MaxFun Sports Laufsport Magazin
Ausdauerspielereien
Prinzipiell in etwa so viel, wie wenn man sagte, der XY sei intelligent oder die AB wäre gescheit. Beides nicht besonders aussagekräftig, gibt es doch viele verschiedene Formen von Intelligenz oder weiß man doch, dass man auf ziemlich vielen Gebieten ziemlich viel wissen oder z. B. nur auf einem einzigen Gebiet quasi „over the top“ sein kann. Und genauso verhält es sich mit der sportlichen Leistungsfähigkeit. Ein toller Gewichtheber ist mit Sicherheit ein extrem schlechter Marathonläufer, ein super Radrennfahrer mit Sicherheit ein katastrophaler Wrestler, man muss sich nur mal auf youtube jene skurrile Schlägerei der beiden Radprofis Brambilla und Rovny auf der 16. Etappe der Vuelta 2014 ansehen…
Aber auch innerhalb der verschiedenen sportmotorischen Fähigkeiten kann man es natürlich zu besonderen Ausprägungen bringen: Wer sich dem Krafttraining verschrieben hat, kann versuchen, durch intramuskuläres Training seine Maximalkraft zu steigern; sein „Ein-Wiederholungs-Maximum“ wird somit (hoffentlich) in nie erwartete Höhen schnalzen. Wer hingegen jahrein-, jahraus TRX im Kraftausdauermodus betreibt, wird eher in der Lage sein, verdammt viele Wiederholungen in den verschiedensten, vielleicht in teilweise ebenfalls skurril anmutenden Positionen, durchzuführen. Dasselbe kann man auch im koordinativen Bereich beobachten, in der Schnelligkeit und in der Flexibilität.
Aber natürlich geht es hier um die Ausdauerleistungsfähigkeit. Wer zwischen 35 Sekunden und 2 Minuten voll belasten kann, ist im Kurzzeitausdauerbereich unterwegs; zwischen 2 und 10 Minuten voll belastend ist man im Mittelzeitausdauerbereich, alles darüber gehört der Langzeitausdauer. Wobei sich letztere noch einmal gliedern lässt in LZA I, II, III und IV – der Belastungsdauer nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt, in der Literatur findet man hier z. B. auch den Begriff „Ultra Ausdauer“.
Warum solche Unterscheidungen wichtig sind? Prinzipiell – zumindest für Wettkämpfer – gar nicht. Wer als Erster im Ziel ist, hat bekanntlich – zumeist – gewonnen. Und dafür ist es vollkommen egal, ob man im MZA- oder im LZA-III-Bereich unterwegs war. Von der Stoffwechselseite her und dem daraus resultierenden Training ist es aber nicht ganz egal. Wer etwa im Kurzzeitausdauerbereich seine Medaillen holen möchte – also beispielsweise im 800-m-Lauf – muss gänzlich anders trainieren als jemand, der im Ironman seine Lorbeeren pflücken will. Muss ersterer in der Lage sein, ordentlich säuern zu können (also Laktat bilden und er-/vertragen), ist für zweiteren das Fettstoffwechseltraining, die Mitochondrienbildung und die Psyche von enormer Wichtigkeit. Wobei der Kopf natürlich auch für den 800-m-Läufer von zentraler Bedeutung ist, ein kleiner Fehler auf einer kurzen Strecke – z. B. die Wahl der falschen Bahn beim Überholen – kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Beim 10-fach-Ironman sind logischerweise andere Dinge bedeutsam, positives Denken etwa steht sicher ganz oben auf der Liste der Gedanken.
Eines ist aber allen Belastungsformen ab 35 Sekunden (Maximalbelastung wohlgemerkt) gleich; es handelt sich um Ausdauerbelastungsformen, alles unter 35 Sekunden liegt im Bereich Schnelligkeit. Je kürzer und schneller man unterwegs ist, desto weniger Sauerstoff steht einem zur Verfügung, desto mehr muss man in der Lage sein, anaerob (also ohne Sauerstoff) Leistung zu bringen. Je länger und langsamer, desto mehr auf aerobem (mit Sauerstoff) Wege; lockeres Joggen wird für einen optimal-schnellen 800-er nicht reichen, genauso wenig wie die intensive Wiederholungsmethode für einen Ironman. Daher immer gut überlegen, warum man was wann und wie trainiert.
Link: www.maxfunsports.com