MaxFun Sports Laufsport Magazin
Schein oder nicht Schein
19.12.2015, 18:00:00
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Neulich in der Sauna ein Gespräch belauscht, beziehungsweise gar nicht umhin gekommen, es nicht zu hören, zu nah saß man zusammen, zu laut die Worte, zu interessant auch das Thema. Da hätte man ein Jahr lang auf den Bewerb hintrainiert, hart trainiert, wirklich hart, sich striktest ernährt, brav alle Regenerationsphasen eingehalten, und dann gibt man eben nicht auf im Wettkampf. Eigentlich sprach man nur über diesen und jenen, also gar nicht über sich selbst, und dieser und jener hatte sich gründlich vorbereitet auf seinen Ironman, und stell dir vor, der hat doch tatsächlich w.o. gegeben, beim Laufen, wie kann das sein, ist doch der letzte Teil, und die paar Kilometer, warum nur, so viel Energie hineingesteckt in die Präparation, wieso macht der sowas? In dieser Phase des nicht nur wegen der mittlerweile ziemlich hohen Temperatur bereits recht hitzigen Gespräches mischte er sich ein, warum auch immer, hätte er besser bleiben lassen, traf er doch auf völliges Unverständnis, als er behauptete, es mache einen Unterschied, und zwar einen gewaltigen, ob man bei einem Aufguss in der Sauna darüber redet, also über einen Ironman, oder ob man sich selbst in einem solchen befindet. Und mal so ein bisschen hineinfühlt nach acht Stunden Dauerbelastung in drückender Hitze, da werden zehn, fünfzehn Laufkilometer schon mal zu einer halben Ewigkeit, und wenn du bei einem „Langen“ stirbst, dann stirbst du so richtig, da ist nix mit ein paar Sekunden pro Kilometer verlieren wie bei einem Fünfer oder von ihm aus auch Zehner, da gehst du ins Ziel, oder du kriechst auf allen Vieren und musst dauernd darauf achten, nicht ohnmächtig zu werden. Vielleicht aus Zorn darüber, dass sich da einer einfach so einmischt in das illustre Saunageplapper, leeren die scheinbar Unwissenden noch ein paar Schöpfer mit Saunamischung über den ohnehin schon überforderten Saunaofen, die Sache droht aus dem Ruder zu laufen, die Augen aller Schwitzenden leuchten bereits aufgrund der Schärfe, die Orangen-, Tannenbaum- und Pinienkernduft in zu intensiver Essenz hervorrufen, die Häute brennen lichterloh, aber bevor der Saunameister nicht fertig ist, darf keiner gehen, zumindest das Gespräch verstummt für die nächsten bangen Sekunden, man wähnt sich schon im Fegefeuer, dabei dachte man, man käme in den Himmel, man hätte sich einfach nicht einmischen sollen, endlich der Applaus, raus aus dem Wahnsinn. Und hinein in den nächsten, die Diskussion wird in den Ruheraum, den man aufgrund des Schocks der eben zu Ende gegangenen Hitzeschlacht einfach nicht verlassen kann, verlegt, wie man auf eine solche Idee kommen könnte, wer sich jahrelang, was heißt da jahrelang, jahrzehntelang oder gleich jahrhundertelang vorbereitet hätte auf einen Triathlon, der gibt nicht so mir nichts, dir nichts auf. Den letzten Rest der Energie aufbringend, erwidert man, schon ein gewisser Mark Allen, seines Zeichens sechsfacher Sieger von Hawaii, hätte einst gesagt, es mache einen phänomenalen Unterschied, ob man sich einen Dreißiger vornähme für den nächsten Samstag oder tatsächlich hinausginge und auch nur eine einzige Meile liefe. Irgendwann dann der nächste Aufguss, an dem er nicht mehr teilnehmen konnte, stattdessen wanderte er heim und stellte sich vor, wie es wäre, im nächsten Jahr beim Marathon mitzulaufen, und irgendwie war das eine gute Vorstellung, noch einmal unter drei Stunden, was sollte da schon so schwer sein dran, ein bisschen trainieren, das eine oder andere Kilo abnehmen, dann ginge das schon, schnurstracks meldete er sich an, lief seinen ersten Dauerlauf in 5:30, also nur noch knappe eineinhalb Minuten schneller pro km, und das 42 Mal hintereinander, hatte er in der Sauna mit sich selbst diskutiert und das aufgrund der Hitze nicht mehr bemerkt? Link: www.maxfunsports.com |