MaxFun Sports Laufsport Magazin
Müde Beine
Du kennst das sicher, stehst in der Früh auf, nein, du versuchst, in der Früh aufzustehen, aber noch im Liegen merkst du, wie deine Quadrizepse, deine Beinbizepse, deine Adduktoren, deine Abduktoren, deine Glutei, deine Solei, deine Gastrocnemii und überhaupt alle 653 Muskeln, die du hast, vollkommen verkrampft, wahrscheinlich sogar zerrissen, mit großer Sicherheit noch total sauer sind vom Vortag. Also nicht gemessen in Laktatzahlen, denn die böse Milchsäure ist längst abgebaut, sondern sauer in Form von angefressen. Weil du wieder einmal Gas gegeben hast am Vortag, wie wenn der Teufel hinter dir her gewesen wäre. Weil deine verrückten Trainingspartner noch den letzten Hügel fahren wollten, und dann den hinterletzten und dann überhaupt den hintervorderletzten. Der Tempolauf drauf hätte es auch nicht mehr sein müssen, du weißt eigentlich gar nicht mehr, wie du ins Bett gekommen bist. Dafür jetzt auch nicht, wie du wieder rauskommst. Weil eigentlich die Arbeit ruft. Oder vielmehr der innere Schweinehund, die Arbeit ruft ja eher selten, außer du arbeitest auf einem Markt als Marktrufer. Und dann rufst erst wieder du, nur manchmal der Kollege, dieser Schweinehund, und dann eher an, wo du denn bleibst.
Am liebsten eben im Bett, weil fast unmöglich, du schaffst es trotzdem ins Büro und dort gerade noch zur neuwertigen Kaffeemaschine, die gleich ein paar tausend Euro gekostet hat, dafür herrliches schwarzes Gold braut, das brauchst du jetzt, auf dem Weg zu deinem Platz verschüttest du aber die Hälfte, weil sich plötzliches Zittern einstellt, kombiniert mit eiskaltem Schweiß, und das gleich am Montag. Zurück zur Kaffeemaschine schaffst du es nicht, auf deinem Platz versinkst du vor dem überdimensionalen Bildschirm, den du unbedingt haben wolltest, um besser arbeiten zu können, aber an Montagen ist der eher perfekt zum Verstecken, diese Wochenendeinheiten sind der reinste Horror, warum nur hast du dich wieder für den bösen Ironman Anfang Juli angemeldet?
Irgendwann wachst du dann auf, weil die nette Kollegin dich an der Schulter antippt, und endlich kann es zum Training gehen. Training? Oh Gott, ganz vergessen, was? Aber Glück gehabt, SCHWIMMEN ist doch eigentlich kein Training in DEM Sinn, davon werden die Beine wieder locker, du wirst sehen. Schon das Umziehen in dieser viel zu kleinen Kabine bereitet dir heute mehr Schwierigkeiten denn je, vor über hundert Jahren, als man dieses Bad gebaut hat, waren die Menschen halt noch viel kleiner…endlich in der Badehose die zwei Stockwerke hinunter zum Trainingsbecken, die zweite Etage hast du rückwärts genommen, sonst wärst du einfach hinuntergefallen. Da ist sie schon, die strenge Polin, deren Schwimmgruppe du dich vor einem halben Jahr zwecks Schwimmtechnikverbesserung angeschlossen hast, heute killt sie dich schon allein mit ihrer Anwesenheit, normalerweise ist es wenigstens ihr Blick. Und zack, schon bist du im viel zu kalten Wasser, wieder dieses Zittern, nur diesmal kein rettender Espresso in der Rechten, stattdessen überdimensionale Paddles, mit denen du durchs Wasser pflügst wie ein Killerwal, nur sehr viel eleganter. Bis zur ersten Wende, dort Krampf, kurze Pause, leicht anaerob, ungefähr fünf Zentimeter neben deinem rechten Ohr allerdings der schrille Schrei der Polin, und weiter geht’s. Nach zehn Längen sind deine Haxen so gut durchblutet, dass dieses Training dein bislang bestes wird. Was also lernst du daraus? Bewegung ist das beste Mittel gegen schreckenserregend kaputte Beine. Und wenn du nicht ertrunken bist, dann paddelst du noch heute…
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