MaxFun Sports Laufsport Magazin
Gedanken beim Marathon
Wer 42,195 Kilometer (plus die obligatorischen 42 Meter plus noch ein paar Meter mehr, weil man ja immer wieder anderen Teilnehmern ausweichen muss) durch die Stadt läuft, muss zwangsläufig an irgendetwas denken, die wenigsten Marathonläufer, die sich auch – während des Laufens – zu praktizierenden Yogis, die mit allem eins sind und ihre Körperfunktionen dermaßen hinunterfahren können, dass sie nur noch „sind“; zählen können, das Gehirn arbeitet die ganze Zeit, muss die ganze Zeit auf Hochtouren laufen.
Woran denkt man bei einem derartig langen Lauf?
Zunächst einmal begibt man sich auf irgendeine Art und Weise zum Start, tut man das in der U-Bahn, hat man unzählige Weggefährten um sich, denen man entweder ansieht, dass es in ihren Gehirnen „rattert“ oder die mit anderen Weggefährten sämtliche Szenarien des Laufes selbst durchgehen, über die letzten Monate und ihre Verletzungen parlieren, sich darüber äußern, wie blöd es wohl wäre, wenn just JETZT die Untergrundbahn aufhörte zu fahren, etc. Ist man allein inmitten der anderen und still, so wirkt natürlich alles auf einen ein, je besser man sich DAVOR auf diese Situation eingestellt hat, desto leichter wird man etwa seine eigenen Erkältungs-Trainingspausen, die man zwangsläufig einhalten musste, wegstecken können; desto leichter wird es einem fallen, nichts von den teilweise aberwitzigen Kilometerschnitten zu halten, die die „anderen“ da rennen wollen, und so weiter. Positiv denkend und mit freudiger Erwartung sollte man sich in Richtung Startgelände begeben.
In seinem Block wartet man dann mehr oder weniger gespannt auf den alles erlösenden Schuss, und abgesehen davon, dass man körperlich so locker wie möglich bleiben sollte – ein Hin- und Hertreten von einem Bein aufs andere, ein ständiges lockeres Durchschütteln des Körpers gewährleisten den meisten wenigstens das – sollte man natürlich versuchen, auch mental ruhig und dennoch angespannt zu bleiben. Plötzlich dann der Schuss, man rennt los, und schon fängt das Gehirn an, all die Eindrücke, die von außen einwirken, zu verarbeiten, also in „stumme“ Worte zu fassen, aus denen sich im besten Falle ein „positiver und selbstmotivierender Gedankenbrei“ ergeben sollte. Der langsam, aber sicher zu einem (fast) angenehmen Rhythmus werden darf, „fast“ deshalb, weil die meisten ja nicht „nur“ ins Marathonziel gelangen, sondern eventuell auch persönliche Bestzeiten aufstellen möchten. Und die erreicht man nun einmal nicht mit einem lockeren Spazierläufchen…Nach ein paar Kilometern hat man dann (hoffentlich) seinen Rhythmus erreicht, der einhergehen sollte mit positiven Gedanken. „Ja“, „super“, „wunderbar“, solche Wörter sollten durch den Kopf huschen, „Puh“, „na servus“, „tut JETZT schon weh“ eher nicht. Klar existieren auch die Läufer, die sich mit Negativgedanken zu Höchstleistungen pushen können, aber das Gros der Marathonis ist mit dem individuellen „YES“ besser unterwegs.
Ab der Hälfte fangen sie dann meistens an, die ersten Wehwehchen, die mental gut eingestellten Läufer kommen damit noch gut zurecht, da denkt man an die nächste Verpflegungsstelle, daran, was man bereits getrunken oder an Gels zu sich genommen hat, daran, dass man (ebenfalls hoffentlich) noch genau im Zeitplan liegt. Ab dem 30er wird´s dann für alle schwer, das Ziel ist nahe, aber noch nicht zu nahe, die Reserven neigen sich langsam dem Ende zu, und der Kopf will auch nicht mehr so recht. Wer diesen Marathonabschnitt im Vorfeld oftmals durchgegangen ist – gedanklich – der wird hier beständig weiterlaufen. Und auch HIER noch genügend Energie haben, um im (flotten) Laufen zum Isotonischen und zum Gel zu greifen!
Die letzten Kilometer sind meist geprägt von unglaublichem „Hinhalten“, die mental Starken stellen sich in dieser Phase selbst als tosenden Orkansturm, als superschnellen Panther oder als Spitzenläufer aus Kenia vor – knapp nach der Ziellinie dann die Erleichterung – und die langersehnte Dopaminausschüttung! Alles Gute euch LäuferInnen in Wien oder sonst wo!
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Foto: MaxFun Sports/K.Köb