MaxFun Sports Laufsport Magazin
Genetik oder nicht?
Basketballer in der NBA sind mindestens 2 Meter groß, oft größer, ihre „Flügelspannweiten“ übersteigen ihre Körpergrößen meist, in Kombination mit immenser Sprungkraft und anderen Skills werden sie schnell fast unbezahlbar. Spitzenschwimmer haben nicht selten Füße, die eher an Flossen erinnern, und Hände, die eher wie Paddles aussehen, Marathonläufer sind fast gar nicht mehr zu sehen, Radprofis müssen bei stärkerem Wind aufpassen, dass sie nicht gen Himmel getragen werden, Tennisspieler haben dreimal so starke und lange Spielhände wie die jeweils anderen, Gewichtheber sind stämmig und weisen mehr als optimale Hebelverhältnisse auf, Schach- und Dartspieler können sich eine halbe Ewigkeit lang konzentrieren, usw. Die Reihe ließe sich ebenso eine halbe Ewigkeit lang fortsetzen.
Alles „nur“ Genetik? Zum einen, ja, klar. Ohne gewisse Grundvoraussetzungen wirst du nicht Weltklasse, nirgendwo; wobei man unter „Grundvoraussetzungen“ durchaus auch den unbedingten Willen, den unbändigen Ehrgeiz oder die schier unmenschlich anmutende Disziplin verstehen kann. Wer beispielsweise keine recht hohe maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit mitbringt, braucht erst gar nicht mit dem Weltmeistertitel im 10.000-m-Lauf zu spekulieren. Wer nicht hauptsächlich helle Muskelfasern sein Eigen nennen darf, wird niemals an die Zeiten eines Usain Bolt herankommen. Wer nicht mutig genug auf die Welt kommt, wird eher selten als Acapulcospringer Furore machen.
Wer allerdings beispielsweise im Hochland von Äthiopien das Licht der Welt erblickt hat, wird sich wohl eher nicht mit Abfahrtslauf und Super-G sein Geld verdienen können, auch, wenn er von seiner Genetik her die optimalen Voraussetzungen hätte; kein Mensch weiß, wie viele verborgene Talente „irgendwo da draußen“ schlummern, kein Mensch weiß, wohin die Reise WIRKLICH ginge, würden all diejenigen, die zweifelsohne Ausnahmekönner wären, TATSÄCHLICH in ihrer Paradesportart antreten.
Die Weltklasse-Ultratrailläuferin Mira Rai wusste bis vor kurzem nicht einmal, dass es eine Sportart wie Trailrunning gibt, die 25-jährige Nepalesin hat im Vorjahr ua. den 80-km-Marathon du Mont Blanc gewonnen. Chrissie Wellington war eher studierenderweise unterwegs, arbeitete in der Entwicklungshilfe des Landwirtschaftsministeriums und für eine Nichtregierungsorganisation in Nepal, ehe sie ihr Talent im Triathlon entdeckte, Profi wurde, viermal Hawaii gewann und mit 8h18Min einen sagenhaften Weltrekord aufstellte. Der Hochspringer Donald Thomas von den Bahamas spielte recht gern Basketball, ein Trainer wurde auf seine enorme Sprungkraft aufmerksam, er überredete den Mann mit den unheimlich starken Achillessehnen, es mal im Hochsprung zu versuchen, 2007 wurde Thomas dann Weltmeister. Er hätte aufgrund seiner doch recht unkonventionellen Technik wohl auch aus dem Stand abspringen und dieselben Höhen erreichen können.
Wird man nie auf sein besonderes Talent aufmerksam (gemacht) oder wächst im „falschen“ Land auf, wird man auch nie zeigen können, was man wirklich kann. Allerdings brauchen die meisten Menschen – Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel – enorm viele Trainingseinheiten, um – auch mit reichlich Talent gesegnet – an die Spitze gelangen zu können. Im Durchschnitt sind das 10.000 Stunden harten Trainings, wobei, „im Durchschnitt“ leider gar nichts aussagt – der eine braucht 5.000, der andere 15.000 Stunden. Faktum ist, dass es „den“ Sportler heute nicht mehr gibt, noch in den 20-er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte der „ideale“ Athlet in etwa so auszusehen wie Da Vincis Vitruvianischer Mensch, 2016 haben sie sich ein wenig gewandelt, die Bilder, überall Spezialisten, die genau in ihrer Sportart glänzen. Großmeister im Schach beispielsweise sind „nur“ im Schach Weltklasse, zum einen, weil sie einfach mit reichlich Talent ausgestattet wurden, zum anderen, weil sie einfach geübt, geübt und geübt haben…
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