohnehin mehr oder weniger andauernd über den Häfn, jeder versucht, mit jedem mitzufahren, auch wenn der viel zu schnell unterwegs ist, vielleicht aus Angst, überholt zu werden, weit kommt man allerdings ohnehin nicht, die Runde ist lediglich 250 m lang…
Aber auch auf der Straße hat man das Gefühl, es existierte nicht mehr, das Grundlagentraining, sogar auf Laufrädern wird der mittlerweile passionierte Rennfahrer mit Leichtigkeit überholt. Na, und über die Fitnessszene muss man überhaupt kein Wort mehr verlieren, was dort abgeht, ist einfach irre.
Hochintensives Kraftausdauerintervalltraining, das den Namen wegen der nicht vorhandenen Pausen eigentlich gar nicht verdient, 7-Minuten-Splits OHNE Pause nur für eine Muskelgruppe, die quasi unendlich oft wiederholt werden, Crossmixmaxfit, wo mit Gewichten hantiert wird, die früher ausschließlich extrem starken Bauarbeitern vorbehalten waren, und so weiter, und so fort.
Nun ist es schon so, dass unser Herzmuskel aus vorher im Körper produziertem Laktat wieder Energie erzeugen kann, und zwar sogar auf aerobem Wege. Diese Erkenntnis, die einige vor einigen Jahren gehabt haben, sollte allerdings wohl nicht dazu führen, dass man beim Training generell versucht, all seine Energiestoffwechselprozesse NUR über diesen einen ablaufen zu lassen. Nichts gegen intensives Training, denn das ist das Salz in der Suppe, damit wird man stark, schnell, nicht nur vom Körper her, sondern auch im Kopf.
Aber wer einen zu hohen Intensitätsanteil an seinem Gesamttraining verbucht, und das über einen längeren Zeitraum, läuft im wahrsten Sinne des Wortes Gefahr, schön brav ins Übertraining zu schlittern oder seinen passiven Bewegungsapparat zu überlasten. Auch wenn hartes Training verdammt viel Spaß macht – in der Gruppe oder allein – zumindest, wenn man es einmal gewöhnt ist, sollte der kluge Läufer, Triathlet oder auch Billiardspieler sein Hirn einschalten, bevor er zum Training geht. „Train hard, win smart“ war nämlich nicht (nur) auf die Intensitäten bezogen, sondern auch auf die im Verlaufe eines Trainingslebens allmählich steigenden Umfänge, auf Alternativtrainingseinheiten, auf Stretching, auf die sonstigen Lebensweisen, auf die Ernährungssituationen uvm.
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