MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der gläserne Athlet
Abgesehen davon, dass viele mehr oder weniger erfolgreiche Sportler nahezu alles, was sie tun – also nicht nur das Sportliche – auf Facebook, Twitter oder in zahlreichen Blogs veröffentlichen, soll es nun sogar zu Nachtdopingkontrollen kommen dürfen. Glaubt man zumindest den aktuellen Reportagen, die man so im TV zu sehen bekommt. Nun, abgesehen davon, dass Dopingkontrollen mehr als notwendig zu sein scheinen, will man das Dopingproblem im Sport in den Griff bekommen, muss man als Sportler wahrscheinlich in den sauren Apfel beißen. Und Dopingkontrolleuren auch in der dunklen Zeit, also etwa zwischen der Geisterstunde und sechs Uhr morgens, öffnen. Wer weiß schon – außer denen, die es wissen – wie schnell die modernsten aller Dopingmittel abbaubar sind und wie sie wirken. Wenn da die Kontrolleure nicht schnell genug zuschlagen, erwischt man wieder niemanden.
Das ist die eine Seite der Medaille – wenn überhaupt. Denn erstens bleibt der breiten Öffentlichkeit wohl eher verborgen, was sich wirklich abspielt in der großen, weiten Sportwelt da draußen, mit ihrem vielen Geld und mit ihren unüberschaubar vielen Beratern und Firmen und Ärzten, die ebenso unüberschaubar viel verdienen daran. Und zweitens wissen wir nicht erst seit Rainhard Fendrich, „ein jeder ist zum haben“, was so viel bedeuten sollte, wie „ein jeder ist käuflich“, warum also nicht die Kontrolleure, die sonst oft in ihren Labors sitzen und bloß Hungerlöhne verdienen.
Die andere Seite der Medaille? Ist es nicht ein bisschen grob, dass sämtliche Spitzensportler nun bereits rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen, immer bereit zu pinkeln oder sich Haar-, Blut- oder gar Hautproben entnehmen zu lassen? Ist die Würde des Menschen nicht irgendwo noch unantastbar? Muss man tatsächlich so weit gehen? Reicht es nicht schon aus, dass Spitzenathleten am besten ein paar Jahrzehnte im Voraus bekanntgeben müssen, wo sie sich Tag für Tag, Stunde für Stunde minütlich aufhalten?
Jetzt kannst du dem natürlich entgegenhalten, dass die Damen und Herren Superstars halt nicht so viel Blödsinn machen hätten sollen in der Vergangenheit. Und als wandelnde Versuchskaninchen über die Pisten und Straßen der Welt hinwegfetzen hätten sollen, schneller als das Licht beinah. Jetzt kann wer anderer dem aber gegenüberhalten, dass man mit Weltrekordzeiten im Marathon um die 2h20 keinen müden Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockte. Oder Fußballmatches, die wie zu Zeiten eines Herrn K. gespielt, nicht einmal mehr mehrfachsinnesbeeinträchtigte Einfältige in die Stadien lockten. Wir spielen ALLE mit beim großen Spiel Spitzensport, Olympia, Weltmeisterschaft oder Tour de Frankendings…und daher zeichnen wir alle brav dafür, dass die armen Protagonisten, die ja nur die Spitze der riesigen sich drehenden Sportmaschinerie darstellen, nun vielleicht bald auch nächtens mit einem Dopingkontrolleursüberfall zu rechnen haben. Und deshalb an Schlafproblemen leiden werden und keine Spitzenleistungen mehr bringen können. Die Katze beißt sich sozusagen in den Schwanz.
Lösung? Gibt es keine. Nie hat jemand behauptet, das Schiff in die richtige Richtung lenken zu können. Es hat auch nie jemand behauptet, dass das System Menschheit als Ganzes ewig funktionieren könne. (Fast) alle hoffen das zwar, aber natürlich wird weiter an allen Ecken und Enden betrogen, man sagt nur nicht so dazu. Aber schon die Geburt mit der damit verbundenen individuellen Genetik ist Betrug an den anderen, das ist aber nicht änderbar (oder doch…). Wahrscheinlich wird man aber auch die Dopingproblematik mit Nachtkontrollen nicht wegzaubern können.
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