MaxFun Sports Laufsport Magazin
Weder Übertraining noch Unterforderung bringen etwas
Du sitzt seit zehn Minuten auf dem Rad, trittst vor dich hin, hast das Gefühl, als ob die Landschaft in Zeitlupe links und rechts vorbeiziehen würde, deine Beine kraftlos, dafür gut spürbar, du weißt schon, dass zumindest der letzte Zustand der Tatsache geschuldet ist, dass die Kapillaren noch nicht offen, du noch nicht im Trainingsmodus, weißt auch, dass dieser Zustand ein sich bald ändernder wäre, aber dennoch; du hast es heute nicht, das feeling von Freiheit, Abenteuer und Verrücktheit. Es will sich nicht einstellen, dabei wartest du doch sekündlich darauf. Genau das könnte aber das erste richtige Anzeichen dafür sein, dass es dich nicht freut, so überhaupt nicht.
Egal, wie oft man pro Woche trainiert, egal, welche Ziele man verfolgt, es ist vor allem das Losstarten kaum einmal genauso wie am Tag oder in der Woche davor. Mal hast du Stress in der Arbeit, mal ein wunderschönes, privates Erlebnis gehabt, mal was Schlechtes gegessen, mal einen zu starken Kaffee getrunken. Und manchmal bist du einfach müde vom Training der letzten Tage, manchmal strotzt du nur so vor Energie. All das ist ganz normal, selbst – oder gerade – Weltklasseathleten starten mehrmals täglich mit ganz unterschiedlichen Gefühlen in ihre Einheiten. Morgens sind die Beine oft frisch, mittags völlig kaputt und abends wieder top. Bei Sportlern dieser Klasse stellt sich allerdings meistens die Frage nicht. Ob sie nach fünf Minuten umdrehen und wieder heimrennen sollen. Sport ist deren Beruf, um maximalen Erfolg generieren zu können, muss auch optimal trainiert werden, und das ist eben oft kein Honigschlecken.
Aber du? Du MUSST ja nicht unbedingt, kannst durchaus nach ein paar Rad- oder Laufkilometern umdrehen, dich auf die Couch legen und einen unzufriedenen Nachmittagsschlaf starten. Denn zufrieden wirst du nicht sein, wenn du einfach so deine Trainingssession aufgegeben hast. Weil du angeblich Null Bock hattest, (zu) müde warst oder einfach generell nicht gut drauf bist. Gut, die eine oder andere Einheit kannst du schon aufgeben oder ganz sausen lassen, wenn sie WIRKLICH nichts bringt, wenn du WIRKLICH keinen Kopf dafür hast oder wenn WIRKLICH Feuer am Dach ist, ob privater, beruflicher oder sonst irgendeiner Natur. Aber was bedeutet „die eine oder andere Einheit“, was bedeutet „WIRKLICH“?
Schwer zu sagen. Befindest du dich gerade in einer 10-km-Wettkampfvorbereitung, die, sagen wir mal, 12 Wochen lang dauert, und du lässt 3, vielleicht 4x die Intervalle sausen, weil eh schon wissen, dann wird das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Zuviel des Nachgebens sein, das gesteckte Ziel wohl zu hoch für dein tatsächlich durchgeführtes Training. Möchtest du bei deinem 25. Ultramarathon teilnehmen und lässt in der Vorbereitungsphase ein paar 2-h-Läufe aus, weil du merkst, dass dir die übrigen, wesentlich längeren Trailläufe vor allem von der Gelenksseite her zu viel abverlangt haben, ist das wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Trainierst du „nur“ aus Gesundheits- und Abschaltgründen, z. B. 3x/Woche, und pfeifst stets auf ein, zwei Einheiten, wird das auch deinen Zielvorstellungen nicht gerecht werden.
Schwierig zu sagen, wann man umdrehen oder gar nicht erst losstarten sollte. Faktum ist: Weder Übertraining noch Unterforderung bringen etwas. Wie du da selbst tust, bleibt letztendlich ohnehin nur dir überlassen. Akzeptiere einfach, dass es Tage gibt, an denen es dich so gar nicht freut, an denen du aber dennoch am Ball bleibst, akzeptiere aber auch, dass es immer wieder mal schlicht und einfach sinnlos ist. Aber vor allem solltest du zu deinen Entscheidungen stehen und sie nicht im Nachhinein anzweifeln.
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