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MaxFun Sports Laufsport Magazin

Intelligentes und mentales Training

Über sich hinauswachsen kann man trainieren

Unterhält man sich mit alten Hasen oder Profis, so ist oft vom sogenannten „Hinhalten“ die Rede. Damit gemeint ist das „Sich-quälen-können“, das „Über-sich-hinauswachsen“. Dazu bedarf es natürlich einer gewissen psychischen Stärke, um nicht zu sagen, einer unglaublichen psychischen Stärke. Was steckt dahinter, wie groß ist der Einfluss der Gedanken wirklich, und können sich erfahrene Sportler tatsächlich mehr quälen als die Rookies dieser Zeit? Faktum ist, dass für außergewöhnliche Leistungen auch Außergewöhnliches geleistet werden muss, und zwar sowohl von physischer Seite her als auch von psychischer. Ein vollkommen unsportlicher übergewichtiger Coucherdapfel kann noch so stark sein in der Birne, er wird den Marathon wohl trotzdem nicht schneller als Eliud Kipchoge (2h00Min25s, Italien, 2017) laufen können. Umgekehrt wird der superaustrainierte, mit reichlich VO2-max Ausgestattete kaum Leistung bringen können, wenn er gerade etwas Schreckliches erlebt hat und dies verarbeiten muss. Wenige, die in solchen Situationen dennoch oder eben gerade deshalb Unfassbares zustande bringen.

"Sich quälen" ist trainierbar
Es ist also ein Zusammenspiel zwischen Physis und Willen. Für die meisten gilt, dass beides trainierbar und erlernbar ist, umgekehrt bedeutet das, dass fast alle Anfänger noch nicht in der Lage sind, sich nach Belieben zu verbiegen, sich nach Belieben zu quälen, sich nach Belieben zu fordern. Weil das Gehirn noch gar nicht weiß, noch gar nicht wissen kann, wie weit man eigentlich gehen kann. Erst sukzessive, von Wettkampf zu Wettkampf oder von hartem Training zu hartem Training, lernen unsere grauen Zellen dazu. Sprich, sie bilden neue Synapsen, stärkere Synapsen, die bei der nächsten harten Belastung bereits vorhanden sind und die uns glauben machen, dass wir diesmal mehr schaffen als beim letzten Mal, denn beim letzten Mal haben wir es – was auch immer – ja auch zusammengebracht.

Wer mit dem Laufen beginnt, ist zunächst oft froh darüber, wenn er zwei Kilometer am Stück durchhält. Nach einer gewissen Zeit weiß man aber, dass man zwei Kilometer schafft und probiert irgendwann einmal drei, später fünf, dann irgendwann mal zehn KIlometer. Und vielleicht landet man dann irgendwann mal beim Marathon. Anderes Beispiel: Wer noch nie bei einem fünf Kilometer Wettkampf mitgemacht hat, wird bei seinem „ersten Mal“ wohl kaum seine persönliche Bestzeit, die für immer hält – außer er läuft nie wieder einen solchen Wettkampf – aufstellen können. Weil er gar nicht weiß, wie sehr er sich quälen kann. Bei den jeweils nächsten Malen wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer schneller werden, obwohl sich sein körperlicher Zustand – also Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahmefähigkeit, Verbesserung des Fettstoffwechsels und der Laktattoleranz, etc. – nicht in dem Ausmaß verbessert, in dem sich seine fünf Kilometer Zeit verbessert. Das liegt daran, dass er einfach von Mal zu Mal mehr „hinhalten“ kann, weiter über sich hinauswachsen kann.

Auf die Kopfstärke kommt es an
Zwei vollkommen gleiche Sportler – von der Physis her und auch, was ihr Sprintvermögen betrifft – kommen komplett ausgepumpt auf die Zielgerade. Es gewinnt der, der im Kopf stärker ist. Und das kann man trainieren. Auf der einen Seite natürlich mit regen Teilnahmen an diversen Wettkämpfen, mit harten Trainingseinheiten – nicht zuletzt deshalb macht intelligentes Training, das in sehr harte und sehr lockere Einheiten aufgeteilt ist, Sinn – und mit psychischem Training. Wie das aussehen kann, bleibt jedem einzelnen selbst überlassen. Ob man nun auf der Toilette sitzt und sich die letzten Meter bis zum Schwimmausstieg vorstellt, mit all seinen Sinnen, ob man sich dem autogenen Training hingibt oder einmal pro Woche Yoga macht, ob man Autosuggestionsgeschichten veranstaltet mit sich selbst oder ob man sich dem Bio-Feedback verschrieben hat. Jeder seriöse Sportler sollte irgendetwas in der Art machen, denn eines ist sicher: im Bereich der Psyche ist viel drin für die meisten.

Link: www.maxfunsports.com

28.07.2017, 13:00:00
Foto: Pixabay.com
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