MaxFun Sports Laufsport Magazin
Schneller – höher – stärker
Der Olympische Marathon des Jahres 1904 ging nach etwa dreieinhalb Stunden an Thomas Hicks, er wurde damit offizieller Olympiasieger im Marathon, keine Frage. Wer sich nicht näher mit den Spielen in St. Louis beschäftigt, wird sich denken, was um Gottes Willen das für eine Laufsport-Leistung gewesen sein mag - dreieinhalb Stunden. Also etwa fünf Minuten pro Kilometer – das schafft heute quasi fast jeder Hobbyläufer. Betrachtet man Thomas Hicks´ Leistung etwas genauer, stellt man allerdings fest, dass er Außergewöhnliches bringen musste, um überhaupt ins Ziel zu kommen:
Erstens umfasste der Olympische Marathonlauf von St. Louis sieben Steigungen (mit 30-100m Höhendifferenz), zweitens lief man mehr oder weniger die ganze Zeit über unbefestigte Straßen, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren, drittens wirbelten Begleitfahrzeuge dermaßen viel Staub auf, dass zahlreiche Läufer an starken Hustenkrämpfen litten und es gar nicht bis ins Ziel schafften; es hatte über 32 Grad, es gab nur eine einzige Wasserstelle. Der Goldmedaillengewinner trank aber kein Wasser, seine Betreuer hatten ihm geraten, seinen Mund lediglich mit destilliertem Wasser auszuspülen, dafür bekam er immer wieder einen Schluck Brandy mit Strychnin und Eiweiß versetzt, gegen Ende seines Siegeslaufes bekam er zudem zwei Eier als Labung. Man wusste es damals schlicht und einfach nicht besser. Thomas Hicks´ Ausrüstung (Schuhe, Bekleidung) ist natürlich ebenfalls unmöglich mit dem heutigen High-tech-Equipment zu vergleichen. In Anbetracht all dieser Umstände erscheint die Siegerzeit nahezu fantastisch, würde heute jemand versuchen, einen (mehr oder weniger) Trail-Bergmarathon im Gatsch Strychnin-Brandy-trinkenderweise zurückzulegen, scheiterte er wahrscheinlich bereits an seiner Vorstellung daran.
Jessie Owens hielt 1936 den 100-m-Weltrekord, seine Weltrekordzeit lag bei 10,2s. Owens Zeit ist damit um mehr als eine halbe Sekunde von der heutigen Weltrekordmarke von Usain Bolt (9,58s) entfernt, im Sprint wäre das eine Ewigkeit. „Wäre“ deshalb, weil man die beiden Rekordläufe nicht wirklich miteinander vergleichen kann; tut man es doch, sieht man, wie schnell Owens wirklich gewesen war damals in Chicago; hätte Usain Bolt auf einer Aschenbahn mit den gleichen Schuhen wie der schnellste Mann knapp vor dem 2. Weltkrieg laufen müssen, wäre er nur um einen Hauch früher im Ziel gewesen.
Legendäre Duelle
Die legendären Duelle auf Hawaii zwischen Mark Allen und Dave Scott sind Geschichte, beide konnten den Bewerb aller Bewerbe satte sechsmal für sich entscheiden. Scott benötigte für seine ersten Siege auf Hawaii mehr als neun Stunden, im Jahre 1989 stellte er beim Japan-Ironman mit 8h01Min32s eine Weltbestzeit auf. Sieht man sich Mark Allens Ironmanzeiten an, stellt man fest, dass er kein einziges Mal in die Nähe der magischen 8-Stunden-Marke kommen konnte, wenngleich seine 8h07Min45s von 1993 unglaublich schnell waren. Allen stellte unter anderem den Laufstrecken-Rekord (2h40Min04s, 1989) auf, der erst im Jahre 2016 von Patrick Lange unterboten werden konnte. Dennoch stellt sich der ungeübtere Beobachter die Frage, ob beispielsweise Jan Frodeno so viel stärker/schneller ist, wo er doch in Roth lediglich 7h35Min benötigt hatte. Auf Hawaii 2016 kam er z. B. nach 8h06Min ins Ziel.
Den Streckenrekord hält seit dem Vorjahr Patrick Lange mit 8h01Min41s, den Radstrecken-Rekord übrigens Cameron Wurf mit knapp unter 4h13Min, womit wir wieder bei des Pudels Kern sind. Nicht der Mensch an sich entwickelt sich immer weiter, wenngleich sportwissenschaftliche Erkenntnisse zu optimierteren Trainingsmaßnahmen und damit sehr wohl zu höherer Leistungsfähigkeit führen können. Was sich aber tatsächlich in den letzten 100 Jahren unfassbar weiterentwickelt hat, ist das Material, ob es sich nun um den Untergrund in Leichtathletikstadien, die Schwimmbrille oder das Zeitfahrrad handelt. Zudem kann man nicht Äpfel mit Birnen (also beispielsweise Hawaii mit Roth) vergleichen, es ist noch nicht einmal sinnvoll, Hawaii 2017 mit Hawaii 2016 zu vergleichen, da die Bedingungen schlicht andere waren. Dennoch sind wir alle fasziniert von „schneller – höher -weiter“.
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